Ende April hat der Stadtrat endgültig mit großer Mehrheit den Abriss des Kulmbacher Güterbahnhofs beschlossen. Unmittelbar danach wurden (wie berichtet) Nägel mit Köpfen gemacht. Die Ausschreibung wurde auf den Weg gebracht, der Auftrag vergeben. Dabei gab es eine Überraschung, die es angesichts der allgemeinen Preisentwicklung heutzutage nur selten gibt: Der Abriss, auf rund eine halbe Million Euro geschätzt, kommt mit nur knapp über 200 000 Euro deutlich günstiger als geplant. Ende Juni haben die Arbeiten begonnen. Wer derzeit an dem alten Ziegelbau vorbeigeht, sieht kaum etwas davon. Die Gerüste, die wegen des Abbaus der schadstoffbelasteten Asbestplatten vom Dach gebraucht worden waren, sind schon wieder weg. Die giftigen Platten stecken in großen weißen Säcken, die auf ihren fachgerechten Abtransport warten. Ansonsten könnte man fast den Eindruck erlangen, der Bau stehe still. Das, sagt Rathaussprecher Jonas Gleich, sei aber nicht der Fall. Derzeit werde, wie der Zeitplan das auch vorsehe, im Innen an der Beseitigung der Schadstoffe gearbeitet, die in praktisch allen Bauteilen des Gebäudes stecken sollen. Noch ist der Bau, der erst vor Kurzem unter Denkmalschutz gestellt worden war, nicht entfernt. Für den Münchner Architekten Florian Fischer, der an der Technischen Hochschule in Nürnberg lehrt, will das als Zeichen verstanden wissen, den Abriss noch einmal zu überdenken. In einem offenen Brief fährt er zahlreiche Argumente auf und spart nicht mit harter Kritik an zahlreichen Verantwortlichen.