Holzrücken mit Pferden Wellness im Wald

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SCHWÜRZ. „Hüh! Brrr! Links! Steh!“ – Die Befehle der Männer und Frauen kommen ruhig, aber bestimmt. Und die sieben Pferde – alles Kaltblüter – hören aufs Wort. Horst Lindner beobachtet alles genau. „Ich bin schon etwas aufgeregt“, sagt der 52-Jährige.

 
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Insgesamt drei Hektar Wald hat der Schwürzer, hat bisher immer von Hand mit Bulldog und Anhänger das Holz rausgeholt. Er heizt sein Elternhaus aus dem Jahr 1911 ausschließlich mit Holz. Seit zwölf Jahren lebt er dort mit seiner Frau, seiner Tochter und seiner Mutter. Das Holz macht er immer für den Winter im darauffolgenden Jahr.

Diesmal wollte er etwas anderes ausprobieren. Von einer Bekannten aus Nürnberg hatte er erfahren, dass Mitglieder der IGZ – Interessengemeinschaft Zugpferde – das Holz mit Pferden statt mit dem Harvester aus dem Wald holen. „Das hat mich total fasziniert und das wollte ich dann auch mal ausprobierten“, sagt er. Lindner ist von Beruf Ergotherapeut. Die Arbeit im Wald ist für ihn ein Ausgleich, ist Ruhe, Wellness, sagt er.

Auf freier Stelle zusammenziehen

Bisher hat er die gefällten Stämme der Fichten und Kiefern im Wald immer selbst umgeschmissen, entastet und heim gefahren. Diesmal sollen die Rückepferde – so der Fachbegriff – die Stämme auf einer freien Stelle im Wald zusammenziehen. Von dort fährt Lindner sie mit seinem Bulldog dann heim. „Das ganze ist Neuland für mich“, sagt er und schaut nervös von seinem Hof die Straße entlang, ob die Pferdebesitzer kommen.

Und tatsächlich, pünktlich zur verabredeten Zeit rollen mehrere Autos mit Pferdeanhängern in den Hof. Zusammen geht es dann weiter in ein Waldstück zwischen Schwürz und Arnoldsreuth. Hier hat Lindner etwa zwei Hektar Waldfläche. Die Wagen parken mit den Anhängern entlang des Weges und die Fahrer laden die kräftigen, prächtigen Kaltblüter ab, binden sie an Bäumen oder dem Anhänger an. Manche werden noch kurz abgebürstet und dann kommen das Zaumzeug – das sogenannte Arbeitsgeschirr – das Kummet, das Hintergeschirr und die Zugleinen dran.

Kutschenschein und Rückekurs

Alexander Göbel, der Ehemann von Lindners Bekannter, zäumt die zwölfjährige Imelda auf. „Das ist ein Schwarzwälder Fuchs“, erklärt er. Die Stute ziehe lieber, als das sie geritten werde. Der 41-Jährige kommt aus Brunau bei Allersberg. 2007 hat er den Kutschenschein gemacht, zwei Jahre später einen Rückekurs. „Ich bin jedes Wochenende im Wald“, erzählt er. Göbel hilft seinem Schwiegervater beim Holz machen.

Natur genießen

Warum ist er für das Holzrücken mit Pferden statt mit dem Harvester? „Mit den Pferden brauchen wir keine Rückegassen, es findet also keine Bodenverdichtung statt, ist wesentlich umweltfreundlicher“, listet Göbel auf. Und man könne die Natur bei der Arbeit mit den Tieren viel besser genießen, ist er überzeugt.

Und wie ist es mit dem Wetter? Bei dem Termin in Schwürz nieselt es leicht und der Wind pfeift. „Es gibt kein schlechtes Wetter“, sagt Göbel lachend, „nur schlechte Kleidung.“ Klar, körperlich anstrengend ist das Ganze schon, aber es macht Spaß – Mensch und Pferd.

Arbeit macht hungrig

Mittlerweile hat sich auch bei Horst Lindner die Nervosität etwas gelegt. Wirklich bezahlen muss er die Aktion nicht. Er versorgt die Männer und Frauen der IGZ aber. Es gibt Brotzeit, seine Frau hat eine Gulaschsuppe und vegetarisches Chili vorgekocht. Abends – wenn die rund 20 Ster Holz zusammengeschlichtet sind – gehen dann alle zusammen in ein nahegelegenes Wirtshaus. Arbeit macht hungrig.

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