Gomez haben alle auf dem Zettel

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Mittelstürmer Mario Gomez hat sich nach seiner Rückkehr in die Nationalmannschaft in kurzer Zeit wieder jede Menge Kredit bei den Fans erarbeitet. Foto: dpa Foto: red

Eine der wichtigsten Fragen vor dem EM-Auftakt der deutschen Nationalmannschaft am Sonntag gegen die Ukraine ist: Wer steht in der Startelf? Spielt Gomez oder spielt Götze, wer bildet die Innenverteidigung, wer kommt als Außenverteidiger zum Einsatz? Der Kurier hat Bayreuther Sportler und Funktionäre diese Fragen beantworten lassen.

 
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Ihre Wunschstartelf präsentieren Christoph Starke (Trainer des Fußball-Regionalligisten SpVgg Bayreuth), Sebastian Mayer (Verteidiger des Eishockey-Zweitligisten EHC Bayreuth), Hannah Marquard (Mittelfeldspielerin der Landesliga-Damen der SpVgg Bayreuth), Florian Vogel (Schwimmer und Olympia-Teilnehmer), Michaela Lehnert (Ex-Leistungsträgerin der Drittliga-Handballerinnen von Haspo Bayreuth) und Philipp Galewski (Geschäftsführer der Bundesliga-Basketballer von Medi Bayreuth).

Christoph Starke

„Ist doch eine super Qualität“, sagt Starke. Der deutsche Kader stimmt den SpVgg-Trainer zuversichtlich, ein ganz gewichtiges Wörtchen um die Titelvergabe mitzusprechen. Aber nun zur viel diskutierten Aufstellung gegen die Ukraine. Den zweiten Innenverteidiger-Posten neben Boateng würde er mit Benedikt Höwedes besetzen, „ein gestandener Spieler mit viel Erfahrung. Und rechts würde ich den jungen Kimmich bringen.“ Über jeden Zweifel erhaben sei sein Mittelfeld. „Defensiv zentral Khedira und Kroos, davor Müller rechts, Özil auf der Zehn, und links Götze, der von der Außenbahn aus ins Dribbling gehen kann. Und vorne – klar – Gomez.“ Anders sähe Starkes Aufstellung aus, wenn Mats Hummels und Bastian Schweinsteiger fit wären. „Dann würden beide spielen. Auf jeden Fall.“ Wen er dafür opfern würde. „Höwedes und …“, er überlegt, „… wohl Khedira.“

Starkes Wunschelf: Neuer – Kimmich, Boateng, Höwedes, Hector – Khedira, Kroos – Müller, Özil, Götze – Gomez

Michaela Lehnert

„Ich würde ihn auf jeden Fall spielen lassen, wenn er fit wäre“, macht Michaela Lehnert deutlich, dass Bastian Schweinsteiger für sie in der Startelf alternativlos wäre. Der deutsche Kapitän ist für die Handballerin spätestens seit 2014 über jeden Zweifel erhaben. „Er ist ein Kämpfer, wegen ihm sind wir überhaupt Weltmeister geworden.“ Für Schweinsteiger „opfern“ würde sie Özil – den mag sie nicht – , „um dann Kroos auf die Zehn vorzuziehen.“ Und auch der zweite noch verletzte Deutsche, Hummels, hätte einen festen Platz in Lehnerts Startelf. „Boateng, der sich wieder zurückgekämpft hat, und Hummels – das wäre ein enorm starkes Duo.“ In Hummels Abwesenheit aber würde sie Joshua Kimmich das Vertrauen schenken. „Er hat bei den Bayern enorm Selbstvertrauen getankt.“ Und rechts in der Abwehr? „Höwedes. Er hat mich bei der WM 2014 voll überzeugt.“ Und dann noch ein EM-Tipp, wer macht’s? „Europameister werden wir, ist doch klar.“

Lehnerts Wunschelf: Neuer – Höwedes, Boateng, Kimmich, Hector – Khedira, Kroos – Müller, Özil, Götze – Gomez

Sebastian Mayer

„Die Startelf? Ich habe gedacht, jetzt kommt die Frage, wie weit Deutschland kommt. Da hätte ich Finale gesagt. Aber die Startelf? Puuh, schwierig“, sagt Mayer. „In diesem Kader steckt so viel Qualität.“ Gerade bei der Zusammensetzung der Abwehr vor „Neuer, dem besten Torhüter der Welt“, tut sich der Eishockey-Spieler des EHC Bayreuth schwer. Boateng sei gesetzt, Hummels auch, aber der ist verletzt. „Ich würde im Auftaktspiel einfach Kimmich ins kalte Wasser schmeißen, der bei den Bayern auch einen guten Innenverteidiger spielt. Oder warum nicht Tah spielen lassen?“ Als Außenverteidiger würde er Hector und Mustafi aufstellen. „Die Abwehr ist nicht eingespielt, da braucht es davor natürlich bewährte Kräfte, die Sicherheit bringen“, sagt Mayer. Er setzt deswegen auf die Weltmeister Kroos und Khedira auf der Doppelsechs. Davor als Zehner Özil und auf den Außen Müller und Götze. „Und wir brauchen im Vergleich zur WM einen Klose-Ersatz vorne drin, das kann nur Gomez sein.“ Der wuchtige Stürmer habe nach einer starken Saison in der Türkei seine Chance verdient. Zudem geht Mayer davon aus, dass es Verschiebungen im DFB-Team geben wird, wenn Schweinsteiger wieder fit ist. „Dann wird wohl der Kapitän spielen, für Götze oder Gomez könnte es dann mit der Startelf eng werden.“

