Haderthauer bittet um zweite Chance

Archivfoto: Sven Hoppe/dpa Foto: red

Als Staatskanzleichefin musste sie wegen der Modellbau-Affäre zurücktreten, Landtagsabgeordnete ist sie geblieben. Nun bittet Christine Haderthauer um eine zweite Chance - während im Landtag unangenehme Details der damaligen Affäre besprochen werden.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Zweieinhalb Jahre vor der nächsten Landtagswahl hat die frühere bayerische Staatskanzleichefin Christine Haderthauer (CSU) um eine zweite Chance gebeten. „Ich wünsche mir, dass man mir die Chance gibt, mit der zweiten Luft durchzustarten“, sagte Haderthauer, die im Zuge der Modellbau-Affäre hatte zurücktreten müssen, dem „Donaukurier“ (Donnerstag). Über die Affäre sagte sie, diese sei „wie eine Wolke“ über ihrem und dem Leben ihrer Familie geschwebt. „Es wäre verwegen zu sagen, dass man nie Zweifel gehabt hat.“ Aber der Gedanke, ganz aus der Politik auszusteigen, sei ihr höchstens in einem „Durchgangsstadium kürzerer Natur“ gekommen, sagte sie und betonte: „Ich bin jetzt innerlich wieder sehr stabil.“

Die Eheleute Haderthauer waren bis 2008 nacheinander Miteigentümer des Unternehmens Sapor Modelltechnik, das teure Modellautos verkaufte, die von Straftätern in der Psychiatrie gebaut wurden. Wichtigster Konstrukteur war ein verurteilter Dreifachmörder. Pikant daran war auch: Hubert Haderthauer war damals Stationsarzt im betreffenden Bezirksklinikum. Christine Haderthauer sagte noch im August 2014, dass es sich bei „Sapor Modelltechnik“ um ein „von Idealismus getragenes Engagement finanzieller Art“ gehandelt habe. Anfang September 2014 musste sie dann von ihrem Amt als Staatskanzleichefin zurücktreten - ihr Landtagsmandat behielt sie.

Rein juristisch kam die CSU-Politikerin mit einem blauen Auge davon: Die Staatsanwaltschaft München II stellte Betrugsermittlungen gegen die Ingolstädterin ein; Haderthauer akzeptierte aber einen Strafbefehl wegen eines möglichen Verstoßes gegen die Abgabenordnung. Ihren Ehemann verurteilte das Landgericht München II wegen Steuerhinterziehung und versuchten Betrugs zu einer Geldstrafe.

Derweil kam das Vorgehen der Haderthauer-Seite im Zuge der Affäre - auch gegenüber Medien - am Donnerstag im Untersuchungsausschuss des Landtags zur Sprache: Ein BR- und ein SZ-Journalist berichteten von Mails aus der Pressestelle der Staatskanzlei, die sie Mitte 2014 bekommen hätten. Der BR-Mitarbeiter sprach vom „Versuch einer Einflussnahme auf Berichterstattung“, weil Haderthauers damaliger Sprecher auf Korrekturen in einem Radiobeitrag drängte. Und der SZ-Redakteur berichtete von einer Mail aus der Staatskanzlei, aus der hervorgeht, dass dort offizielle und private Belange offenkundig vermengt wurden: Die Mail enthielt demnach einen Hinweis auf eine Klage des Anwalts von Haderthauers Ehemann wegen einer vorangegangenen Zeitungs-Berichterstattung zu der Affäre.

dpa

Autor

Bilder