Genial einfach Doppelt hält besser, auch bei Unterhosen

Andreas Jugenheimer hat die Doppelbund erfunden. Dafür hat er eine Patentschrift eingereicht. Am Donnerstag entscheidet sich, ob er das Patent bekommt. Der kleine Alltagshelfer bedeckt den unteren Rücken. Viele Kunden nutzen die Unterhose als als Tasche. Foto: Nicole Wrodarczyk

Der Jungunternehmer Andreas Jugenheimer stellt Unterhosen mit Nierenschutz her. Die Bestellungen lassen nicht lange auf sich warten.

 
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Technik, Computer, Mathe. Die liebsten Hobbies von Andreas Jugenheimer (32). Dann mischte sich sein kleines Unternehmen dazu: Doppelbund. Die Unterhose mit aufgenähter Lasche verhindert Bauarbeiter-Dekolletés und hält Hemden fest in der Hose. Bei den Gründerfestspielen im Bayreuther Porsche-Zentrum durfte der gebürtige Coburger seine Idee präsentieren. Neben Lob gab es auch viele unnötige Ratschläge.

Herr Jugenheimer, Ihre doppelte Unterhose schaut aber nicht sehr sexy aus...

Die Herren-Unterhose schaut doch gut aus. Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Da muss ich mal meinen Hersteller fragen. Mir ging es um die Funktion. Ich war genervt von meinem Hemd, das ständig raushing, wenn ich es in die Hose steckte. Deswegen wollte ich ein Stück Stoff über der Unterhose, die das Hemd festhält. Fertig war die Doppelbund. Meine Kumpels meinten dann: „So was gibt es noch nicht! Du musst das weitermachen!“

 

Und jetzt haben Sie ein Patent daran?

Nein! Ich habe eine Patentschrift eingereicht. Man kann mir noch nicht beweisen, dass noch niemand die Idee hatte. Am Donnerstag muss ich es in München vor einem Patentprüfer verteidigen. Früher dachte ich auch Unternehmen suchen händeringend nach Leuten mit Ideen, die sie dann finanziell unterstützen können. Aber so läuft das gar nicht. Ich musste ewig recherchieren und eine Patentanwältin beauftragen. Nach einem halben Jahr konnte sie mir dann einen Antrag formulieren. Und dann kam eine ziemlich hohe Rechnung. So was mache ich nie wieder.

 

Konnten Sie sich das überhaupt leisten?

Ich wohne wieder bei meinem Vater, weil er einen Herzinfarkt hatte. Fahre kein Auto und arbeite. Ich bin Referent für Akkreditierungen im Hochschulbereich, also im öffentlichen Dienst. Ich komme also klar. Vorher war ich Software-Entwickler. Das hielt ich ein halbes Jahr aus, dann musste ich raus.

 

Warum?

Ich finde IT geil, aber es ist nicht so innovativ wie alle tun. Ich wollte Programme schreiben und was ausprobieren. Ich liebe Mathe, ich liebe Technik. Aber in einem großen Unternehmen ist das eben schwierig. Die müssen Geld verdienen.

 

Und Sie möchten kein Geld verdienen?

Ich bin froh, wenn ich die Ausgaben, die ich wegen der Doppelbund habe, mal ausgeglichen habe. Aber mir geht es deswegen nicht schlecht. Die Doppelbund ist eine coole Idee, nur rette ich damit kein Menschenleben.

 

Wozu dann das ganze?

Ich habe die Hoffnung, dass eine größere Firma die Idee übernimmt. Ich habe viel Spaß mit meinem kleinen Unternehmen, lerne viele Leute kennen. Aber ich habe nicht diese typische Start-Up-Einstellung.

 

Und die wäre?

Jemand hat mich angeschrieben, ob ich meinen Web-Shop an ihn abgeben will, um mehr Umsatz zu generieren. Aber niemand zwingt mich dazu, so viele Unterhosen wie möglich zu verkaufen. Für mich ist ein Hobby, bei dem ich viel dazulerne.

 

Was lernen Sie denn alles?

Eine Idee zu haben ist eine Sache. Das Schwierige ist die Umsetzung. Mein Papa kann das gut, der bastelt immer in seiner Werkstatt. Zum Beispiel eine Art Schubkarre für den Gartenschlauch. Das habe ich mir bei ihm abgeguckt. Aber die weiteren Schritte, die Vermarktung, das Netzwerken, das Weiterentwickeln. Das ist eine Herausforderung.

 

Was ist denn das Schwierigste?

Viel Kraft kostet konstruktive Kritik. Die konnte ich anfangs schwer erkennen. Viele Leute geben dir Tipps, verbreiten aber Halbwissen. Das musst erst recherchieren. Manches Feedback ist auch totaler Käse. Anfangs hatte ich nur das Produkt, vom Rest hatte ich keine Ahnung.

 

Hatten Sie keine Hilfe?

Doch, mein Kumpel Alfred Hofmann meinte: „Andy, der Webshop ist kacke.“ Er hat mir geholfen die Webseite neu aufzubauen und schöner zu gestalten. Heute ist sieht sie okay aus, aber zufrieden bin ich nicht. Die Ladegeschwindigkeit könnte besser sein.

 

Sie spielen Ihr Unternehmen aber ganz schön runter.

Ich verkaufe halt eine Unterhose. Im Vergleich zu anderen Start-Ups ist das mickrig. Und Kritik bekomme ich ja auch. Einer sagte mir, die Doppelbund wäre viel zu teuer. Ist sie auch. Aber sie wird eben in der EU gefertigt und hat ein Fair-Trade-Zertifikat.

 

Faire Herstellung ist Ihnen also wichtig.

Wir kaufen so viel Kleidung, viele tragen ihr T-Shirt nur einmal. Wir leben auf Kosten von anderen und von der Natur. Und wenn ich schon so ein Produkt verkaufe, will ich nicht so viel Schaden anrichten. Auch wenn es schwer ist, jeden Lieferanten zu überprüfen.

 

Sind Ihre Kunden zufrieden mit Ihnen?

Ja, aber bei mir gab es auch Pannen. Bei einer Charge gab es einen Produktionsfehler. 60 Kunden haben ihre Unterhose reklamiert. Das hat mich geärgert. Die Kunden inspirieren mich, nutzen die Unterhose ganz unterschiedlich. Einer nutzte die Doppelbund für seine Inkontinenz-Einlagen. Eine Kundin steckte einen Wärmebeutel rein, weil sie Bauchschmerzen hatte.

 

Welche Ideen schweben Ihnen noch so vor?

Für die Doppelbund nicht viele. Aber ich finde technische Ideen auch cooler. Ich würde ich zum Beispiel gerne an neuen Transport-Gefährten basteln. Autos finde ich total ineffizient. Mit einem Freund schreibe ich an einem Konzept für ein Schienensystem. Statt in Autos, fahren wir in autonomen Kapseln auf Schienen. Das wäre umweltfreundlicher.

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