In Spedition eingezogen Naturschützer siedeln Dohlen-Kolonie um

Dohlen gelten als intelligente und standorttreue Vögel. Sie gehören zu den Raben und stehen in Bayern auf der Vorwarnliste gefährdeter Arten. Foto: .birdpictures.de/Rosl Roessner

Die Rabenvögel haben sich in großer Zahl in der Spedition Emons angesiedelt. Dort konnten sie nicht bleiben Vogelexperten haben sich etwas einfallen lassen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Stephan Meixner ist ein Naturfreund. Deswegen störte es den Leiter der Himmelkroner Niederlassung der Firma Emons zunächst auch nicht, dass sich unter dem Flachdach über der Laderampe ein paar Dohlen ansiedelten. Bald aber kamen mehr. Und noch mehr. Und sorgten nicht nur durch ihre lauten Rufe für Unmut. Der Kot der Tiere landete auf Fahrzeugen und Ware - und manchmal auch auf Köpfen und Schultern von Mitarbeitern, die verständlicherweise zu maulen begannen.

Die Vögel sollten weg! Aber wie? Brachiale Methoden kamen für Stephan Meixner nicht in Frage - und würden auch dem Naturschutzgesetz zuwiderlaufen, informiert Katrin Geyer vom LBV in Kulmbach. Immerhin steht die Dohle, ein etwa taubengroßer Vogel mit einem schwarz-metallisch schimmerndem Federkleid, in Bayern auf der Vorwarnliste gefährdeter Arten. Experten schätzen, dass der Bestand in Bayern seit 1999 um die Hälfte geschrumpft ist. Einfach vertreiben würden sich die Vögel auch nicht lassen: Dohlen sind nicht nur stimmgewaltig; sie leben auch gerne in der Nähe des Menschen.

Man versuchte es in Himmelkron mit Netzen. Unter die freiliegenden Metallträger gespannt, sollten sie die Vögel dazu bringen, sich andere Sitz- und Nistplätze zu suchen. Keine gute Idee, wie sich schnell zeigte. „Ein paar Vögel verhedderten sich in den Netzen“, sagt Stephan Meixner. „Wir haben sie freischneiden müssen. Aber durch die Löcher, die nun in den Netzen waren, sind die anderen einfach durchgeschlüpft.“

Acht Nisthöhlen gebaut

Was nun? Rat und Hilfe erhoffte sich der Firmenchef von den Experten in Sachen Vogelschutz. Er nahm Kontakt mit Erich Schiffelholz, dem Sprecher der Kreisgruppe Kulmbach im LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz, auf und vereinbarte mit ihm eine Kooperation - in der Hoffnung, dass auch die Dohlen mitspielen würde. Im „Lebenswerk“ in Melkendorf, einer Einrichtung des Diakonischen Werks Bayreuth für Menschen mit Behinderung, wurden acht Nisthöhlen angefertigt, zugeschnitten genau auf die Bedürfnisse von Dohlen, die in freier Natur Höhlenbrüter sind.

In mehreren Metern Höhe installiert Erich Schiffelholz eine Nisthöhle für die Dohlen. Foto: Katrin Geyer

Dann wagten Erich Schiffelholz und seine Mitstreiter Winfried Bloche und Harry Leucht das Experiment und betätigten sich als Umzugshelfer. In einer Gehölzgruppe an der Grenze des Emons-Geländes wurden in mehreren Metern Höhe zwei der Kästen an Bäumen befestigt. Kein leichtes Unterfangen, denn die Kästen haben nicht nur beachtliche Ausmaße, sondern auch ein beträchtliches Gewicht.

Hoffen auf Akzeptanz

Nun soll beobachtet werden, ob die Vögel die Nisthöhlen auch annehmen. „Die Tiere sind intelligent und neugierig“, sagt Erich Schiffelholz. Dass sie über kurz oder lang die Holzkästen zumindest einmal erkunden werden, sei sehr wahrscheinlich. Sofern die Chance besteht, die Dohlen auf diese Weise von der Laderampe weg und in ein neues Zuhause zu locken, sollen die weiteren sechs Nisthöhlen an geeigneten Stellen am Firmengebäude installiert werden. Dohlen seien standorttreu, sagt Jennifer Kilic von der Unteren Naturschutzbehörde im Kulmbacher Landratsamt. „Bei Nistkästen in unmittelbarer Nähe der alten Plätze am Gebäude ist die Chance groß, dass sie angenommen werden.“Das entspreche dann auch den Vorgaben des Naturschutzgesetzes.

Und falls der Umzug wirklich klappt - dann steht einem friedlichen Zusammenleben der Dohlen mit der Belegschaft von Emons künftig nichts mehr im Wege.

Autor

Bilder