Großer Wirbel um 2,5 Quadratkilometer - Kreistag geht auf Nummer sicher Kulmbach: Resolution gegen Fracking im Weidener Becken

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Eine Resolution gegen Fracking im Kreisgebiet im November des vergangenen Jahres, eine Bekräftigung im April: Der Kulmbacher Kreistag geht auf Nummer sicher. Dabei gibt es bislang gar keine Anhaltspunkte dafür, das im Kreisgebiet künftig nach Gas gesucht oder Vorkommen ausgebeutet werden. Die Gründe liegen vielmehr in der Vergangenheit.

 
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Die Resolution im November hatte die Grünen-Fraktion im Kreistag eingebracht. Auf Anregung der FDP bekräftigte das Plenum im April seine Ablehnung. Wie berichtet, hatte das Wirtschaftsministerium die Erkundung im Weidener Becken gestattet. "Aus den Medien" habe er davon erfahren, so der Grünen-Kreisrat Klaus Gumprecht auf Kurier-Anfrage. Ähnlich äußerte sich auch der Umweltingenieur des Landratsamtes, Hans-Dieter Vießmann.Im April hatte das Bundeskabinett einen Gesetzentwurf beschlossen. Der Entwurf war im vergangenen Jahr in Bayern auf Kritik gestoßen

Wer erkundet, will auch abbauen

Offizielle Angaben, dass auch der Landkreis Kulmbach zu dem 2640 Quadratkilometer großen Erkundungsbereich Weidener Becken gehöre, lägen dem Landratsamt gar nicht vor, so Vießmann in der vergangenen Woche. Im Kreistag hatte er noch geäußert, Skepsis sei angebracht. "Wenn einer was erkundet, will er hinterher auch was abbauen", so seine Worte damals. Wasser auf die Mühlen der ohnehin schon argwöhnischen Kreisräte. Die Fracking-Gegner waren aktiv. Inzwischen ist es still geworden ums Fracking in der Region.

Wirtschaftsministerium schafft Klarheit

Auf Anfrage des Kurier äußerte sich am Freitagnachmittag das Wirtschaftsministerium in München. Ein Sprecher teilte mit, der Landkreis Kulmbach mit einer Größe von  656 Quadratkilometern gehöre im Südwesten mit einer Fläche von 2,5 Quadratkilometern zum Erkundungsgebiet. Danach fällt ein kleiner Teil des 35 Quadratkilometer großen Limmersdorfer Forstes in den Bereich, in dem die Engländer erkunden dürfen.

Alarmglocken schrillen

Deshalb schrillen beim FDP-Kreisrat Veit Pöhlmann die Alarmglocken. Pöhlmann denkt sofort 20 Jahre zurück. Damals protestierten die Limmersdorfer gegen die Mülldeponie, die ihnen der Landkreis Bayreuth vor die Nase setzen wollte. Pöhlmann war Anfang der 90er Jahre einer der Sprecher der Bürgerinitiative. Drei Jahre dauerte der Protest, zwei BUND-Kreisverbände mobilisierten die Bürger, 16000 Unterschriften gegen das Bayreuther Vorhaben kamen zusammen. Monatelang standen große Plakatständer am Waldrand. Pöhlmann gestern: "Hände weg vom Limmersdorfer Forst - das gilt noch immer."

Übergeordnete Behörden schweigen

Das Forstgebiet grenzt an Neudrossenfeld. Dort sagte am Freitag Bürgermeister Harald Hübner (CSU), der ein Kreistagsmandat ausübt, auch er habe aus den Medien erfahren, dass Neudrossenfeld im Erkundungsbereich liegt. Auf dem Verwaltungswege sei er bislang nicht informiert worden. Die übergeordneten Behören hielten sich bedeckt, so der Bürgermeister. Auch Hübner erinnert sich an die Proteste gegen die Mülldeponie, die im Limmersdorfer entstehen sollte.  Der Forst sei Naherholungsgebiet für die Menschen, deren Lebensgrundlagen geschützt werden müssten. Erkundung wäre wichtig, um Vorsorge für Notlagen treffen zu können. Allerdings dürfe das nicht zu Lasten der Umwelt gehen. Hübner setzt auf das Wasserrecht, dass der Ausbeutung entgegen stehe. Ähnlich dachten Umweltschützer damals, als sie die Mülldeponie im Limmersdorfer Forst verhinderten.

Genügend rechtliche Mittel

Mit dem Wasserrecht argumentiert auch der Umweltingenieur Hans-Dieter Vießmann im Landratsamt. Der Landkreis Kulmbach habe genügend rechtliche Handhaben, seine Interessen zu schützen. Die Bayreuther SPD-Politikerin Anette Kramme, Vorsitzende des SPD-Bezirks Oberfranken und Parlamentarische Staatssekretärin im Arbeitsministerium, spricht sich für ein Fracking-Verbot aus.

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