Dank von Bürgermeister und Innensenator
„Vielen Dank der Hamburger Polizei für ihren Einsatz und das besonnene Vorgehen, mit dem das vierjährige Mädchen befreit und der Täter festgenommen werden konnte“, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). „Ich wünsche der Mutter, dem Kind und ihrer Familie viel Kraft, die schrecklichen Erlebnisse zu bewältigen.“
Während des nervenzehrenden Einsatzes der Polizei ruhte der Flugbetrieb im Norden, die Sperrung des Airports dauerte am späten Sonntagnachmittag noch an. Für die Polizei Hamburg war es laut Innensenator Andy Grote (SPD) „einer der längsten und herausforderndsten Einsätze der jüngeren Geschichte“. Insgesamt waren rund 920 Beamte aus Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und der Bundespolizei im Einsatz.
Mutter des Kindes wartet am Flughafen
Während der stundenlangen Verhandlungen mit dem 35-Jährigen war das als Geisel im Auto festgehaltene Mädchen laut Polizei allem Anschein nach körperlich unversehrt. Das Kind sei in den Telefonaten mit dem Mann im Hintergrund zu hören gewesen, sagte Polizeisprecherin Sandra Levgrün der Deutschen Presse-Agentur.
Bereits die ganze Nacht wurde verhandelt. Es wurde auf Türkisch gesprochen, sagte Levgrün. Die Mutter wollte nach Angaben des Leiters des Kriseninterventionsteams des DRK Hamburg, Malte Stüben, „natürlich so schnell es geht zu ihrem Kind“. Die Frau war demnach am Airport in direktem Kontakt mit dem DRK. Nach Stübens Angaben war auch eine Kinderärztin da, die sich nach der Geiselnahme um das vierjährige Mädchen kümmern sollte.
Tausende Menschen sind betroffen
Der Flughafen war am Sonntag zunächst weiträumig gesperrt, er wurde am frühen Abend aber wieder geöffnet. Die Zahl der wegen der Geiselnahme am Hamburger Flughafen gestrichenen Flüge war zuvor stetig gestiegen. Nach Angaben des Flughafens vom Sonntagvormittag waren seit dem eigentlichen Betriebsbeginn um 6.00 Uhr bis 11.00 Uhr bereits 126 Flüge gestrichen worden. Fünf Ankünfte seien zu anderen Flughäfen umgeleitet worden. Für den gesamten Tag waren eigentlich 286 Flüge - 139 Abflüge und 147 Ankünfte - mit rund 34 500 Passagieren geplant. Bereits am Samstag waren 27 Flüge mit rund 3200 Passagieren betroffen.
Passagiere schildern Ängste
„Beängstigend“, „gruselig“ - so schilderten Passagiere, die aus ihren Maschinen geholt wurden, ihre Eindrücke. Eine junge Frau, die nach Mallorca fliegen wollte, sagte der dpa, sie habe ein Feuer gesehen und erst gedacht, das werde schnell wieder gelöscht. Dann habe sie gehört, es gebe einen Amoklauf, das sei schon gruselig gewesen. Tatsächlich hatte der bewaffnete Mann bei seiner Fahrt auf dem Flughafen heraus Brandflaschen geworfen, die auf dem Vorfeld Feuer auslösten.
Zahlreiche Passagiere verbrachten die Nacht in einem Flughafen-Hotel. „Wir haben hier im Endeffekt 250 Leute untergebracht“, sagte Frank Kohlstädt, Leiter der DRK-Station am Flughafen. Rund 200 Menschen hätten zudem noch Hotelzimmer bekommen. Die Menschen seien eher aufgeregt gewesen als psychisch belastet.
Schon zuvor Sicherheitsvorfälle
Bereits im Oktober war der Hamburger Flughafen gesperrt worden, damals allerdings wegen einer Anschlagsdrohung auf eine Maschine von Teheran nach Hamburg. Im Juli hatten Klimaaktivisten der Gruppe Letzte Generation den Hamburger Flughafen für Stunden lahmgelegt. Damals hatte es Forderungen nach einer Verstärkung der Sicherheit gegeben. Der Flughafen Hamburg sieht aber trotz Geiselnahme keine Versäumnisse bei der Sicherung des Geländes. „Die Sicherung des Geländes entspricht allen gesetzlichen Vorgaben und übertrifft diese größtenteils“, sagte eine Flughafensprecherin der dpa.
Kritik an Sicherheitsmängeln auf Flughäfen
Gleichwohl gab es aber auch Kritik an den Sicherheitsstandards an deutschen Flughäfen. Der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) etwa reicht das bisherige Vorgehen nicht mehr. „Es ist nur schwer vermittelbar, dass etwa Weihnachtsmärkte mit Betonbarrikaden gesichert werden, und unsere Flughäfen werden als Hochsicherheitsbereiche von Betreibern stiefmütterlich behandelt“, sagt DPolG-Bundesvize Heiko Teggatz.
Im „Spiegel“ sagte der Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt: „Der Hamburger Flughafen ist nicht sicher - und andere Airports in Deutschland auch nicht.“ Flughäfen seien seit Jahrzehnten als bevorzugte Angriffsziele für Terroristen bekannt. Auf den Vorfeldern stünden Maschinen mit Zehntausenden Litern Kerosin im Bauch und Hunderten Passagieren an Bord.“ Großbongardt bezeichnete daher die Flughafenbetreiber und Behörden als „unfassbar naiv“.