Integrationsprojekt Erste Bücherbox geht an besondere Kita

Die Kinder der Stuki stürzten sich auf die neuen Bücher, die Regionalbischöfin Dorothea Greiner (rechts neben dem Plakat) und Integrationsbeauftragte Gudrun Brendel-Fischer (rechts daneben) dabei hatten. Für die Diakonie freuten sich Vorstand Franz Sedlak (rechts), der pädagogische Leiter der Kinder- und Jugendhilfe, Daniel Rupprecht (links neben Plakat), und Einrichtungsleiterin Christina Cantürk (hinten Vierte von links). Foto: Andreas Schmitt

„Sprache ist der Schlüssel.“ Das Projekt „Stolz auf meine Sprache!“ will helfen, diesen Integrationsleitspruch in die Realität umzusetzen. 100 Kitas in Bayern erhalten zweisprachige Bücherboxen. Die Studenten-Kinderkrippe Stuki ist nicht zufällig die erste.

 
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Bayreuth - „Wir betreuen über 60 Kinder aus 28 Nationalitäten“, betont Christina Cantürk, Leiterin der Diakonie-Einrichtung mit ihren drei Standorten. Die Stuki in der Frankengutstraße und das Nest Hohlmühle im Karl-Seeser-Weg sind in Campus-Nähe, die Krippe Glühwürmchen in der Kolpingstraße nahe des Bahnhofs.

„Ein Großteil der studierenden Eltern sind Ausländer“, sagt Cantürk. „Oft sind sie mit einem Stipendium hier und müssen ihr Studium schnell durchziehen.“ Ohne die Stuki wären viele aufgeschmissen, sagt Cantürk. Und erhält Zustimmung von einigen dankbaren Eltern, die zur Übergabe der ersten Bücherboxen in den Ferien in die Kita kamen.

Bayreuther Geschichte ist Stuki-Geschichte

„Unsere Geschichte in Bayreuth hätte ohne Stuki nicht funktioniert“, sagt Phillips Aboluwade. Der Nigerianer ist mit seiner Frau seit 2014 in Bayreuth. Er studiert Wirtschaft, sie arbeitet an der Uni. Als sie ankamen, waren ihre zwei Kinder drei Monate und zwei Jahre alt. Sie waren von Anfang in der Stuki. „Wir nehmen immer schon Babys auf“, sagt Cantürk, der Flexibilität wichtig ist. Mütter könnten Kinder in der Stuki stillen und dann in die Vorlesung gehen. „Im Notfall haben wir die Handynummer.“ Cantürk begleitet die Stuki seit vielen Jahren.

Phillips Aboluwade ist von der Stuki begeistert. „Unser drittes Kind war nicht geplant.“ Er schaut zum kleinsten Sohn. Er ist zwei Jahre alt, in Bayreuth geboren und ist seit dem vierten Lebensmonat in der Stuki. „Dieser Platz hat es uns immer sehr einfach gemacht“, sagt Aboluwade. Die Kinder wurden schnell heimisch. Der älteste Sohn geht heute ins Graf-Münster-Gymnasium, die Tochter in die dritte Klasse.

„Familiärer und mit mehr Austausch“

„Hier ist es anders als in anderen Kindergärten“, sagt auch Juliane Kleinert-Biermann. „Familiärer und mit mehr Austausch.“ Sie kam 2011 mit ihrem Mann aus Nordrhein-Westfalen nach Bayreuth und studiert Jura. „Schön, dass die Kita bei Hol- und Bringzeiten flexibel ist.“ Und auch sonst ist sie oft erste Anlaufstelle. Auch dank Eltern wie Kleinert-Biermann, die zwei Kinder in der Stuki hat und zu einem Team zählt, das viel organisiert.

Ab September werden in der Stuki erstmals Kinder betreut, von denen nicht mindestens ein Elternteil an der Uni ist. „Das Buchungssystem wurde geändert; freie Plätze werden jetzt auch an Eltern vergeben, die über die Stadt suchen“, sagt Cantürk. Über die Initiative hatte, wie berichtet, Sozialreferentin Manuela Brozat im Stadtrat informiert. Zwölf von 62 Plätzen gingen an Kinder von Nicht-Studenten.

Vorlesebücher in neun verschiedenen Sprachen

Für den Startschuss von „Stolz auf meine Sprache!“ wurde die Stuki auch ausgewählt, um ihre Arbeit zu honorieren. Die zweisprachigen Vorlesebücher gibt es in neun unterschiedlichen Sprachen. „Oft lernen Kinder schneller Deutsch als Eltern, die dann in ihrer Sprache vorlesen und daneben sehen, wie es auf Deutsch heißt“, sagt Gudrun Brendel-Fischer (CSU), Landtagsabgeordnete und bayerische Integrationsbeauftragte. Aus ihrem Budget wurde das Projekt realisiert. 30 von 100 Bücherboxen gehen an Einrichtungen des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Bayreuth. „Der Staat tut viel für die Integration. Er soll es auch zeigen – so wie in diesem tollen Projekt“, lobt Regionalbischöfin Dorothea Greiner.

Weitere Bücherboxen gehen in Bayreuth ans Kinderhaus sowie in die Kitas Saas und Kreuz, im Landkreis an die Kita Regenbogen Bindlach und die Kita Warmensteinach.

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