Hilfe für die Ukraine Pakete auf dem Weg an die Grenze

Christl Schemm
Berge von Lebensmitteln und Hygieneartikeln verpackten Helferinnen und Helfer in den Räumen der Tafel des Arzberger AWO-Hauses. Sechs Ehrenamtliche brachten die Spenden in der Nacht zum heutigen Donnerstag an die polnisch-ukrainische Grenze, um dort geflüchtete Menschen mit dem Nötigsten zu versorgen. Im Bild (von links): Bianca Kliewer, Manfred Pfeiffer, Ben Wagner und Hanna Keding beim Ordnen der Ware. Foto: Christl Schemm

Von Arzberg aus starten Hilfstransporte der AWO und der katholischen Pfarrei für geflüchtete Menschen aus der Ukraine. Die Spendenbereitschaft ist enorm.

 
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Arzberg - „Kleidung Frauen“, „Süßigkeiten“, „Babysachen“, „Konserven“: Pfarrer Stefan Prunhuber und seine freiwilligen Helferinnen und Helfer beschriften Hunderte von Kartons, in die sie feinsäuberlich einsortieren, was hilfsbereite Menschen zuvor im Pfarrhaus abgegeben haben. Im Sekretariat, im Büro des Pfarrers, im Vorraum, im Besprechungszimmer, sogar in der Toilette – in allen Räumen des Erdgeschosses stapeln sich Schachteln, Tüten und Taschen mit dem, was Flüchtlinge aus der Ukraine jetzt am nötigsten brauchen. Das alles muss systematisch getrennt werden, um den Helfern später das Verteilen an der Grenze zur Ukraine zu erleichtern.

Von Regensburg im Konvoi

„Die Hilfsbereitschaft ist überwältigend. Ich kann das gar nicht fassen.“ Immer wieder sagt der katholische Geistliche diese Worte, während er zum Beispiel Männer- von Frauenkleidung trennt und in die dafür vorgesehenen Kartons legt. Quasi im Halbstundentakt klingelt es an der Tür des Pfarrhauses, seit Prunhuber zu der Spendenaktion aufgerufen hat. Immer wieder bedankt er sich mit einem „Herzlichen Vergelt’s Gott“, wenn erneut jemand eine Schachtel mit Wolldecken, Schals, Mützen oder Spielsachen für Kinder abgestellt hat.

Der Pfarrer freut sich riesig über die große Anteilnahme und die Spendenbereitschaft. Auch in Neusorg, Brand in der Oberpfalz, in Schirnding, im Kindergarten „Königin Luise“ in Bad Alexandersbad, in den drei Arzberger Kindertagesstätten und bei der AWO in Selb werden nach seinen Worten Sachspenden für Ukraine-Flüchtlinge gesammelt und ins Arzberger Pfarrhaus gebracht. Auch Geldspenden fließen: zum Beispiel von einer Firma in Wunsiedel, deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter laut Prunhuber auf den Lohn für Überstunden und Urlaub verzichten. Am heutigen Donnerstag und am morgigen Freitag werden er und weitere Helfer die Kartons nach Regensburg bringen. Von dort aus wird ein Freund des Priesters in einem Konvoi die Spenden zu den Hilfsbedürftigen befördern.

Edeka spendet Lebensmittel

So wie Pfarrer Prunhuber tickt auch Steffi Wagner, Vorstandsmitglied der Arzberger AWO. „Da muss man doch etwas tun“, dachte sie sich, als sie die ersten Bilder von den Vertriebenen und Geflüchteten aus der Ukraine sah. Zusammen mit ihrem Mann, dem AWO-Kreisvorsitzenden Alexander Wagner, und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern tut sie nun was und hat eine Hilfsaktion auf die Beine gestellt. Lebensmittel und Hygieneartikel im Wert von rund 12 000 Euro wurden dafür vom Edeka-Zentrallager gespendet und in den Räumen der Tafel im Arzberger AWO-Haus transportfähig verpackt.

„10000 Euro steuern AWO-International und die Aktion ,Deutschland hilft´ bei“, sagt Hanna Keding, Flüchtlings- und Integrationsberaterin des AWO-Kreisverbands. Rund 4000 Euro habe die AWO bislang zudem an Spenden für Ukraine-Flüchtlinge eingesammelt. Von diesen Spendengeldern werden laut Alexander Wagner in der kommenden Woche weitere Hilfstransporte zusammengestellt.

In der Nacht zum heutigen Donnerstag hat Steffi Wagner zusammen mit Merisa Sikorsky, Mike Meinhardt, Ralf Hahne sowie Uwe und Elke Mannl in drei Transportern Hilfsgüter an die polnisch-ukrainische Grenze gebracht und dort verteilt. Am morgigen Freitag soll noch einmal ein Hilfstransport von Arzberg aus starten, diesmal mit Andreas Binder, Jörg Schleicher und weiteren Freiwilligen.

Geflüchtete helfen Flüchtenden

„Wenn unsere AWO-Leute auf Geflüchtete treffen, die nach Deutschland kommen wollen, dann nehmen wir sie selbstverständlich mit“, sagt Hanna Keding. Dies sei problemlos und erlaubt. Aktuell dürften Geflüchtete aus der Ukraine vorerst 180 Tage ohne Visum in der Bundesrepublik bleiben, sofern sie über einen ukrainischen Pass verfügen. Wenn die Flüchtlinge nicht im Landkreis Wunsiedel bleiben könnten, dann würden sie nach München in dortige Einrichtungen der AWO gebracht, kündigt Alexander Wagner an.

Bei beiden Hilfsaktionen, sowohl bei der katholischen Pfarrgemeinde als auch bei der AWO, helfen auch Flüchtlinge mit, die schon seit längerer Zeit in Arzberg leben und aus verschiedenen Ländern kommen. Sie wissen schließlich am besten, was es bedeutet, die Heimat und die Familie verlassen zu müssen. „Ich musste weinen, als ich die Bilder vom Krieg in der Ukraine und von den vielen Frauen und Kindern auf der Flucht gesehen habe“, sagt zum Beispiel ein junger Mann aus dem Iran. Er kann nachfühlen, was in diesen Menschen jetzt vorgeht. Und er wird weiterhin dabei sein, wenn es darum geht zu helfen und beizustehen.

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