Große Frage: Sind Lüftung und Notstromaggregat noch zu retten? Nach dem Wasserschaden im Opernhaus: Ursachenforschung läuft noch

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Feuerwehr und THW pumpten das Opernhaus vor drei Wochen leer.⋌ Foto: Ritzer Foto: red

Die Feuchtigkeit steckt noch drin im Keller des Markgräflichen Opernhauses. Die Trocknung läuft. Genauso wie die Ursachenforschung nach dem großen Wasserschaden vor drei Wochen. Wie hoch der Schaden ist und ob der Wasserschaden die Sanierung des Weltkulturerbes verzögert, steht noch lange nicht fest. Klar ist jedoch inzwischen: Man hatte großes Glück, dass nicht mehr passiert ist.

 
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Im Orchestergraben stand das Wasser bereits in der Nacht zum 23. November. Und von dort ist es nicht mehr weit ins Logenhaus. In den weltberühmten, bemalten hölzernen Innenraum, der in der Form einzigartig weltweit ist. Deshalb ist das Opernhaus auch von der Unesco als Welterbe anerkannt worden vor zweieinhalb Jahren. Die Restaurierungsarbeiten sind seit dem Zwischenfall unterbrochen. „Wir hoffen, dass sie bald weitergeführt werden können“, sagt Cordula Mauß, die Pressesprecherin der Bayerischen Schlösserverwaltung

„Man hat da noch Glück gehabt“, sagt Michael Erhard, der beim Staatlichen Bauamt Bayreuth die Sanierung des Opernhauses betreut. „Das Wasser ist nur knapp nicht ins Logenhaus hineingelaufen.“ Dem Einsatz der Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks (THW) und der Feuerwehr sei es zu verdanken gewesen, dass nicht mehr passiert sei, sagen Erhard und Mauß.

Erhard spricht aber auch von Pech. Von doppeltem Pech. Denn die Leitung, die in den „60er oder 70er Jahren verlegt worden war“, und die wohl in der Nacht zum 30. November gebrochen ist, wäre „in Kürze stillgelegt worden, weil man sie nicht mehr braucht“, wie Erhard sagt. Das Opernhaus wurde bis zum Beginn der Sanierung über ein Rohrsystem mit Trinkwasser gekühlt. Dieses System diente auch als Feuerschutzleitung. Das wird überflüssig, weil ein Löschwasserbecken gebaut wurde, das die Wasserversorgung sicherstellen – und damit wohl die Gefahr von Rohrbrüchen minimieren – soll. Zusätzliches Pech, sagt Erhard, sei gewesen, dass eine Million Liter Wasser den Keller bis auf gut 1,50 Meter Höhe zu einer Zeit gefüllt habe, als niemand im Haus war. „Man kann von Glück reden, dass die Brandmeldeanlage bei der Feuerwehr den Alarm ausgelöst hat“.

Die Ermittlungen, die jetzt laufen, um zu ergründen, warum das Wasserrohr geplatzt ist und ob Teile der Technik – im Opernhaus wurden die Lüftungszentrale und das Notstromaggregat unter Wasser gesetzt, im Redoutenhaus die Heizung für den ganzen Komplex in Mitleidenschaft gezogen – noch gerettet werden können, sind kompliziert. „Nicht zuletzt deshalb, weil man einen Gutachter braucht, der mit dem Projekt noch nicht betraut war“, wie Erhard sagt. Cordula Mauß sagt: , Die Technik wird wohl weitgehend erneuert werden müssen.“ Erhard ergänzt: „Das war alles maßgeschneidert für das Opernhaus. Und erst sechs Monate in Betrieb. Natürlich muss ermittelt werden, ob etwas wiederverwendbar ist. Aber es geht auch um Fragen der Gewährleistung. Würde ein Notstromaggregat, das im Wasser stand, im Notfall wieder laufen? Und besteht Gefahr der Schimmelbildung bei einer Lüftung nach dem Wasserschaden?“, fragt Erhard. Die Hersteller würden sich jetzt die Teile genau ansehen, dann wisse man mehr. Glücklicherweise habe man die provisorische Lüftungsanlage noch am Haus stehen, könne so die Belüftung und Klimatisierung des Hauses sicherstellen. „Die Heizung, die wenig abbekommen hat, war schnell wieder in Betrieb.“

In der Mikwe, dem rituellen Tauchbad der jüdischen Gemeinde in direkter Nachbarschaft des Opernhauses, laufen auch die Trocknungsanlagen. Felix Gothart, der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde, kann – wie die Nachbarn – noch keine Aussagen über den Schaden machen, den das Wasser aus dem Keller des Opernhauses in der Mikwe angerichtet hat. „Sicher fünfstellig“, schätzt er.

„Mindestens im sechsstelligen Bereich“ dürfte der Schaden sein, der im Opernhaus entstanden ist, sagt Erhard. Bezahlen wird den Schaden der Freistaat. Denn für das Land Bayern gelte, wie Cordula Mauß sagt, „das Selbstversicherungsprinzip“. Grundsätzlich würden keine Versicherungen abgeschlossen. Weil man davon ausgehe, „dass es günstiger ist, Schäden selbst zu schultern als Versicherungen abzuschließen und die damit verbundenen Kosten und Verwaltungskosten zu tragen".

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