Arbeitssuchende Pfleger Der Winter bringt mehr Arbeitslose

Auch viele Kranken- und Altenpfleger sowie Pflegehelfer haben sich arbeitssuchend gemeldet. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Trotz der kalten Jahreszeit bleibt Kulmbach mit der Quote auf historisch niedrigem Niveau. Mehr als 1300 offene Stellen sind bei der Agentur gemeldet.

 
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Kulmbach/Hof - „Aktuell sind weniger Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen als es in den letzten 40 Jahren in einem Januar der Fall war“, berichtet der Leiter der Agentur für Arbeit in Hof, Sebastian Peine, in seinem jüngsten Arbeitsmarktbericht. 3,9 Prozent meldet die Agentur für ihren gesamten Bereich, der Hof, Bayreuth und Kulmbach einschließt. Besonders gut schneidet im Januar mit 3,0 Prozent das Kulmbacher Land ab. Die für März angekündigte Impfpflicht für Angehörige aus Gesundheitsberufen hat sich im Agenturbereich bemerkbar gemacht. Aus der Branche meldet die Agentur 293 Personen, die sich arbeitssuchend gemeldet haben. Im Dezember 2021 gab es 99 Arbeitsuchende aus diesem Berufsbereich.

Auch im Landkreis Kulmbach wirkten sich, wie überall, die üblichen saisonalen Einflüsse auf die Arbeitslosigkeit aus, heißt es im Arbeitsmarktbericht. So waren im Januar witterungsbedingt mehr Menschen betroffen als im Vormonat, fast ausschließlich Personen, die dem Kreis der Bezieher von Arbeitslosengeld I zuzuordnen sind. Die meisten Arbeitnehmer haben nach Agenturangaben eine Wiedereinstellungszusage ihres früheren Arbeitgebers für die Zeit nach Ende der Wintersaison.

Hauptsächlich betroffen sei das Baugewerbe, zum Bespiel mit Kran- und Baggerführern, Maurern, Zimmerern und Malern. Aber auch bei Berufskraftfahrern, dem Garten- und Landschaftsbau, der Forstwirtschaft, in der Tourismusbranche und bei der Gebäudereinigung, insbesondere der Fassadenreinigung, seien die Auswirkungen spürbar.

Viele Arbeitnehmer wollen sich beruflich neu orientieren und nehmen das Angebot der Berufsberatung im Erwerbsleben in Anspruch, heißt es für den Kreis Kulmbach weiter. „Es erfolgten einige Arbeitsuchendmeldungen von Personen, die weder geimpft noch genesen sind und damit ab 15. März nicht mehr in ihren bisherigen Einrichtungen oder Unternehmen tätig sein dürfen, sofern sich an ihrem Status bis dahin nichts ändert. Zu nennen sind in erster Linie Kranken- und Altenpfleger sowie Pflegehelfer und Heilerziehungspfleger“, berichtet die Behörde, nennt aber speziell für Kulmbach keine detaillierten Zahlen.

Die Arbeitskräftenachfrage sei breit gefächert. Von A wie Anlagenmechaniker-Sanitär-Heizung-Klima bis Z wie Zerspanungsmechaniker gebe es ein großes Angebot in der Region Kulmbach. „Es werden insbesondere Fachkräfte von inhabergeführten Betrieben, insbesondere dem Handwerk und von Industriebetrieben gesucht. Die Unternehmen berichten von gut gefüllten Auftragsbüchern für das neue Geschäftsjahr. Es bestehen jedoch auch Unsicherheiten wegen Materialknappheit und der damit verbundenen Preisentwicklung beim Einkauf.“

Weiterhin spielen laut Arbeitsagentur bei der Personalplanung die steigenden Energiepreise und die Entwicklung der pandemischen Lage eine entscheidende Rolle. Besonders gefragt seien Bewerber mit Fachkenntnissen aus dem Bereich Metall, wie zum Beispiel Metallbauer oder Konstruktionsmechaniker. Gute Einstellungschancen böten sich motivierten Helfern für den Hoch-, Aus- und Tiefbau. Besonders viele Stellenangebote kommen aus dem pflegerischen/medizinischen Bereich. Gesucht werden Altenpfleger, -helfer, Pflegefachleute, Ärzte, zahn-/medizinische Fachangestellte, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Heilerziehungspfleger. Weiterhin nachgefragt seien Fachkräfte in der sozialen Arbeit (Sozialpädagogen, Erzieher, Kinderpfleger). Der kaufmännische Sektor benötige versierte Rechtsanwalts- und Steuerfachangestellte. Im Januar gingen 149 Angebote ein. Insgesamt stehe ein Pool von 1318 Stellenangeboten im Landkreis Kulmbach zur Verfügung, berichtet die Arbeitsagentur.

Die Nachfrage nach Arbeitskräften ging agenturweit im Vergleich zum Vormonat nur leicht zurück. der Zugang an neuen Arbeitsstellen sei für den Monat Januar außergewöhnlich hoch. „Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen bleibt damit auf dem sehr hohen Niveau“, konstatiert Sebastian Peine.

Bei den Arbeitgeber-Services gingen insgesamt 1197 Stellenmeldungen ein, 190 weniger als im Dezember 2020, aber 372 mehr als im Vorjahresmonat. Besonders gesucht waren Mitarbeiter für die Berufsbereiche Lagerwirtschaft, Post, Zustellung und Güterumschlag, für Reinigung sowie für Erziehung, Sozialarbeit und Heilerziehungspflege.

Nach aktuellen Daten wurde im Januar für bis zu 822 Personen Kurzarbeit neu angemeldet. Seit November 2021 sei wieder mit ansteigenden Kurzarbeiterzahlen zu rechnen, wenn auch die Rekordwerte des Jahres 2020 nicht mehr zu erwarten seien. Die aktuellsten Hochrechnungen zur tatsächlich eingetretenen Kurzarbeit liegen für September 2021 vor und gehen von 3416 Arbeitnehmern in 551 Betrieben aus. Bis 31. März 2022 gelten ein erleichterter Zugang zum Kurzarbeitergeld, ein Anspruch auf erhöhte Leistungssätze und Hinzuverdienstmöglichkeiten während der Kurzarbeit. red

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