In der Fränkischen Schweiz prangt das Symbol auf einem Hausdach Geschwand: Wohnen unterm Hakenkreuz

Von
 Foto: red

Auf dem Giebel eines Hauses in Geschwand, einem Ortsteil von Obertrubach, sitzt eine Adlerfigur mit ausgebreiteten Schwingen – auf einem Hakenkreuz. Laut dem Bayreuther Staatsanwalt Daniel Götz eine strafbare „Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“. Der Hausbesitzer schweigt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

„Wissen Sie, dass auf Ihrem Dach ein Hakenkreuz ist?“ Der Besitzer des Hauses, Wolfgang W., knallt beim ersten Anruf mit einem Schimpfwort den Hörer auf die Gabel. Beim zweiten Anruf sagt er: „Mach dir keine Sorgen und Servus“. Und legt wieder auf.

Ob er den Adler mit dem Hakenkreuz selbst aufs Dach gesetzt hat oder es die Dachdecker waren, bleibt ungeklärt. Das wird die Kriminalpolizei aus Bamberg, Abteilung Staatsschutz, herausfinden müssen. Denn in solchen Fällen ist es ihre Aufgabe, die Urheber der verbotenen Symbole aufzuspüren. Schmierereien müssen unkenntlich gemacht werden. Ob der Adler vom Dach muss oder ob es reicht, wenn das Hakenkreuz nicht mehr sichtbar ist, ist noch ungeklärt.

Das Haus stammt auf jeden Fall aus den 1980er Jahren, gebaut hat es nach Informationen dieser Zeitung der jetzige Bewohner selbst. Es hat zwar nicht viel Nachbarschaft, liegt aber direkt am Ortseingang – trotzdem hat noch keiner entweder das Hakenkreuz gesehen oder gar angezeigt. Vielleicht, weil es auf den ersten Blick nicht leicht zu sehen ist. Vielleicht, weil der Hausbesitzer als „sehr schwierig“ im Umgang gilt.

Im Zusammenhang mit einer sehr umfangreichen polizeilichen Untersuchung im Umfeld des Hauses von Geschwand sollen nach Informationen dieser Zeitung auch andere Gegenstände aus dem rechtsextremen Bereich gefunden worden sein – nicht jedoch der Adler auf dem Hakenkreuz. Allerdings soll der Besitzer auch nicht Mitglied einer rechtsradikalen Gruppierung sein.

Ausgerechnet in Geschwand in der Fränkischen Schweiz ein Hakenkreuz. Dort hatten bis vor vier Jahren immer wieder Konzerte und Treffen von Rechtsextremen auf einer privaten Wiese zwischen Geschwand und Bärnfels stattgefunden. 2009 und 2010 fanden dort auf dem Grundstück eines Bürgers der Nationale Frankentag des inzwischen verbotenen Freien Netz Süd statt, zu dem bis zu 300 Besucher kamen. Allerdings war der Besitzer des Hauses in Geschwand nicht bei diesen rechten Treffen – er war zu dieser Zeit nämlich nicht in Obertrubach.

Dem damaligen Bürgermeister Willy Müller war es 2011 gelungen, die Rechtsextremen aus Obertrubach zu verbannen. Müller sagte damals: „„Ich tue alles, um gegen die braune Sippe vorzugehen.“ Die nächsten Frankentage fanden dann im unterfränkischen Rodach oder in Mainleus bei Kulmbach statt.

Autor

Bilder