Ein "Kriminaler“ aus Bayreuth spielte die Rolle des Obergangsters brillant, redete so „lebensnah“ und unbekümmert im Politjargon von und mit den "Bullen“, seinen Polizeioberen, dass die Szene echt schien. "Die Fragen stelle ich und die Zeit bestimme ich“, beschied der Anführer der Täter den Polizisten, die sich in Hinhaltetaktik übten.
Einige Ultimaten vergingen, bis schließlich zwei Täter mit dem Kassenleiter im Täterauto davonrasten und tatsächlich die observierenden Fahrzeuge südlich von Pegnitz abhängten. Während diese Gruppe nachmittags in Stierberg dingfest gemacht wurde, gehörte der Vormittag der Großübung ganz den Anstrengungen, die noch verbliebene Geisel zu retten und die Gangster unschädlich zu machen. Glücklicherweise unternahmen die übrigen Täter mit einem eigens angeforderten Fluchtfahrzeug einen Fluchtversuch, wobei sich die Geisel, eine Polizeiangestellte, programmgemäß befreien konnte, während Polizeibeamte die Gangster unter Beschuss nahmen.
Tränengasbomben ins Haus
Der Rest war Warten auf die Spezialeinheiten aus Bonn und Nürnberg. Als dann gegen Mittag die drei Hubschrauber des Bundesgrenzschutzes endlich da waren – die Nürnberger Truppe wurde erst am Nachmittag in Stierberg gebraucht – benahm man sich so, wie man sich nach neueren Erkenntnissen in dieser Lage nicht verhält: nach vereinbarungsgemäß abschlägig beschiedenen Aufforderungen der Polizei an die verschanzten Täter, endlich aufzugeben, warfen GSG-Spezialisten aus einem Schützenpanzerwagen Tränengasbomben in das Haus, pirschten sich im Schutz des künstlich erzeugten Nebels an das "Objekt“ heran, warfen Übungshandgranaten und sammelten schließlich die desillusionierten Täter auf, die einer nach dem anderen mit erhobenen Händen keuchend und hustend aus dem Haus wankten.
Doch auf ein ernstfallmäßiges, psychologisch bis ins Letzte motiviertes Agieren und Reagieren war diese Übung ohnehin nicht angelegt. Man wollte in erster Linie die Stabsarbeit erproben, Erfahrungen für Zeitbedarf und Dienstwege ermitteln, auch für den Fall, dass die GSG 9 einmal bei einem wirklichen Verbrechen in Oberfranken anrücken müsste.
Im Ernstfall anders gehandelt
Im Ernstfall hätte man – das verhehlte niemand der Verantwortlichen – in dieser speziellen Situation wohl die GSG 9 nicht mehr eingesetzt, sondern schlicht gewartet, bis die Täter von selbst aufgegeben hätten. Der Tränengaseinsatz alleine hätte schon seine Wirkung gezeigt.
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