Geschenk an Museum: Werke von Grenzgängern

Von Michael Weiser

Eine umfangreiche Schenkung, eine besondere Gabe, eine wichtige Aufgabe für das Kunstmuseum in Bayreuth: Am Freitagvormittag hat Museumsleiterin Marina von Assel eine Schenkung des Bezirkskrankenhauses Bayreuth angenommen. Der Umfang: 5000 Arbeiten von Outsider-Künstlern.

 
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Einige der in der Sammlung vertretenen Künstler wie Helene Reimann, Ludwig Nickl, Pankraz Frenzel, Thomas Dürr oder Helmut Weber sind immer wieder in überregionalen Ausstellungen vertreten, ihr Werk wird in öffentlichen Sammlungen bewahrt und erforscht. Es sind Bilder aus einer „vermeintlichen Anderwelt“, wie die Kunsttherapeutin Karin Blum, Mitbegründerin der Ergotherapie am Bezirkskrankenhaus, bei der Übergabe sagte.

Ergotherapie gibt es an der Bayreuther Einrichtung seit 1999, die Werke der Sammlung sind aber zum Teil älter. Teilweise stammen sie aus den 80er Jahren, als Felix Böcker am Bezirkskrankenhaus Kunst als Mittel der Therapie einführte. Im Kunstmuseum ist derzeit eine kleine Auswahl dieser Arbeiten zu sehen, das Gros der Sammlung wird im zweiten Stock aufbewahrt, gesichtet und aufgearbeitet werden.

Inspiration für die Moderne

Platz ist knapp, die Mitarbeiter noch mit der Arbeit an anderen Schenkungen beschäftigt. Und doch ist es gut, dass das Kunstmuseum die Werke in seine Obhut nimmt. Es trifft sich bei dieser Übergabe, was gut zusammenpasst. Denn das Kunstmuseum hatte bereits vor einigen Jahren eine Ausstellung der Outsider-Künstlerin Hildegard Wohlgemuth ausgerichtet, eine Frau, „die durch eine Therapiehölle ging“, wie Marina von Assel sagt.

Ihr Museum hat ihren Schwerpunkt in der Moderne, die wiederum von Outsider-Künstlern inspiriert wurde.  Künstler wie Paul Klee, Max Ernst, die Dadaisten, erst recht aber Jean Dubuffet mit seiner Art Brut sind stark beeinflusst von den Grenzgängern. Stilbildend wurde die Sammlung des Kunsthistorikers und  Psychiaters  Hans Prinzhorn, der 4500 Werke sammelte und anfangs der 20er Jahre das Buch "Bildnerei der Geisteskranken" veröffentlichte. Heute gehört das Museum Prinzhorn in Heidelberg zu den ungewöhnlichsten und wichtigsten Kunstmuseen in Deutschland.

Freiheit für die Kunst

Nicht nur die Bildsprache der Moderne änderte sich im Laufe dieses Austauschs, sondern auch das Verständnis der Kunst an sich - als von äußeren Zwecken und Zwängen freie, unmittelbare Spielart des Ausdrucks. „Wahre Kunst entsteht, weil der Künstler nicht anders kann“, sagt Marina von Assel mit Blick auf die Arbeiten, die im ersten Stock ausgestellt sind. Was sich stark nach Ernst Ludwig Kirchner im Manifest der „Brücke“ anhört: „Jeder gehört zu uns, der unmittelbar und unverfälscht wiedergibt, was ihn zum Schaffen drängt.“

Kirchner wiederum wurde von der Patientin Else Blankenhorn beeinflusst.

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