Je weiter das Wrack verrostet, desto mehr dieser Schadstoffe werden freigesetzt, fürchten Experten. Ein Gutachten der Universität von Kreta bestätigt die Befürchtungen der Bürgerinitiative. „Jede weitere Verzögerung wird zur ökologischen Zerstörung der Bucht von Santorin (Caldera) führen“, heißt es in der Expertise.
In ihrem offenen Brief an den Parlamentsausschuss schreibt die Bürgerinitiative: „Wir leben auf einer ökologischen Zeitbombe, die eine irreparable Katastrophe für die Caldera, die Lebensqualität der Bewohner und Besucher sowie die Wirtschaft unserer Insel auslösen wird.“ Die beste Lösung sei, die Sea Diamond endlich zu bergen.
Eine Hebung des Wracks ist schwierig und riskant
Aber eine Hebung des Wracks ist schwierig und riskant. Es liegt auf einem steilen Abhang und könnte bei einem Bergungsversuch noch tiefer in die Bucht abrutschen. Außerdem sind die Kosten gewaltig. Sie werden auf mehrere hundert Millionen Euro geschätzt. 2014 verurteilte ein Gericht die zyprische Reederei Louis Cruises als Eignerin der Sea Diamond dazu, das Wrack heben zu lassen. Aber das Unternehmen legte Berufung dagegen ein. Weil das Verfahren immer wieder vertagt wird, gibt es bisher noch kein rechtskräftiges Urteil. Auch die Versicherung der Reederei will nicht für eine Bergung aufkommen.
2019 glaubte sich die Bürgerinitiative fast am Ziel: Der Staatsrat, Griechenlands oberstes Verwaltungsgericht, urteilte, das Ministerium für die Handelsmarine sei verpflichtet, für die Hebung des Wracks zu sorgen. Aber eine internationale Ausschreibung des Ministeriums verlief im Sande, obwohl sich zwei Bergungsfirmen um den Auftrag beworben hatten. Es scheint, als wolle die Regierung das Wrack der Sea Diamond sich selbst überlassen. Louis Cruises hat sich übrigens schon im September 2014 in Celestial Cruises umbenannt – wohl um die Erinnerung an die Havarie zu tilgen.