Im Rausch der Farben 3000 Menschen feiern Holi-Festival auf dem Volksfestplatz

Von Maximiliane Rüggeberg
Rund 3000 Besucher haben am Samstag das Holi-Festival auf dem Volksfestplatz gefeiert. Foto: Harbach Foto: red

Farben Marsch! Der Moderator brüllt ins Mikrofon und schon fliegen riesige, bunte Pulverwolken durch die Luft. Die Menge kreischt und jubelt. Ein paar junge Männer bespritzen sich mit Wasser. Sturzbäche aus Farbe fließen ihre Gesichter herab. Von der Bühne dröhnt ein harter Bass, die Mädchen tanzen im Takt der Musik. Das Holi-Festival auf dem Volksfestplatz ist eine riesige, bunte Elektro-Party.

 
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„Ganz anders als bei uns“, sagt Kiran Powar und lacht. Der 34-jährige Wissenschaftler kommt aus der Nähe von Mumbai in Indien und arbeitet für einige Monate an der Universität in Bayreuth. Das Holi-Festival kennt er aus seiner Heimat. „Wir begrüßen mit dem Fest den Frühling.“ Die Menschen singen, tanzen und bereiten traditionelles Essen zu. „Damit ehren wir unsere Götterr.“ Seinen Namen hat das Holi-Fest von der Dämonin Holika. Sie war die Tochter eines mächtigen Königs. Der König wollte seinen Sohn zwingen, ihn als Gott zu verehren. Aber der Sohn weigerte sich. Also befahl der König seiner Tochter, ihren Bruder mit Feuer zu töten. Doch der Plan schlug fehl, weil der Gott Vishnu den Jungen rettete. Von Holika blieb nur ein Häufchen Asche. „Und deshalb zünden wir zu Holi auch immer unsere Lagerfeuer an“, sagt Powar. Um an den Sieg über die Dämonin zu erinnern.

Mit Religion hat das bunte Treiben auf dem Volksfestplatz wenig zu tun. Es gibt Rostbratwurst, Bier und Holi-Fan-Shirts zu kaufen. Die Stimmung ist gut, nur die Sonne brennt gnadenlos vom Himmel. Monia Bauer (20) hat sich mit Sonnenbrille und eiskaltem Cocktail gegen die Hitze gewappnet. Die junge Frau aus Plößberg war schon 2013 dabei. „Ich hoffe, dieses Mal wird es noch besser“, sagt sie. Die gut gelaunten Besucher, die Musik – all das sei beim ersten Mal „richtig schön gewesen“. Nur die Getränke waren ihr zu teuer. „Da gab es für drei Euro nur so einen kleinen Becher.“ Das sei zu viel bei Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke.

Flucht vor der Sonne

Elisa Hanfmann (19) und ihre Freunde haben sich unter einen Sonnenschirm vor der Hitze gerettet. „Macht aber echt Spaß“, sagt sie und klopft sich lachend ein wenig grünes Pulver vom Shirt. Ein wenig Sorgen macht sie sich nur um ihre hellblonden Haare. „Aber die Farbe wäscht sich ja nach einer Woche wieder raus.“ Also sei das schon okay. „Außerdem hast du nächste Woche eh nur Schule“, ruft ihre Freundin Anna-Lena Blomen (18) dazwischen und lacht. Das sei doch egal, wie man aussieht. Schließlich ist am Ende jeder voller Farbe.

Alle bunt, alle gleich – dieser Gedanke zählt auch beim Holi in Indien. Gerade deshalb sei das Fest dort etwas besonderes, sagt Kiran Powar. Denn in Indien gilt ein strenges Kasten-System, das die Menschen in soziale Gruppen einteilt. Nur beim Holi-Festival sind diese Grenzen aufgehoben. „Die Inder feiern das Fest der Farben gemeinsam – es gibt an diesem Tag keine Barrieren“, sagt Powar. Vermögen, Ansehen, Einfluss, all das sei für ein paar Stunden vergessen.

Rund 3000 Besucher

Für Jörg Eddel spielt das Thema Geld beim Holi-Festival hingegen eine große Rolle. Der Veranstalter ist zufrieden mit dem, was das Festival an diesem Tag in seine Kasse spült. Um 18.30 Uhr zählt Eddel rund 3000 Besucher. Bedeutend weniger als beim letzten Mal (4500 Besucher), aber schon „in Ordnung.“ „Ich denke, der Hype hat einfach etwas nachgelassen“, sagt Eddel. Trotzdem will er nächstes Jahr wieder das Holi-Festival in Bayreuth veranstalten. Also werden auch 2015 die Farbwolken fliegen.

Info: Warum die Haare bunt bleiben

Manche Frauen kommt der kurze Farben-Spaß des Festivals teuer zu stehen. Einige kriegen das bunte Pulver kaum aus der langen Mähne wieder heraus. Im vergangnen Jahr haben sich einige Besucherinnen darüber beschwert, dass sie wochenlang mit verfärbten Haaren aus dem Haus gehen mussten. Aber woran liegt das? Und was kann man dagegen tun? Serdar Herek ist Friseur, arbeitet in Bayreuth und weiß Rat. „Vor allem an blondierten Haaren haftet das Pulver sehr stark“, sagt der 30-Jährige.

Denn beim Blondieren wird den Haaren durch Wasserstoffperoxid der natürliche Farbstoff entzogen. Bei diesem Prozess öffnet sich die Haarstruktur wie ein Tannenzapfen. Dadurch können die Holi-Farben viel leichter und dauerhafter in die Strähnen einziehen als bei nicht blondierten Haaren. Menschen mit dunklen, nicht gefärbten Haaren haben es da schon leichter. Zum einen seien Farb-Reste in braunen oder schwarzen Haaren nicht so deutlich zu erkennen, zum anderen prallen die Farbpigmente an der geschlossenen Haarstruktur besser ab.

Aber was hilft im Notfall, wenn die Haare tatsächlich verfärbt sind? Bloß nicht übertrieben waschen, rät Serdar Herek. „Das schädigt das Haar nur.“ Lieber Geduld beweisen und die Farben nach und nach rauswaschen. Denen, die gar nicht warten können, hilft nur der Gang zum Friseur. Der ziehe die Farbe chemisch aus den Haaren. Allzu oft dürfe man das aber nicht machen, denn die Behandlung belastet die Haarstruktur. Regelmäßigen Holi-Besuchern, denen was an ihren Haaren liegt, rät der Herek deshalb: „Tragt einfach eine Mütze.“

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