Hochschule Coburg Wir scannen eine Bratwurst

Zurück geht die Idee zu dem Projekt auf eine Anfrage der Wirtschaftsförderungsgesellschaft – eine durchaus ungewöhnliche. Foto: Judith Rziha/Hochschule Coburg

Nach Veste und Albert-Denkmal macht Creapolis das nächste Aushängeschild der Stadt bereit für den 3-D-Drucker. Ein überraschend kniffliges Vorhaben.

 
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Coburg, das ist die Stadt mit Veste, dem Albert – und freilich: mit Bratwurst. So jedenfalls scheint es das Team von Creapolis aufzufassen. Denn nachdem die sogenannte Innovations- und Vernetzungsplattform der Hochschule in der Vergangenheit schon erstere Aushängeschilder gescannt und damit bereit für den 3-D-Drucker gemacht hat, ging es nun auch letzterem an die Umrisse. „Und das war gar nicht so einfach“, heißt es auf der Creapolis-Webseite.

Die Idee zu dem Projekt geht zurück auf eine ungewöhnliche Anfrage der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Für eine Veranstaltung suchte diese nämlich nach einem ganz besonderen Schmankerl – und zwar im wörtlichen Sinne: eine Süßigkeit aus Schokolade und Marzipan mit Bezug zur Vestestadt, basierend auf einem 3-D-Scan. „Zu Beginn hatten wir nicht damit gerechnet, dass eine Miniaturversion der Coburger Bratwurst eine solche Herausforderung werden würde“, schreibt die am Projekt beteiligte Judith Rziha auf der Internetseite von Creapolis. „Einfach einscannen und dann ab in den 3-D-Drucker für einen Prototypen? So einfach war es leider nicht.“

„Zugegeben etwas skurril“

Die Schwierigkeit habe darin bestanden, die Originalvorlage nicht zu bewegen. Bratwurst und Brötchen inklusive Senf mussten ihre Form über die Zeit des Scans natürlich exakt behalten. „Das war nicht so einfach, die Wurst in einem Stück zu scannen und dass sie ihre Position nicht verändert“, so Techniker Bodo Neubert, „weil sie schließlich weich ist und links und rechts aus dem Brötchen hängt.“

Dazu wurde die Wurst auf Holzstäbchen fixiert und sozusagen aufgebockt, damit die gesamte Fläche des Objekts mit dem Scanner erreicht werden konnte. Eine Fingerspitzenangelegenheit, bei der sich eine weitere Herausforderung bemerkbar machte: „Anders als bei unseren bisherigen 3-D-Scans war eher die Konsistenz als die Größe ein Problem“, schreibt Rziha.

Während die Veste anhand eines originalgetreuen Modells gescannt worden war und die Prinz-Albert-Statue auf dem Markt mithilfe von Kran und Drohne, veränderte die vergleichsweise minikleine Bratwurst stetig ihre Form, derweil sie langsam austrocknete. Also hieß es vor dem nächsten Anlauf zunächst: warten und abkühlen lassen. Mit einer optimierten Haltevorrichtung ging es dann in Versuch zwei, der erfolgreich endete. Wenngleich der fertige Scan „zugegeben etwas skurril“ aussieht, wie Judith Rziha festhält.

Maßstab 1:3

Am Ziel angelangt war das Team von Creapolis da natürlich noch nicht. Ziel war ja eine verkleinerte Version aus Schokolade und Marzipan. Hierbei kam Markus Stark, Leiter des Instituts für Prototypen- und Modelltechnik, ins Spiel – und der Lebensmitteldrucker der Hochschule. „Materialien wie Marzipan und Schokolade sind gar nicht so einfach zu drucken“, erklärt Stark auf der Webseite von Creapolis.

Hinzu kommt, dass Brötchen und Wurst digital getrennt werden mussten, schließlich sollten die beiden Teile einzeln und aus verschiedenen Materialien gedruckt werden. Beim Lebensmitteldruck sei die Geometriefreiheit begrenzt, so der Experte: „Herausfordernd ist, dass hier keine Stützstruktur für Überhänge zum Einsatz kommt wie beim kunststoffbasierten Druck. Jede Schicht muss durch die darunterliegende oder das Druckbett gestützt werden.“

Und doch glückte das Vorhaben. In Serie ging die süße Bratwurst im Maßstab 1:3 allerdings nicht, zu aufwendig gestaltete sich die Herstellung. Wer jedoch selbst einen 3-D-Drucker besitzt, kann sich die digitale Vorlage ab sofort auf der Creapolis-Internetseite herunterladen und sich sein höchstpersönliches Exemplar ausdrucken. Aber Vorsicht: nicht zum Verzehr geeignet.

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