Gesundheit Wie gesund wir essen, entscheidet der Geldbeutel

Was lecker schmeckt, ist oft nicht wirklich gesund. Foto: picture alliance / dpa | Jörg Carstensen

Menschen mit wenig Geld ernähren sich ungesünder und leiden häufiger unter Übergewicht. Experten aus Kulmbach wollen das ändern und haben klare Forderungen an die Politik.

 
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Die Ernährung in Deutschland soll inklusiver, gesünder und klimafreundlicher werden. Ende 2022 hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) deshalb ein Eckpunktepapier zur geplanten Ernährungsstrategie vorgelegt. 170 Fachstellen und Experten aus unterschiedlichen Bereichen des Ernährungssektors – darunter auch das Kulmbacher Kompetenzzentrum für Ernährung (Kern) - haben Stellung zu konkreten Anforderungen an die Ernährungsstrategie genommen.

„Die Inflation vereitelt zunehmend eine gute Lebensmittelauswahl; viele Produkte liefern ein Übermaß an Zucker, Salz sowie ungünstigen Fetten. Kinder sind zu oft übergewichtig und nur wenige Lebensmittel werden klimafreundlich erzeugt. Wir brauchen daher eine institutionalisierte Ernährungsbildung von Kindesbeinen an“, fordert Christine Röger, Leiterin des Kompetenzzentrums für Ernährung. „Gerade nach Corona zeigt sich in den bildungsferneren Haushalten eine Zunahme an Übergewicht, Mangel an Bewegung, geringem Haushaltsbudget sowie ein fehlendes Bewusstsein für einen gesunden und nachhaltigen Lebensstil. Wenn wir wollen, dass die Bevölkerung sich ein Leben lang gesund und nachhaltig ernährt, sollten wir den Fokus auf Kitas und Schulen legen. Denn was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“

Diese vier Maßnahmen sind entscheidend für eine nachhaltige Ernährung:

1. Gute Küche von der Kita bis zum Seniorenheim: Die Fachleute erhoffen sich, dass die Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) als bundesweite Leitlinien für gesunde und nachhaltige Kost übernommen werden. Vor allem auf die Kita- und Schulverpflegung sollte dabei der Fokus gelegt werden, da hier ein Versorgungs- sowie ein Bildungsauftrag besteht.

2. Ernährungsbildung verbessern: Die Fachleute halten es für wichtig, dass bereits im Kindesalter die Weichen für eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung gestellt werden. Darum sei die von der Bundesregierung geplante Ernährungsbildung in Kitas und Schulen begrüßenswert. Die Rolle von Ernährungsprofis in Bildungseinrichtungen müsse gestärkt werden.

3. Ernährungskommunikation auf Augenhöhe: Viele Experten sind bereits in sozialen Medien vertreten. Von der Ernährungsstrategie erhoffen sie sich einen zusätzlichen Schub in der Kommunikation. Das Ziel: Noch fundierter und auf Augenhöhe zu informieren, um gutes Essen und Trinken für alle Zielgruppen begreifbar zu machen und positive Emotionen zu wecken. Dabei sollten die Vorteile und nicht die Risiken für die Verbraucher im Vordergrund stehen.

4. Leistungen von Ernährungsprofis auf Kasse: Ernährungsprofis sollten ihre Leistungen über die Krankenkassen abrechnen können, da gerade einkommensschwache Personen häufiger von Übergewicht oder Diabetes betroffen sind. Um seriöse Anbieter zu stärken, müsste es dringend eine geschützte Berufsbezeichnung als Ernährungstherapeut oder Ernährungsberater geben, so die Forderung. Auch Ärzte sollten besser über die Wirksamkeit von qualifizierter Ernährungsberatung informiert sein.

Weitere Informationen unter: www.kern.bayern.de

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