Gleiche Bildungschance für alle

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Mehrere Jungs kraxeln an der Kletterwand, eine Gruppe spielt auf der anderen Seite des Pausenhofes Fußball, ein paar Mädchen sitzen unter einem Baum im Schatten, wieder eine Gruppe spielt kreischend Verstecken. Es ist Freispielzeit an der offenen Ganztagsschule (OGTS) in Gößweinstein. Seit diesem Schuljahr existiert das Modell der OGTS auch an der Grundschule, mehr staatliche Förderung ist möglich und der Besuch der Einrichtung für die Kinder kostenfrei. 

 
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Seit 2009 gibt es dieses Angebot an der Gößweinsteiner Schule. Damals waren es 18 Kinder, heute sind es 75. Zusammen mit sechs Kolleginnen leitet Gabi Keßler-Woznik die Einrichtung, Träger ist die Arbeiterwohlfahrt Forchheim. Die Kernzeiten sind montags bis donnerstags von 11.30 bis 16.45 Uhr und freitags von 11.30 bis 13.15 Uhr. Es gibt ein warmes Mittagessen, das täglich von der Tagespflege Mostviel gekocht wird. Heute stehen Spaghetti mit Tomatensoße auf dem Speiseplan. Eifrig recken einige Kinder ihre Arme hoch. Sie zeigen an, dass ihr Tisch ruhig ist - und hoffen als Nächstes zur Essensausgabe gerufen zu werden.

Unterschiedliche Gestaltung

„Wir haben Kinder aus allen Jahrgangsstufen“, sagt Keßler-Woznik. Es gibt zwei Gruppen aus der Grund- und eine aus der Mittelschule. Die Gestaltung läuft je nach Tagesablauf unterschiedlich. Gegessen wird in zwei Gruppen, die jeweils anderen Kinder haben Freispielzeit, sie müssen sich nach einem langen Schultag meistens erst mal gründlich austoben.

Die Hausaufgabenbetreuung ist dann zielgerichtet, differenziert und in möglichst kleinen Gruppen mit festen Betreuern. „So können wir gute Beziehungen aufbauen“, sagt Keßler-Woznik. Es werden die täglichen Hausaufgaben gemacht, wenn es Probleme gibt, werden sie bearbeitet, auf anstehende Proben vorbereitet. „Wir gehen auf jedes Kind einzeln ein“, so die Pädagogin.

Entspannung mit Geschichten

Und auch bei der Freizeitgestaltung steht einiges zur Auswahl. Es gibt Fußball für Jungs und Mädchen, Kochen und Backen, Entspannung mit Geschichten und Musik, Instrumentalunterricht und Bogenschießen. Die Angebote sind freiwillig, sollten aber wenn, dann regelmäßig besucht werden. Es ist daneben aber auch genug Zeit zum Spielen, Toben, zum Quatschen und Zusammensein. Seit 2010 wird eine Ferienbetreuung angeboten, die auch von Gastkindern aus anderen Schulen besucht werden kann.

Strukturen aufbrechen

„Ich habe die Hoffnung, dass sich Schule durch dieses Angebot verändern kann, dass starre Strukturen aufgebrochen werden, es Verzahnungen gibt, der Rahmen offener ist“, erklärt Keßler-Woznik, warum sie sich für die OGTS stark macht. Und auch Rektorin Andrea Kohl sieht die Einrichtung positiv. „Es gibt eine Chancengerechtigkeit“, sagt sie. Viele Kinder seien nicht ohne Grund da, es könne im Elternhaus nicht das geleistet werden, was nötig ist. Häufig seien die Eltern berufstätig und könnten die Betreuung nicht übernehmen. „Die OGTS ist aber besonders wichtig für Familien mit sozialer Benachteiligung“, sagt die Rektorin. Wesentlich seien aber auch die sozialen Kontakte der Kinder untereinander. „Wir haben viele Kinder, die in ihrem Ort keine Gleichaltrigen haben“, sagt Kohl. Und die OGTS sei auch für die Kleineren gut geeignet. Sie bekommen am Anfang eine Eingewöhnungszeit, können auch mal früher abgeholt werden. Ansonsten müssen mindestens zwei Tage bis 15.30 Uhr gebucht werden.

Es gibt Strukturschwächen

Die Chancengleichheit ist es auch, die Bürgermeister Hanngörg Zimmermann bei dem Angebot der offenen Ganztagsschule besonders hervorstreicht. „Gerade bei uns im ländlichen Raum braucht es die“, sagt er. Die Bevölkerung auf dem Land sei grundsätzlich sehr fleißig, trotzdem gebe es aber Strukturschwächen. „Wir kämpfen gegen den demografischen Wandel und brauchen solch ein Angebot, um allen die gleiche Bildungsmöglichkeit bieten zu können“, so der Bürgermeister. Selber könnte die Kommune das Angebot nicht stemmen und so habe man auf Profis gesetzt. Die Arbeiterwohlfahrt betreibt im Landkreis Forchheim bereits zehn Schulprojekte. Und auch die staatliche Förderung ist ein positiver Aspekt für ihn. Bis zum vergangenen Schuljahr hat der Markt Gößweinstein die anfallenden Kosten übernommen. „Früher war Schule einfach selbstverständlich, jetzt wird sie mit dem regulären Unterricht am Vormittag, Nachmittagsunterricht und ihrer Ausstattung viel bewusster wahrgenommen“, hat er festgestellt.

Info: Weiter Auskünfte gibt es unter der Telefonnummer der OGTS 09242/98318.

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