Höchststrafe für Rebeccas Mörder

Der wegen Mordes angeklagte Jens M. im Landgericht in Aschaffenburg. Archivfoto: Daniel Karmann/dpa Foto: red

Ein Mann geht fremd, seine Geliebte wird schwanger. Als sie eine Abtreibung ablehnt, tötet er sie und sein ungeborenes Kind. Der Mordfall Rebecca löste Entsetzen aus - nun ist das Urteil gefallen.

 
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Als der Richter das Urteil verkündet, dringen gedämpfte Jubelrufe durch den Gerichtssaal. Auch Rebeccas Schwester sitzt im Zuschauerraum. Sie hat sich nach dem Mord an der 24-Jährigen zwei gefaltete Hände auf den Nacken tätowieren lassen - darunter die Namen Rebecca und Lea. Lea - so hieß die ungeborene Tochter, die der Angeklagte ebenfalls tötete, als er seine Ex-Freundin vor einem Jahr auf einem Waldweg erwürgte.

Das Landgericht Aschaffenburg hat gegen den 32-Jährigen am Donnerstag die Höchststrafe verhängt: lebenslange Haft und die Feststellung der besonderen Schwere seiner Schuld. Damit kann der Mann auch nach 15 Jahren keinen Antrag auf vorzeitige Haftentlassung stellen. Für Rebeccas Schwester ein schwacher Trost. «Wir wissen, er hat jetzt seine Strafe», sagt sie. «Aber unsere Wunden wird das nur teilweise schließen.»

Die Richter sahen es als erwiesen an, dass der Lastwagenfahrer aus dem Raum Aschaffenburg Rebecca tötete, weil er fürchtete, seine Ehefrau würde sonst von der Beziehung erfahren, sich trennen und ihren gemeinsamen Sohn mitnehmen. Zuvor hatte er von seiner Geliebten gefordert, das Kind abtreiben zu lassen. Auch Geld dafür hatte er ihr angeboten. Als sie sich weigerte, beschloss er sie zu töten. «Seine Motive standen auf niedrigster Stufe», sagte der Vorsitzende Richter.

Laut Urteil plante er den Mord akribisch. Er kaufte sich Kabelbinder, Einmalhandschuhe, Wechselkennzeichen, ein Betttuch. Mit seinem besten Freund verabredete er ein Alibi für die Tatzeit und lieh sich dessen Auto. Der 26 Jahre alte Mann wurde deshalb wegen Beihilfe zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt.

Während des Prozesses setzte sich ein Bild der Tat zusammen. Vom Fitnessstudio, in dem der 32-Jährige und sein Freund zur Tatzeit vorgeblich zusammen trainierten, brach Rebeccas Mörder zu ihrer Wohnung auf. Als Postbote verkleidet, klingelte er an ihrer Tür und überredete sie, mit ihm ins Auto zu steigen. Er sagte ihr, er wolle nur über alles reden.

Sie fuhren in ein Waldstück nahe der A3. Dort stiegen sie aus und gingen einen Schotterweg an der Autobahn entlang. Aus ungeklärter Ursache stürzten sie dann zu Boden und Rebecca begann, um Hilfe zu rufen. Da begann er sie zu würgen: Erst mit der Hand, dann mit dem Ellenbogen, den er ihr um den Hals legte. Als sie bewusstlos war, legte er ihr einen Kabelbinder um den Hals und zog zweimal fest zu. Unmittelbar nach ihr starb auch die ungeborene Tochter, wie aus dem rechtsmedizinischen Gutachten hervorgeht.

Danach wickelte er die Leiche in das Betttuch und brachte sie zu einer Garage in einem Gewerbegebiet. Als er zum Fitnessstudio zurückkehrte, sagte er laut Plädoyer des Oberstaatsanwalts zu seinem Freund: «Ich bin skrupellos». Der erwiderte: «Das Miststück hat es nicht anders verdient.»

Der 32-Jährige hat die Tat vor Gericht gestanden, aber behauptet, er habe den Entschluss, Rebecca zu töten, erst im Moment der Tat gefasst. Deshalb beantragte sein Verteidiger nur eine Verurteilung wegen Totschlags - und damit eine niedrigere Haftstrafe. Während seines Plädoyers am Mittwoch verließen Rebeccas Vater und einige Zuschauer protestierend den Gerichtssaal.

dpa

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