Gemeinderat hält am letzten Hörer fest Telekom will Telefonstation in Forkendorf abbauen - Räte wehren sich

Von Thorsten Gütling
 Foto: red

An der Bushaltestelle in Forkendorf steht eine der letzten Telefonzellen weit und breit. Wobei: Telefonzelle ist übertrieben. Es fehlt der Unterstand, die Telekom nennt diese günstigeren Apparate Basistelefon. Geht es nach dem Unternehmen, soll das Telefon weg. Weil es in Zeiten des Handys nicht mehr gebraucht würde. Im Geseeser Gemeinderat regt sich Widerstand gegen den Plan.

 
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Man habe schon zu viel verloren, heißt es in Gesees: Briefkästen, eine Poststelle, andere Telefonzellen – das alles sei schließlich Teil der örtlichen Infrastruktur. Noch dazu, steht das Telefon dort, wo die Schulbusse halten. Kurzum: Es soll bleiben.

Der Geseeser Bürgermeister Reinhard Sammer sieht das anders. „Dass das Telefon entbehrlich ist, darüber brauchen wir nicht diskutieren“, sagt er. Genau diese Entbehrlichkeit bittet der Bayerische Gemeindetag, zu prüfen. Denn die Telekom sei zur Grundversorgung mit öffentlichen Telefonen zwar verpflichtet, sie dürfe aber Gemeinden in „extrem unwirtschaftlichen“ Fällen bitten, das Telefon abbauen zu dürfen. Die Rede ist von weniger als 50 Euro Umsatz, den das Unternehmen mit dem Geseeser Telefon macht. Komme die Gemeinde zu dem Ergebnis, dass ein öffentliches Telefon unentbehrlich ist, müsse es trotzdem stehen bleiben, heißt es in einem Schreiben des Gemeindetages. Wie die Gemeinde das misst, bleibe ihr überlassen. Rechenschaft sei sie der Telekom nicht schuldig.

Telefon unentbehrlich

In den Augen der Geseeser Gemeinderäte ist das Forkendorfer Telefon unentbehrlich. Nicht zuletzt, weil es die Schulbushaltestelle ein bisschen sicherer macht. Mit sieben zu fünf Stimmen lässt der Gemeinderat das Unternehmen das wissen.

Mit der Entscheidung stehen die Geseeser im westlichen Landkreis recht allein da. Nur in Aufseß, Neuhaus und Glashütten gibt es noch öffentliche Telefone. Und in beiden Fällen auch nur, weil sich Widerstand gegen die Abbaupläne der Telekom geregt hatte. Aufseß’ Bürgermeister Ludwig Bäuerlein sagt: „Die Telefone hätten wir zur Not auch selbst bezahlt. Wir sind eine Fremdenverkehrsregion und brauchen sie.“ Die Telefone in Neuhaus und Aufseß sind geblieben, zahlen musste die Gemeinde nichts.

Anders in Plankenfels. Dort, mitten im Ort, am Kriegerdenkmal, will die Telekom in wenigen Tagen das letzte Telefon abbauen. Die Bürgermeisterin ist informiert, „gefragt hat uns aber keiner“, sagt Luise Goldfuß. Man habe der Gemeinde nicht einmal mitgeteilt, wie viele Telefonate zuletzt über das Gerät geführt wurden. Auch auf Kurier-Nachfrage heißt es bei der Pressestelle der Telekom kurz und knapp: „Diese Daten halten wir für die externe Kommunikation nicht bereit.“

Ähnlich in Heinersreuth. Dort ist die letzte Telefonzelle gegenüber der Sparkasse zwar schon lange verschwunden. „Aber ich kann mich nicht erinnern, dass der Gemeinderat dazu befragt worden ist“, sagt Verwaltungsleiter Karl Heinz Hübner. Und auch in Hummeltal heißt es: „Die Telekom hat das einfach festgelegt.“ Auch dort gibt es kein öffentliches Telefon mehr.

Auch nicht mehr in Hollfeld, Eckersdorf, Mistelgau und Mistelbach. Und Mistelbachs Bürgermeister Bernhard Rümpelein ist damit nicht einmal unglücklich. Am früheren Standort, dem Dorfplatz, steht auch die Hummelfigur, ein Wahrzeichen Mistelbachs. Und das komme jetzt, wo das Telefon weg ist, besser zur Geltung, sagt er.

Wenn weg, dann weg – das bittet der Gemeindetag all die Kommunen zu beachten, die noch über die Zukunft eines öffentlichen Telefons bestimmen können. Denn: Wenn sich im Nachhinein herausstelle, dass ein Telefon doch nicht entbehrlich war, müsse die Telekom es nicht mehr aufstellen. Aus dem Unternehmen heißt es, die Bereitstellung einer öffentlichen Notrufmöglichkeit sei sowieso nicht Aufgabe der Telekom, sondern der jeweiligen Notrufträger.

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