Gegen zwei Stimmen hielt Mehrheit des Gemeinderats an der Planung für ein Seniorenheim fest BRK-Heim: Einwände finden zum Teil Gehör

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Im Geronto-Psychiatrischen Wohnbereich der DRK-Seniorenwohnanlage in Rostock-Evershagen hilft Lisa Krüger am Donnerstag (04.09.2008) einer Bewohnerin beim Essen. Im Pflegeheim der Anlage mit 168 Betten werden vor allem Demenzkranke betreut. Medizinisches und Pflegepersonal kümmert sich rund um die Uhr um die Bewohner. Dabei geht es nicht darum, den Demenzkranken "normale" Vorstellungen und Verhaltensweisen aufzuzwingen, sondern man knüpft an ihre Vorstellungen und ihre innere Welt an. Foto: Bernd Wüstneck dpa/lmv +++(c) dpa - Bildfunk+++ Foto: red

Die Zufahrt zu eng, zu wenig Parkplätze, zu nah am Kindergarten, überhaupt das falsche Grundstück: Der Neudrossenfelder Gemeinderat hat sich in der Sitzung am Montag mit den Einwänden aus der vorgezogenen Bürgerbeteiligung zum geplanten Pflegeheim befasst.

 
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Derer gab es viele, jedoch hielt die Mehrheit der Gemeinderäte – gegen die Stimmen von Björn Sommerer und Harald Kull (beide FuG) – an dem geplanten Sondergebiet Pflege fest. Die Abstimmung über das seit einiger Zeit in der Gemeinde kontrovers diskutierten Themas verfolgten fast 20 Bürger als Zuhörer im Sitzungssaal.

Um die Verkehrssituation in der Zufahrtsstraße zu entschärfen, schlug Bürgermeister Harald Hübner (CSU) vor, ein Parkverbot auszusprechen und dafür am Kindergarten neue Parkplätze einzurichten. Zeitliche Überschneidungen des Verkehrsflusses zum Altenheim und zum Kindergartenkinder seien nicht zu befürchten. Und auch das Parken dürfte funktionieren: Die Pläne des Investors sehen 35 Parkplätze am Seniorenheim vor, viel mehr, als mindestens nötig wären. Um den Feuerschutz zu verbessern, könne ein zusätzlicher Hydrant aufgestellt werden, der problemlos anfahrbar sei. „Der Investor hat sich von Anfang an auf diesen Standort fokussiert“, sagte Hübner. Alternativen am Sportplatz, im Rotmaintal, am Weidenrain und in der Neuenreuther Straße seien wegen der eingeschränkten fußläufigen Erreichbarkeit des Ortskerns ausgeschieden. Hübners Ansicht nach begrüßten die meisten Neudrossenfelder den Standort. Aber sicherlich seien noch Ergänzungen notwendig.

Verwaltungsleiter Rainer Schimpf hob hervor, dass bei Realisierung der Pläne für das Senioren- und Pflegeheim sechs Parkplätze mehr als früher vorhanden wären. Am Friedhof könne eine Art Kreisverkehr geschaffen werden, an dem zusätzliche Parkplätze entstünden. Eine Verkehrszählung habe ergeben, dass fünf bis zehn Fahrzeuge in der Stunde die Zufahrtsstraße entlang fahren, was rund 60 Fahrzeugen am Tag entspreche. Fünf bis 20 Lieferfahrzeuge seien pro Woche zu erwarten. Die Besuchszeiten wären vor allem in der Zeit von 16 bis 18 Uhr. Nur am Wochenende sei mit einem erhöhten Besucheraufkommen zu rechnen, dafür seien die öffentlichen Einrichtungen wie das Rathaus geschlossen.

Das Pultdach eingerechnet, erreiche das Heim eine Traufhöhe von 7,60 Meter. Da es von Muckenreuth aus sichtbar wäre, regte Schimpf eine höhere Bepflanzung und eine Farbvorgabe an. Die neugewählte Gemeinderätin Heidemarie Nitsch (FuG) schlug vor, die Dachfläche zu begrünen. Das könne die Gemeinde jedoch den Investoren nicht vorschreiben, erklärte Hübner. „Die Einrichtungen werden standardmäßig nach einem feststehenden Konzept geplant, darauf haben wir keinen Einfluss.“ Eine Verbreiterung der Straße am Friedhof lehnte Hübner ab. Sie diene der Verkehrsberuhigung und sei bewusst nur 4,60 bis 4,90 Meter breit. Ein Fußweg könnte allerdings durch oder entlang des Friedhofs verlaufen. Der Besucherverkehr werde vermutlich nicht so stark ausfallen wie befürchtet, sagte Hübner: „Alte Leute werden wesentlich weniger besucht, als man denkt, was eigentlich traurig ist.“

Während Rudi Bock (SPD), Silvia Eichner (CSU) und Peter Rösch (FW) das BRK-Heim für eine Bereicherung und eine historische Chance hielten und die Standortwahl für geglückt hielten, meldeten Björn Sommerer und Harald Kull (FW) massive Bedenken an. „Ich möchte an alle appellieren, die Sache nicht übers Knie zu brechen“, sagte Sommerer. Seines Wissens nach sei die Neuenreuther Straße dem Betreiber nicht angeboten worden. Dort angesiedelt, wäre das Heim viel besser erreichbar. Sein Fraktionskollege Kull hielt die vorgesehene Zufahrt für „absolut ungeeignet“. Seniorenbeauftragter Franz Klatt sagte, die Gemeinde müsse sich für ältere Menschen öffnen statt die Türen zu verschließen. Auch übte er Kritik an der „Autobesessenheit“ der Gesellschaft. Öfter mal das Auto stehen zu lassen und das Rad zu nehmen, sei nicht nur gut für die Gesundheit, sondern weder für Ältere noch für Kinder gefährlich.

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