Mayers Wunschelf: Neuer – Hector, Boateng, Kimmich (Tah), Mustafi – Khedira, Kroos – Müller, Özil, Götze – Gomez

Hannah Marquard

„Klar, Gomez hat ne gute Saison gespielt, aber den mag ich nicht – deshalb Götze.“ Hannah Marquard, 23-jährige Mittelfeldspielerin der Landesliga-Damen der SpVgg Bayreuth, sieht ohnehin wenig Diskussionsbedarf bei der deutschen Mannschaft. Müller, Özil, Khedira, Kroos, Boateng, Neuer – allesamt gesetzt. Selbst bei der Frage nach dem Partner von Jerome Boateng in der Innenverteidigung muss die Sportökonomie-Studentin nicht lange überlegen: „Wenn Hummels fit wäre, würde er spielen. So aber sehe ich da nur Höwedes.“ Und rechts in der defensiven Viererkette? „Am ehesten Can, der ist zwar in Liverpool Sechser, hat aber schon auf der Außenbahn gespielt.“ Links offensiv ist Hannah Marquards Favorit Julian Draxler – eher aus Ermangelung an Alternativen. „Draxler eher als Schürrle oder Podolski“. Und Schweinsteiger, wenn er fit wäre? „Nein. Selbst dann nicht. Er ist sehr Fitness abhängig und hat nur ganz wenig gespielt.“ Die deutsche Mannschaft sieht sie unter den Topfavoriten – zusammen mit Frankreich und vor allem: Belgien. „Die haben echt gute Jungs im Team.“

Marquards Wunschelf: Neuer – Can, Höwedes, Boateng, Hector – Khedira, Kroos – Müller, Özil, Draxler – Götze

Florian Vogel

Olympia-Teilnehmer Florian Vogel traut der DFB-Elf mindestens den Einzug ins Halbfinale zu. „Der Erfolg der Deutschen wird aber wohl mit der Abwehr stehen und fallen. Sie muss sich schnellst möglich finden“, sagt Vogel. „Hier ist es wichtig, dass neben dem gesetzten Boateng auch Hummels schnell wieder fit wird.“ Als Hummels-Ersatz in der Partie gegen die Ukraine würde er Tah spielen lassen. Der Leverkusener hat ihn in dieser Bundesliga-Saison überzeugt. Gleiches gilt für die von Vogel bevorzugten Außenverteidiger Kimmich und Hector. Auf der Doppelsechs wartet er mit einer überraschenden Personalie auf: Neben Khedira sieht er den Liverpooler Can. „Schweinsteiger sehe ich bei der EM nicht als Stammkraft, er kann aber als Einwechselspieler sehr wichtig werden.“ Gesetzt sind bei Vogel im Mittelfeld der Zehner Kroos sowie die Außen Müller und Özil. „Obwohl Özil? Der überzeugt im Nationaltrikot ja nicht immer“, sagt Vogel. „Vielleicht bekommt auch Sane seine Chance. Ich mag seine schnelle und freche Spielweise.“ Fehlt noch ein Stürmer? Für Vogel hat hier Gomez ganz klar gegenüber Götze die Nase vorn.

Vogels Wunschelf: Neuer – Kimmich, Boateng, Tah, Hector – Khedira, Can – Müller, Kroos, Özil (Sane) – Gomez

Philipp Galewski

Philipp Galewski ist nach eigener Auskunft nicht der allergrößte Fußballexperte, die bevorstehende EM löst beim Geschäftsführer von Medi Bayreuth aber wenigstens „so ein bisschen Fußballfieber“ aus. Wäre Galewski Jogi Löw würde er offensiv spielen lassen: „Khedira zentral defensiv, Kroos nach vorne gezogen.“ Dabei bringt er eine ungewöhnliche Personalie für die linke Außenbahn ins Spiel: Lukas Podolski. „Ich glaube, er explodiert bei der EM. Gegen die Ukraine würde ich ihn anfangen lassen und zur Halbzeit dann Götze bringen.“ Nicht unumstritten für Galewski ist der derzeit so hochgelobte Mesut Özil. „Er ist in der Pflicht und muss endlich einmal liefern.“ Vollstes Vertrauen hat er hingegen in Bastian Schweinsteiger. „Auch wenn er noch nicht zu hundertprozentig fit ist, so ist er enorm wichtig. Er ist unser Joker, ihn bringen wir, wenn es nicht läuft.“ Dass es nicht rund laufen könnte, hält er aber doch für eher unwahrscheinlich. „Ich bin mir da ganz sicher – wir werden Europameister. Wer soll uns denn gefährlich werden?“

Galewskis Wunschelf: Neuer – Höwedes, Boateng, Kimmich, Hector – Khedira, Kroos – Müller, Özil, Podolski – Gomez

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