In der Eger Viele Fische fühlen sich wieder wohl

Wolfgang Neidhardt
Professor Volker Lüderitz (Bildmitte), Viktor Schwinger, Fisch-Fachberater von Oberfranken, und Andreas Zipperle, Mitarbeiter des Landratsamtes Wunsiedel (links) mit den Mitarbeitern beim Elektrofischen an der Eger. Zu ihnen zählt übrigens auch Latifi Parvaneh, eine Doktorandin aus dem Iran. Foto: /Wolfgang Neidhardt

Bei der Elektrobefischung in der Eger stellen Fachleute fest: Das Gewässer hat sich deutlich erholt. Die Maßnahmen des Landkreises Wunsiedel im Großprojekt „InseGda“ greifen.

 
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„70 Zentimeter Hecht, Bach-Neunauge 15, Schleie 15 mit Fischotterverletzung.“ Ein Mitarbeiter liest vor, und Andreas Zipperle vom Landratsamt Wunsiedel trägt die Maße in ein Formular ein: So läuft sie ab, die Elektrobefischung an der Eger bei Marktleuthen. Sie gehört zu einem Artenschutz-Großprojekt namens „InseGda“, das hier vor drei Jahren gestartet wurde und mit diversen Maßnahmen noch einige Jahre laufen wird – jüngste Maßnahme war das Libellen-Labyrinth in Weißenstadt (wir berichteten).

Nun geht es an der Eger und anderen Gewässern zweiter und dritter Ordnung wie etwa dem Höllbach zwischen Schwarzenhammer und Heidelheim darum, zum zweiten Mal den Fischbestand zu analysieren und den ökologischen Zustand des Flusses zu ermitteln. „Der Zustand ist gut“, zeigt sich Zipperle zufrieden. Zur Analyse gehört auch der sogenannte Makrozoobenthos, die Gesamtheit der Kleinlebewesen am Gewässerboden: Libellenlarven, Stein- oder Eintagsfliegen oder die Larven von Köcherfliegen. Und die Forscher werfen auch einen Blick auf die gesamte Nahrungskette, also auch auf die Haupträubergruppen, neben den Fischen auch Vogel und Fledermäuse.

Dass sich die Eger hier schon sehr gut erholt hat und eine vielfältige Flora und Fauna zeigt, geht zurück auf die Initiative von Michael Fichtner, der für den Bund Naturschutz 2010 begonnen hatte, die Eger zu renaturieren. Seine Maßnahmen waren vor zehn Jahren abgeschlossen. Nun läuft ein Folgeprojekt.

Großer Reichtum an Warmwasserfischen

Über den Zustand des Flusses freut sich auch Professor Volker Lüderitz von der Universität Magdeburg-Stendal, der das Projekt begleitet: „Wir haben hier einen großen Reichtum, vor allem an Warmwasserfischen.“ Die Eger ist hier 13 bis 14 Grad warm, während ihr Zufluss Röslau um ein zwei Grad kühler ist. Nur die Forelle fühlt sich hier nicht so wohl, sie hat es gerne noch etwas kühler. Der Wissenschaftler freut sich über die gelungene Aktion mit dem Wasserwirtschaftsamt und der Regierung von Oberfranken in Person von Viktor Schwinger, dem Fisch-Fachberater im Bezirk.

„Das ist hier ein sehr interessantes Projekt“, stellt er fest. Untersuchungen, die so detailliert stattfinden wie hier, gehen weit über das Normale hinaus – auf Basis der europäischen Gewässerrahmen-Richtlinie. „Wir vergleichen die Datensätze um zehn und zwölf Jahre zurück, machen also hier eine große Stichprobe und stellen fest: Was hat was gebracht? Was wir hier tun, ist eine große Erfolgskontrolle.“ Nach der Eger bei Marktleuthen und dem Höllbach wird eine weitere übrigens demnächst am Oberlauf der Eger und an einem Flussstück von etwa 800 Metern Länge zwischen Grub und Franken stattfinden. Und die Fachleute sind guter Dinge, dass auch hier die Untersuchungen den Erfolg ihrer Arbeit bestätigen.

Auswirkungen des Fischotters

Schwinger erlaubt sich noch einen Exkurs zum Thema Fischotter. „An großen Flüssen hat er keine großen Auswirkungen. Doch in den Zuläufen stellen wir einen drastischen Rückgang des Bestandes fest, für den der Fischotter verantwortlich ist. „Geschehen“ müsse allerdings etwas für die Teichwirte, denen das Tier massive finanzielle Schäden zufügt. „Der Fischotter gehört natürlich dazu.“ Aber für den rigiden Schutz des Tieres, wie sie Umweltverbände fordern, hat er kein Verständnis.

Das macht der Fischereiexperte an einem Beispiel deutlich: dem Verbiss im Wald. „Das Reh gilt als Schädling. Da wird geschossen, und hier werden die Abschussprämien erhöht. Aber, was unter Wasser passiert, scheint niemanden zu interessieren.“ Deutschland mit seinen über 80 Millionen Einwohnern habe nun einmal eine Kulturlandschaft, in der vieles reguliert wird. Und in diesem Rahmen ist es seine Aufgabe und die von Fachleuten, im Fichtelgebirge dafür zu sorgen, dass dies mit großer Rücksicht auf die Lebensräume der Tiere geschieht. Erste Erfolge der Arbeit zeigen nun die Untersuchungen an Höllbach und Eger.

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