Die rollende Kläranlage
Sie müssen deshalb mit Düsen oder Fräsen gespült werden. Das geschieht mit einem Fahrzeug, das im Jahr rund 120 Kilometer Leitungen reinigt. Das Fahrzeug ist eine rollende Kläranlage: Es reinigt das Wasser, mit dem die Rohre gespült werden, im eigenen Tank.
Vom Gummihandschuh bis zum Fahrrad
Doch nicht nur Lebensmittelreste spülen Menschen ins Leitungsnetz unter der Stadt: Problematisch ist alles, was sich nicht auflöst: Binden und Feuchttücher zum Beispiel. Die Kanalarbeiter finden aber auch Kleidungsstücke oder Gummihandschuhe im Abwasser. Sogar Teile von einem Fahrrad haben sie schon herausgezogen.
Gas, Schlamm und Dunkelheit
Die Arbeit im unterirdischen Kanalnetz ist gefährlich, sagt Ziegler. Deshalb könne man auch "nicht einfach den Deckel aufmachen und da runter steigen." Durch die Ablagerungen entstehen Gase, in den begehbaren Leitungen ist es stockduster, die Ablagerungen auf dem Boden sind glitschig und voller Bakterien. Wenn die Mitarbeiter die Leitern hinab in die Tiefe steigen, dann tragen sie Schutzkleidung, Handschuhe, Helm mit Lampe und einen Sicherungsgurt. Sie haben außerdem immer ein Gasmessgerät dabei.
Gasunfall: Messgeräte schlagen an
Vor einiger Zeit gab es einen Gasunfall: "Es war recht kritisch", erinnert sich Lothar Ziegler. "Gott sei Dank hatten wir vorher gemessen." Durch eine Fehleinleitung aus einem Unternehmen hatte sich Schwefelwasserstoff gebildet. Dieser hat die Eigenschaft, am Schachtboden zu bleiben. "Man merkt es erst, wenn man ganz unten ist. Dann verliert man das Bewusstsein."
Kanalisation in Zahlen
20 Mitarbeiter gehören zum Team, das sich um die Abwasserleitungen, aber auch um kleinere Bachläufe wie den Sendelbach kümmert.
30 Zentimeter Durchmesser haben die kleinsten Kanalrohre in Bayreuth, 2,60 Meter die größten. Nur rund sieben Kilometer der Kanäle sind so groß, dass sie begehbar sind. Die Leitungen mit 30 bis 60 Zentimetern Durchmesser machen mit etwa 350 Kilometer den größten Anteil aus.
36 Rückhaltebecken fangen bei Regen die Wassermassen auf und leiten sie nach dem Regen nac und nach in die Kläranlage.
100 Jahre alt sind die ältesten Abwasserleitungen unter Bayreuth. Mit der Zeit ist das Netz gewachsen, die meisten Rohre stammen aus der Zeit zwischen 1950 und 1970.
400 Kilometer lang ist das Netz aus Kanälen unter der Stadt - das ist weiter als die Strecke von Bayreuth nach Berlin.
500 Liter Abwasser kommen pro Sekunde bei trockenem Wetter im Abwassernetz der Stadt Bayreuth an,
1300 Liter pro Sekunde können es bei einem regelmäßigen Regen sein.
90.000 Einwohner aus Bayreuth, Creußen, Obern- und Unterschreez und Eckersdorf-Donndorf sind an die Bayreuther Kläranlage angeschlossen.