Hofer Filmtage: Wenn Wagner in Hof mit Nietzsche streitet

Von Michael Weiser

In Hof beginnen am Dienstagabend die Filmtage. Insgesamt sind rund 130 Streifen zu sehen – Kurz-, Dokumentar- und Spielfilme aus vielen Ländern. Auch an Wagner kommt das Festival in diesem Jahr nicht vorbei.

 
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Heinz Badewitz hat gute Laune in diesen Tagen. Gerade hat jemand ihm ein Schokoherzchen vorbeigebracht, mit dem Logo der Filmtage auf der Schokohaut – „das ist ja lieb", sagt er und lacht. Er freut sich, wie er sagt, auf die Filmtage, auf die ganzen Gäste und nicht zuletzt über ein Ende der Pflicht und den Beginn der Kür – „dass es endlich losgeht, nach all den Filmen, die ich angeschaut habe".

Die Hofer Filmtage bieten vom heutigen Dienstag an wieder Vielfalt statt Schwerpunkt. „Die Bandbreite ist riesig", sagt Festivalchef Badewitz. Insgesamt sind rund 130 Streifen zu sehen – Kurz-, Dokumentar- und Spielfilme aus vielen Ländern. Angeschaut habe er aber 2500, sagt Badewitz und dämpft gleich wieder das Erstaunen: „Sind ja meistens Kurzfilme, und von den langen Filmen schaut man nicht alle ganz an – wenn man nach einer Dreiviertelstunde merkt, dass sich da nichts mehr rührt, kann man schon mal zum nächsten Film wechseln."

„Die Frau, die sich traut"

Zum Auftakt ist am heutigen Dienstagabend „Die Frau, die sich traut" von Marc Rensing zu sehen: Eine 50 Jahre alte Frau, ehemalige Leistungssportlerin, erfährt, dass sie schwer krank ist. Sie entscheidet sich gegen eine Behandlung, will sich aber den Traum ihrer Jugend erfüllen – und den Ärmelkanal durchschwimmen. Das private Leben – Familie, Krankheit und Tod – stehe bei vielen Filmen im Zentrum, sagt Badewitz, aber ohne Gefühlsduselei. „,Die Frau, die sich traut' zum Beispiel ist ein toller Film mit einer tollen Geschichte."

Rensing ist eng mit dem Festival verbunden. Schon 2001 machte er mit seinem Kurzfilm „Willkommen in Walhalla" in Hof auf sich aufmerksam. 2004 folgte der Kurzfilm „Alles in Ordnung", eine berührende und bewegende Familiengeschichte. Mit „Parkour" stellte er 2009 seinen Debütfilm in Hof vor und wurde gleich mit dem Eastman Förderpreis für Nachwuchstalente ausgezeichnet. „Ein Mann für die Zukunft", sagt Badewitz – daher auch die Ehre des Eröffnungsfilms.

Die Retrospektive der 47. Hofer Filmtage ist Michael Oblowitz gewidmet. 1952 in Kapstadt geboren, zog Oblowitz Mitte der 70er Jahre in die USA, wo er in die New Yorker Subkultur des Punk Rock eintauchte. Mittlerweile lebt er in Hollywood und hat eine gewisse Unberechenbarkeit zu seinem Markenzeichen gemacht. „Er hat keinen Stil, an dem man ihn sofort erkennen könnte", sagt Badewitz, „er ist ungemein vielfältig und aufregend." Bei den Hofer Filmtagen präsentiert Oblowitz persönlich 14 seiner Filmwerke, darunter: „Too sensitive to touch" (1981), ein Film über Sprache und Sexualität in den USA Anfang der Achtziger Jahre, „King Blank" (1982), „This world, then the fireworks" (1997), „The Breed" (2001), eine Vampir-Polizei-Story, „The Traveler" (2010) mit Val Kilmer in der Hauptrolle sowie einige seiner frühen Kurzfilme. Als Weltpremiere in Hof präsentiert Oblowitz seinen neuesten Film „The Ganzfeld Experiment".

„Twilight of the gods"

Auch die Hofer Filmtage kommen nicht ganz an Wagner vorbei. Aus England kommt der Filmemacher Julian Doyle, der den Film „Twilight of the gods" – Götterdämmerung – präsentiert. Der Geist von Richard Wagner und der bereits in geistige Verwirrung gefallene Philosoph Friedrich Nietzsche tauschen sich in einem furiosen Dialog ein letztes Mal aus. „Da ist auch viel von Bayreuth die Rede", verspricht Badewitz – ein Appetitanreger für Filmfans aus der Festspielstadt.


INFO: „Twilights of the gods" wird wie die meisten Filme des Festivals mehrmals gezeigt, und zwar am Donnerstag um 17.15, am Freitag um 12 und am Sonntag um 16 Uhr. Ein Tipp: Bei den Wiederholungsvorstellungen ist der Andrang meist geringer. Bis um 18 Uhr gelten die Nachmittagspreise, danach wird's um einen Euro teurer. Das Festival endet am Sonntagabend.