Zum Jahresende gab es insgesamt weitere Rückgänge, aber auch ein wenig Hoffnung. Die Produktion der Chemie allein betrachtet wuchs im vierten Quartal leicht um 1,2 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Die Beschäftigung blieb trotz des Gegenwinds stabil bei rund 477.000 Menschen in Deutschland - im Jahr 2020 lag sie noch bei rund 464.000.
Ifo-Institut sieht Hoffnung auf Ende der Talsohle
Auch das Münchner Ifo-Institut sah zuletzt etwas Hoffnung für die gebeutelte Branche. Demnach verbesserte sich das Geschäftsklima in der Chemie im Februar auf niedrigem Niveau leicht. "Das Klima in der deutschen Chemie ist zwar immer noch rau, es gab aber auch einige überraschende Lichtblicke", sagte Ifo-Branchenexpertin Anna Wolf.
Erstmals seit fast zwei Jahren sei die Nachfrage nach Chemieerzeugnissen gestiegen und es gebe mehr Aufträge als im Vormonat, so das Ifo-Institut. Die Unternehmen hätten im Februar die Produktion ausgeweitet, erste Firmen sähen von weiteren Preissenkungen ab. "Diese Ergebnisse zusammen mit der Normalisierung bei den Strom- und Gaspreisen wecken die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Talsohle", sagte Wolf.
Die Chemiebranche erlebt wegen des Anstiegs der Energiepreise im Zuge des Ukraine-Kriegs und der schwachen Konjunktur eine tiefe Krise. In der Pharmaindustrie wiederum ist der Boom um Impfstoffe in der Coronapandemie abgeebbt.
Während die Gaspreise wieder deutlich gefallen sind, leidet gerade die energieintensive Chemieindustrie unter im internationalen Vergleich hohen Strompreisen. Während industrielle Großkunden in Deutschland laut VCI zuletzt bei knapp 16 Cent je Kilowattstunde zahlten, habe die Konkurrenz in den USA rund 4,4 Cent aufwenden müssen. Die relativ teure Energie trifft aber nicht alle Firmen gleich: Während laut VCI-Angaben 2023 etwa die Hälfte der Unternehmen stagnierende oder deutlich steigende Gewinne verzeichnet habe, verbuchte die andere Hälfte deutliche Rückgänge oder sogar Verluste.
Konzerne streichen Stellen
Auf das raue Umfeld haben einige Schwergewichte bereits reagiert. Der Branchenprimus BASF baut Tausende Stellen ab, legt energieintensive Anlagen im Stammwerk Ludwigshafen still und kündigte jüngst dort weitere Einschnitte an. Bis Ende 2026 sollen am Hauptsitz zusätzlich jährliche Kosten von einer Milliarde Euro gespart werden - verbunden mit einem noch nicht bezifferten Jobabbau. Und der Essener Konzern Evonik streicht im Zuge eines großen Verwaltungsumbaus weltweit bis zu 2000 Stellen, davon rund 1500 in Deutschland.
Damit die Branche bei ihrer zarten Erholung wieder auf die Beine komme, brauche sie sichere Rahmenbedingungen und Unterstützung der Politik, forderte Große Entrup. Das Wachstumschancengesetz der Bundesregierung und der geplante Bürokratieabbau reichten nicht aus. Er forderte weniger Regulierung, schnellere Genehmigungen und Entlastung bei den Energiepreisen. "Wir brauchen massive Entlastungen für die deutsche Wirtschaft."