Hilfe für Erik Familie Wahl hofft auf ein Wunder

Gabriele Fölsche
Können endlich wieder lachen: Nach einer schweren Krankheit geht es Erik endlich wieder besser. Foto: Gabriele Fölsche

Tobias und Angelika Wahl haben vor 15 Jahren den schwerbehinderten Erik bei sich aufgenommen. Nun hat das Ehepaar einen Pflegetrakt für ihn gebaut. Um ihn fertigstellen zu können, benötigen sie Unterstützung.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Dem Spendenaufruf der Familie Wahl für ihren Sohn Erik sind viele Menschen gefolgt (wir berichteten). Mit dieser Unterstützung konnte das Ehepaar einen eigenen Bereich für ihren körperlich stark beeinträchtigten Pflegesohn schaffen. Dennoch fehlt es an Mitteln, um den Pflegetrakt fertigstellen zu können.

Erik ist in seinen eigenen Wohnbereich eingezogen. Friedlich liegt er auf seinen Sitzsack und schläft. Sauerstoff unterstützt den 15-jährigen Jungen beim Atmen. Kinderintensivpflegerin Alice ist bei ihm und entlastet die Familie. Das Ehepaar Wahl ist glücklich. Denn nun hat ihr Sohn einen eigenen Bereich mit Bad und Schlafecke. Dies wurde möglich, da viele Menschen Mitte des Jahres dem Spendenaufruf von Angelika und Tobias Wahl gefolgt sind. „Es sind knapp 24 000 Euro zusammengekommen“, erzählt der Vater.

Ursprünglich wollten die Himmelkroner den Anbau selbst schultern. Doch die explodierenden Baukosten hatten die Familie in echte Bedrängnis gebracht. Die Finanzierung des 175 000 Euro teuren Projekts wurde immer schwieriger. „An die Öffentlichkeit zu gehen, war kein einfacher Schritt für uns. Wir haben uns das fünfmal überlegt“, betont Angelika Wahl.

Auch wenn der Pflegetrakt so weit fertig ist, fehlt noch die rollstuhlgerechte Zufahrt, Türen und die Stützmauer zum Nachbarn. Doch das Ehepaar ist an seinen finanziellen Grenzen angelangt. „Wir warten noch auf ein Wunder“, sagt Angelika Wahl. „Alles, was auf das Spendenkonto eingeht, kommt einhundert Prozent Erik zugute“, versichert Tobias Wahl. Doch warum hat die Familie einen Pflegetrakt für ihren Sohn gebaut? Noch bis vor Kurzem wurde Erik im Wohnzimmer gepflegt. „Wir mussten unseren Sohn in das Obergeschoss zum Waschen tragen“, erklärt die Mutter. Zudem kommt jeden Tag der Pflegedienst über mehrere Stunden. „Es gab keine Privatsphäre mehr“, sagt die Himmelkronerin. In den neuen Räumen finden die Beatmungsgeräte Platz. Das neue Bad erleichtert die Pflege ungemein. Es ist so groß, dass eine Liege mit Sitz hineinpasst, auf der der Junge geduscht werden kann.

Auch wenn der Pflegedienst regelmäßig kommt, sind Angelika und Tobias Wahl immer wieder stark gefordert, wenn es darum geht, den 15-Jährigen zu pflegen. „Erik muss umgelagert und gewickelt werden, zudem braucht er Medikamente“, erklärt seine Mutter. Als ausgebildete Kinderkrankenschwester in der Intensivpflege, hat die Himmelkronerin genügend Erfahrung, um Erik professionell versorgen zu können. Gerne würde Angelika Wahl wieder arbeiten.

„Ich suche einen Job, der sich mit der Pflege unseres Sohnes vereinbaren lässt, aber das ist echt schwierig“, bedauert sie. Auch wenn Erik schwerst beeinträchtigt ist, hat es das Ehepaar nie bereut, Erik aufgenommen zu haben. Und das obwohl ihnen von Anfang an klar war, dass er viel Unterstützung benötigt. Er kann nicht laufen, selbstständig essen oder sprechen. Trotzdem verstehen seine Eltern ihn. „Er versteht ja alles. Wir haben ihm beigebracht, den Kopf zu neigen, je nachdem, ob er ja oder nein sagen will‘“, erklärt Angelika Wahl. Auf Erik aufmerksam wurde das Ehepaar vor 15 Jahren. Damals wurde für ihn eine Pflegefamilie gesucht. „Wir haben ihn öfter besucht und schnell eine Bindung aufgebaut“, sagt Tobias Wahl. Und seine Frau ergänzt: „Wir haben uns ganz bewusst für ein besonderes Kind entschieden. Er ist wie unsere beiden Kinder, wie unser eigener Sohn.“

Heuer aber kamen die Wahls erstmals an ihre Grenzen. Zum einen wegen der Baustelle und den ständigen Geldsorgen. Dann wurde Erik auch noch krank. „Er hat Tag und Nacht geweint und immer mehr abgenommen“, sagt sein Vater. Die Familie und der Pflegedienst wussten nicht mehr ein noch aus. Auch mehrere Klinikaufenthalte brachten keine Diagnose. „Einmal hieß es sogar, wir müssen schauen, wie die Nacht verläuft. Was bedeutete, dass Eriks Leben auf Messerschneide stand.“ Im Klinikum Großhadern in München wurde festgestellt, dass der Ausscheidungstrakt durch die starke Wirbelsäulenverkrümmung nicht mehr vollständig entleert werden konnte und der Junge dadurch starke Schmerzen hatte.

Mittlerweile haben die Medikamente angeschlagen und die Schmerzen sind Vergangenheit: „Nun schlägt er nach dem Schlafen wieder die Augen auf und lacht sich kaputt. Wenn man das sieht, ist alles vergessen. Unser Erik ist ein Herzensschmeichler“, sagt seine Mutter.

Die Familie hat ein Spendenkonto bei der Sparkasse Bayreuth eingerichtet; Stichwort „Heimat für Erik“, IBAN DE26 7735 0110 0030 3963 03.

Bilder