IHK Umfrage Die Ruhe vor dem Sturm

45 Prozent der befragten Unternehmen geben an, sich in einer guten Situation zu befinden. Foto: /Tobias Hase

Die Unternehmen im Fichtelgebirge sind größtenteils in einer guten oder zumindest befriedigenden Situation. Das könnte sich aber bald ändern.

 
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Die Unternehmen aus dem Bezirk des IHK-Gremiums Marktredwitz-Selb geben in der Konjunkturumfrage der IHK für Oberfranken Bayreuth ein deutlich zweigeteiltes Feedback. Die aktuelle Geschäftslage verharrt im Saldo deutlich im Plus, während die Erwartungen vor dem Hintergrund schwindender Handlungsspielräume und schwierigerer Rahmenbedingungen in historischem Ausmaß absacken.

„Die Wirtschaft aus dem Fichtelgebirge befürchtet, an einem Wendepunkt zu stehen. Die konjunkturelle Entwicklung droht sich über den Winter dramatisch einzutrüben“, sagt Roman Pausch, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des IHK-Gremiums Marktredwitz-Selb. Der Konjunkturklimaindex für die Region gibt um satte 35 Punkte nach und notiert jetzt bei 85 Zählern.

Die aktuelle Geschäftslage ist in der Wirtschaftsregion Marktredwitz-Selb auch im Herbst 2022 im Saldo positiv und legt im Vergleich zur Frühjahrsumfrage sogar noch einmal zu. 45 Prozent der befragten Unternehmen sind in einer guten Situation und weitere 41 Prozent beurteilen diese als befriedigend. Eine schlechte betriebliche Lage geben 14 Prozent an. Auch die Umsätze haben sich im Inland nach Angaben der befragten Firmen im Saldo positiv entwickelt, wobei hier eine deutliche Abnahme der Dynamik zu messen ist und die zunehmend schwierigen Rahmenbedingungen erste Schleifspuren hinterlassen.

95 Prozent mit befriedigender Auslastung

Anders präsentiert sich die Kapazitätsauslastung bei den Unternehmen. 95 Prozent geben an, ein hohe oder befriedigende Auslastung zu haben. „Die Wirtschaft im Fichtelgebirge kann sich gut auf ihren Märkten behaupten und verfügt über einen hohen Auslastungsgrad. Allerdings schränken die Rahmenbedingungen, die von Tag zu Tag schwieriger werden, die Spielräume erheblich ein. Das führt auf Dauer in die Krise“, mahnt Pausch.

Die Erwartungen an die kommenden Monate stellen sich gänzlich anders dar als die aktuelle Lage. 53 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer rechnen mit einer Verschlechterung der Geschäftslage. Eine Verbesserung prognostizieren jedoch nur acht Prozent. Die weiteren 39 Prozent gehen von einer stabilen betrieblichen Lage in den nächsten Monaten aus. Damit erreichen die Erwartungen einen Tiefststand.

Unternehmen befürchten einschneidende Entwicklung

In diesem Korridor bewegen sich die Umsatzerwartungen im In- wie im Ausland sowie die Schätzungen zur künftigen Kapazitätsauslastung. „Viele der befragten Unternehmen befürchten für die anstehenden Monate eine einschneidende Entwicklung, die auch in der Wirtschaftsstruktur unserer Region Spuren hinterlassen kann“, so der Gremiumsvorsitzende. „Das kann in diesem Ausmaß nicht allein von der Wirtschaft geschultert werden und es ist mehr als dringlich, dass die Politik hier unterstützend eingreift.“

Ihre Hoffnung auf Besserung wollen die befragten Firmen aus dem Fichtelgebirge jedoch nicht gänzlich aufgeben. So verbleiben die Investitionsplanungen im Saldo leicht positiv und auch für die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt rechnen etwas mehr Unternehmen mit einem ansteigenden Personalbestand als mit Rückgängen bei den Beschäftigten.

Insgesamt ergibt die aktuelle IHK-Konjunkturumfrage in allen Teilregionen ein ähnliches Bild. „In allen acht IHK-Gremien ist der Konjunkturklimaindex jeweils deutlich gefallen. Dies zeigt, auf welch breiter Front die derzeitigen Herausforderungen die Unternehmen vor Ort belasten“, so IHK-Konjunkturreferent Malte Tiedemann.

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