Im Rotmaintal Hilfe für gefährdeten Vogel des Jahres

Das Braunkehlchen, „Vogel des Jahres 2023“ ist selten geworden und vom Aussterben bedroht. Foto: /Patrick Pleul/dpa

Das Braunkehlchen, Vogel des Jahres 2023, ist vom Aussterben bedroht. Eines der letzten Refugien für die Art gibt es im Rotmaintal. Der LBV versucht dort, die Lebensbedingungen für die gefährdete Vogelart zu verbessern.

 
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Der Vogel ist ein Winzling: Knapp spatzengroß, ist er scheu und leicht zu übersehen. Aber er trägt einen großen Titel: Das Braunkehlchen, erkennbar am markanten weißen Streifen über dem Auge, wurde vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) und dessen bayerischem Partner LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz zum „Vogel des Jahres 2023“ gekürt.

Die Vögel sind selten geworden bei uns, ihr Bestand gilt deutschlandweit als stark gefährdet. Das liegt unter anderem daran, dass der Weg ins Winterquartier jenseits der Sahelzone und von dort zurück immer gefährlicher wird: Die Sahelzone, ohnehin für Mensch und Tier ein unwirtlicher Landstrich, trocknet zunehmend mehr aus. Wasser und Nahrung werden für das Braunkehlchen knapp und mancher Vogel überlebt deshalb den Winter nicht.

Die Menschen können helfen

Aber auch in unseren Breiten droht dem Braunkehlchen Gefahr. Der Lebensraum der Vögel sind feuchte Wiesen, Brachen und Feldränder, von denen es in einer intensiv genutzten Landschaft immer weniger gibt. Wichtig sind einzelne Büsche, hohe Stauden oder Zaunpfähle, welche die Vögel als Sing- und Ansitzwarte nutzen, als Sitzplatz also, wo sie ihren Reviergesang anstimmen, ihre Beute (vor allem Insekten, Würmer und Spinnen) erspähen und ihr Nest am Boden anfliegen. Zumindest hier kann der Mensch eingreifen. Seit Jahren schon betreibt die Kreisgruppe Kulmbach im LBV ein Braunkehlchen-Projekt im Rotmaintal. „Das Rotmaintal ist eines der letzten Refugien“ sagt Frank Schneider. Er ist beim Kulmbacher LBV der Experte für Braunkehlchen, Kiebitz und Co.

In den Nachbarlandkreisen Lichtenfels und Bayreuth sei der Vogel ausgestorben. In der Teuschnitzaue im Frankenwald und im Hofer and gebe es noch einige Brutpaare. Im Rotmaintal habe man noch vor wenigen Jahren einen Aufschwung registriert. „Jetzt haben wir nur noch sechs oder sieben Brutpaare und fürchten auch hier um den Bestand“, so Schneider. Brachflächen und Feuchtwiesen können die Kulmbacher Naturschützer nicht aus eigener Kraft schaffen - nur an die Verantwortlichen appellieren, die Natur auch einmal Natur sein zu lassen. Immerhin: Ansitzwarten können sie ausbringen. Vor wenigen Tagen waren zahlreiche engagierte LBV-Mitglieder vor allem im Bereich Oberzettlitz unterwegs, um dort gut 1000 Bambusstöcke in den Boden zu schlagen. Die werden von den Braunkehlchen, die Anfang bis Mitte April aus ihren Winterquartieren zurückkehren, hoffentlich gut angenommen.

Schilder informieren über Aktion

Damit Spaziergänger, Gassigeher oder Jogger auch erfahren, was es mit den vielen Stecken in der Landschaft auf sich hat, wurden zudem Informationstafeln aufgestellt. Darauf zu lesen ist nicht nur Wissenswertes über die gefiederten Gäste, sondern immer wieder auch der Appell, Rücksicht zu nehmen, den Lebensraum der Braunkehlchen nicht zu stören.

Insbesondere wird seitens des LBV darum gebeten, Hunde nicht frei laufen zu lassen. Sie könnten nicht nur Braunkehlchen aufstören, sondern auch andere Bodenbrüter wie Lerchen, Rebhühner, Wachtelkönige, Schwarzkehlchen und die ebenfalls in ihrem Bestand bedrohten Kiebitze. Aus dem gleichen Grund sollten Fußgänger auch auf den Hauptwegen bleiben, nicht querfeldein gehen und auch keine kleinen Trampelpfade nutzen. „Damit“, so Frank Schneider, „können wir dazu beitragen, dass die bedrohten Vogelarten nicht ganz aus unserer Region verschwinden.“ red

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