In 28 Fällen soll der Himmelkroner insgesamt 240.000 Euro veruntreut haben Bunkermann: Fiktive Rechnungen und Scheinbuchungen

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Der Angeklagte sitzt in Fußfesseln neben seinem Verteidiger Johannes Driendl. Foto: Ute Eschenbacher Foto: red

Er konnte mit Zahlen umgehen. Und offenbar auch mit Waffen und Sprengstoff. Im Prozess gegen einen 35-jährigem Bilanzbuchhalter, der sich in seinem Keller einen Bunker baute und dafür Geld unterschlagen haben soll, ging es am Freitag um dessen erdachtes, betrügerisches Finanzsystem.

 
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Wie berichtet, soll der Himmelkroner ab 2009 rund 240.000 Euro unterschlagen haben. Sein Arbeitgeber wurde mit seinem Elektrogeschäft deshalb an den Rande des Ruins getrieben. Das Geld hat der Angeklagte laut Anklage für Baumaterial ausgegeben. Um sich im Keller seines Wohnhauses einen Bunker zu bauen.

Falschaussage

Am zweiten Verhandlungstag ging es nach den bisherigen Vorwürfen des unerlaubten Besitzes von einem Kilo Marihuana und verschiedener Sprengkörper und explosiven Stoffen, um eine falsche eidesstattliche Versicherung und Scheinrechnungen. Die 28 Untreuefälle sollen sich zwischen Februar 2009 und Ende 2010 sowie zwischen Juli 2012 und August 2013 zugetragen haben. Der Kaufmann will die fingierten Buchungen größtenteils auf Weisung seines Auftraggebers vorgenommen haben.

In einem früheren Verfahren hatte er angegeben, von einem Konto bei der Deutschen Kreditbank Berlin nichts gewusst zu haben. Die Staatsanwaltschaft hält das für eine bewusst falsche Darstellung. Denn es konnte nachgewiesen werden, dass er das Konto am 15. Januar 2009 eröffnete und am 30. Dezember 2010 wieder geschlossen habe. Der 35-Jährige rechtfertigte die Aussage nun damit, er habe auf die Richterfrage damals nur eingeschränkt antworten dürfen. Außerdem sei ihm nicht klar gewesen, auf welches Konto der sich bezogen habe.

Von dem Online-Konto habe er keine Dokumente gehabt. Weil dies aber wenig plausibel war und auch Richter Michael dies für „nicht nachvollziehbar“ hielt, machte der Angeklagte schließlich keine Angaben mehr. Die Berufung in dem Arrestverfahren war bereits zurückgenommen worden. Laut Anklage hat der Mann noch ein weiteres Privatkonto bei der Ing-DiBa in Frankfurt unterhalten. Um die Umbuchungen vom Firmenkonto vorzunehmen, habe er Sammelüberweisungen verwendet. Die Scheinrechnungen seien über fiktive Beträge ergangen, erdachte Leistungen, die nie erbracht wurden.

Scheinkonstrukt

Der Himmelkroner nahm am Freitag dazu erstmals Stellung. Sein Auftraggeber habe mehr Geld aus dem Unternehmen herausholen wollen, verteidigte er das betrügerische Vorgehen. Der Betrieb sei aufgespalten worden: in ein Einzelunternehmen, dem die Immobilien gehören, und eine GmbH, die dafür Pacht bezahlt. Damit sollten dem Angeklagte zufolge Kredite und Steuern zurückbezahlt werden. Über seine eigene KG habe er Scheinrechnungen an das Elektrogeschäft gestellt und davon 25 Prozent zurückbekommen. Er habe im September 2013 endgültig aussteigen wollen. „Das war ein Konstrukt, dass so nicht mehr ging.“ Dann habe er die Kündigung erhalten.

Der Angeklagte ist aufgrund einer chronischen Schmerzkrankheit nur eingeschränkt verhandlungsfähig. Die medizinischen Sachverständigen halten ihn für leicht depressiv, ansonsten sei sein Denken geordnet und klar. Seit einem Unfall im Jahr 2009 leidet er unter dauernden Schmerzen in Händen und Unterarmen. Der ehemalige Pionier lernte den Umgang mit Waffen und Sprengstoff nach eigenen Worten bei der Bundeswehr. Seinem „Hobby Distanzschuss“ sei er nach dem Wehrdienst noch in Österreich nachgegangen, wo er sich von 1999 bis 2014 überwiegend aufgehalten haben will.

Auch die Handgranaten habe er in Österreich hergestellt und erst 15 Jahre in zwei Transporten nach Himmelkron gebracht, um sie später im Fichtelgebirge zu entschärfen. Dass er mit dem „hochbrisanten Krempel“ über die Autobahn gefahren sein, verpackt in Folie und Fässern mit Quarzsand, mochte das Gericht kaum glauben.

Abgeschottet

Ab 2011 habe er mit dem Bunkerbau begonnen. Warum, das ist noch weitgehend unklar. Die dünnste Wand besitzt eine Stärke von 1,30 Meter, die Decke ist 1,70 Meter stark, alles aus hochfestem Stahlbeton. Rund 100.000 Euro habe er in drei Jahren für das Baumaterial für den „Schutzraum“ ausgegeben. Das Geld habe er von seinem Erbe genommen. Und aus dem Honorar von ihm erstellten Scheinrechnungen, wie er einräumte.

Als Staatsanwalt Bernhard Böxler nachfragt, was den seine Freundin von dem Bunkerbau gehalten habe, sagt der Angeklagte: „Mein Hobby war ihr lieber, als wenn ich auf Trekkingtour gegangen wäre.“ Angeblich hätte auch seine Familie von dem Bau gewusst und ihm dabei sogar geholfen.

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