Gleichstromtrasse Südostlink Arbeit für Stromtrasse fast ohne Erdaushub

red
Ein spezielles Pflugschwert dringt tief ins Erdreich ein und verlegt das Kabel. Dieses Verfahren könnte bald zum Einsatz kommen.Foto: Tennet Foto:  

Stromkabel lassen sich auch mit einem speziellen Pflug verlegen. Doch das geht nicht in jedem Fall, wie jetzt ein Versuch unter Beweis gestellt hat.

 
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Bayreuth - Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet hat die Ergebnisse eines Tests zum sogenannten Pflugverfahren, einer alternativen Technik zur Verlegung von Erdkabeln, veröffentlicht. Die Auswertung des Versuchs ergab laut einer Pressemitteilung, Praxistauglichkeit. Wo die örtlichen Gegebenheiten es zulassen, heißt es, sei das Pflugverfahren als eines unter mehreren möglichen Sonderverfahren denkbar.

Das Standardverfahren bei Tennet für die Verlegung von Höchstspannungs-Gleichstromleitungen ist bislang die sogenannte offene Bauweise. Hierbei werden zwei Kabelgräben ausgehoben, Schutzrohre hineingelegt und anschließend die Gräben wieder mit dem entnommenen Boden verfüllt. Danach werden Erdkabel in die Schutzrohre eingezogen und zu einer Leitung verbunden.

Beim Pflugverfahren hingegen entfällt der Bodenaushub fast vollständig. Ein spezielles Pflugschwert verdrängt das Erdreich, während Schutzrohre und Hilfsmaterial über eine Verlegeeinrichtung auf die Sohle des so geformten Schlitzes gleiten.

Als Einschränkungen für den Einsatz des Pflugverfahrens haben sich demnach durchnässte Böden, Flächen mit einer höheren Neigung sowie kurvige Trassenverläufe erwiesen. Das Verfahren wurde bei bindigen Böden mit mittlerem und ausgeprägtem Vermögen zur Wasserspeicherung getestet. Die Ergebnisse sind somit auch nur für diese Bedingungen aussagekräftig, heißt es aus dem Hause Tennet. Darüber hinaus bietet das Pflugverfahren bei Gestein, Mittelgebirgen, kreuzender Infrastruktur, Drainagen sowie weiteren entsprechenden Raumwiderständen keine zielführende Alternative.

Wo der Pflug hingegen bei geeigneten Bedingungen konkret zum Einsatz kommen könnte, entscheidet sich in der Bauphase und hängt noch von der Marktverfügbarkeit ab. Voraussetzung für den Einsatz des Pflugverfahrens ist, dass dieser keinerlei Projektverzögerung nach sich zieht. Die Beschleunigung der Energiewende-Projekte hat für Tennet höchste Priorität.

Die Ergebnisse des Pflugversuchs im Einzelnen:

•Mit Hilfe des Pflugverfahrens können die Schutzrohre und Erdkabel für SuedOstLink vor allem horizontal ausreichend genau verlegt werden, ohne dass es relevante Abweichungen vom geplanten oder im weiteren Genehmigungsverfahren beschlossenen Verlauf der Stromleitung gibt.

•Eine Analyse der Wärmeleitfähigkeit des Bodens rund um die verlegten Rohre lässt außerdem darauf schließen, dass die Anwendung des Pflugverfahrens nicht zum Austrocknen des Bodens führen wird.

•Beim Einpflügen der Schutzrohre wurden Ober- und Unterböden nur sehr geringfügig vermischt; das ursprüngliche Bodengefüge blieb weitestgehend erhalten. Allerdings wurde im Bereich der Schutzrohre der Boden verdichtet.

•Bei durchnässtem Boden kann es beim Pflugverfahren zu erheblichen Flurschäden kommen und der Boden wird unter dem Gewicht der für das Pflügen eingesetzten Maschinen stark zusammengepresst.

Auf Grundlage dieser Erkenntnisse will Tennet deshalb das Pflugverfahren im weiteren Genehmigungsprozess als Sonderverfahren vorschlagen. Ob und wo das Verfahren in der späteren Bauphase zum Einsatz kommt, bleibt jedoch offen, da es unabhängig von den Testergebnissen bei Gestein, kreuzender Infrastruktur, Drainagen sowie weiteren entsprechenden Raumwiderständen keine zielführende Alternative bietet.

Zudem hängt die Anwendung des Pflugverfahrens von der Verfügbarkeit von Unternehmen zum Zeitpunkt des Baus ab, die die Geräte herstellen und bedienen können, meldet das Unternehmen weiter. Voraussetzung für den Einsatz des Pflugverfahrens ist des Weiteren, dass dieser keine Projektverzögerung nach sich zieht.

Somit werde erst unmittelbar in der Bauphase ersichtlich werden, ob und gegebenenfalls wo das Pflugverfahren eingesetzt werden kann. Diese Entscheidung treffen schlussendlich die Baufirmen auf Basis ihrer Erfahrung und technischer Einschätzung vor Ort.

Tennet greift mit Pflugversuch Anregungen von Politik, Verbänden und Eigentümern auf. dpa

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