Gegen Gewalt an Frauen Aktionstag: „Das geht Dich an!“

Gewalt gegen Frauen: Das geht alle an. Foto: Andreas Harbach

Frauen werden täglich Opfer von Gewalt: Jeden dritten Tag stirbt eine Frau in Deutschland. Weil ein Mann sie umgebracht hat.

 
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Das Frauenhaus des Caritasverbands Bayreuth ruft damit mahnend die tagtägliche Gewalt gegen Frauen in Erinnerung. „Gewalt gegen Frauen geht uns alle an“, sagt Bibi Bialas-Müller vom Bayreuther Frauenhaus.

Diskriminierung von Frauen und Mädchen und Gewalt im häuslichen Umfeld sind keine Randerscheinungen. Sexueller Missbrauch, Vergewaltigung, Körperverletzung bis hin zum Mord – das sind überwiegend von Männern verübte Gewalttaten gegen Frauen.

Laut Bundeskriminalamt waren im Jahr 2020 rund 119 000 Frauen von Partnerschaftsgewalt betroffen. 139 von ihnen haben die Angriffe von Ehemännern, Freunden oder Ex-Partnern nicht überlebt. Auch außerhalb von Beziehungen erleben Frauen Angriffe aufgrund ihres Geschlechtes. Frauenhass, Rassismus, Frauenverachtung und Frauentötungen kommen im Umfeld von Zwangsprostitution oder auch im Transgendermilieu vor. Femizide sind ein Gewaltphänomen, dessen Dimension erschreckend groß ist.

Der Aggression in der Partnerschaft und gegen Frauen und Mädchen kann vorgebeugt werden. „Wir wollen aufklären, Hilfe anbieten, erinnern und ermahnen, die Netzwerke stärken und zeigen, dass Gewalt gegen Frauen und Mädchen ein inakzeptables ,No go’ ist“, erläutert Bialas-Müller. Was sind die Gründe dafür, dass Lebenspartner, Ex-Freunde oder männliche Verwandte gewalttätig werden? „Die Gründe sind vielfältig und haben immer mit dem Einzelnen selbst zu tun.“ Dabei könne es um Machtausübung gehen oder fehlende Konfliktlösungsstrategien.

Besonders problematisch sind Situationen, in denen sich Frauen trennen oder scheiden lassen wollen. Aus gekränktem männlichem Stolz, Rachegedanken oder dem Wunsch, die Kontrolle über die Familie zu behalten, kann es zu schrecklichen Tragödien kommen. Und dies unabhängig von der sozialen Schicht, aus der die Täter kommen. Selbst Familienmitglieder der Frau können bedroht und ebenfalls Opfer von Gewaltattacken werden. Doch genauso kommen Formen von „leiser Gewalt“ vor: Demütigung und Beleidigung, psychischer Druck, der Entzug von Geld.

Zu denken, die Frau sei selbst schuld, sei grundfalsch. Oft schämten sich die Frauen und redeten nicht darüber, was ihnen angetan werde, sagt Bialas-Müller. „Dabei geht es um ein Grundrecht: ,Die Würde des Menschen ist unantastbar.’ Es heißt nicht, die Würde des Mannes, sondern des Menschen. Das ist verbindlich für uns alle.“ Daher sollen sich am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, Freitag, 25. November, möglichst viele Bayreuther und Bayreutherinnen angesprochen fühlen. „Wir suchen das Gespräch und wollen auch jene wappnen, die Zeugen werden, nicht wegzuschauen.“ Um Solidarität mit weiblichen Gewaltopfern zu demonstrieren, werden orangefarbene Stofftaschen mit der Aufschrift „Wir tragen mit!“ verteilt. „Ja, wir tragen das Leid misshandelter Frauen mit“, sagt Bialas-Müller dazu. Zugleich befinden sich in den Einkaufstaschen Informationsmaterialien für betroffene Frauen. „Gesicht zu zeigen und zu sagen: ,Das geht Dich an, hör’ zu, mach’ mit!’“, dazu fordert Bialas-Müller auf.

Auch die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bayreuth, der Universität Bayreuth, das Jugendamt, Avalon, die Polizei und weitere Anlaufstellen für Gewaltopfer unterstützen den Gedenktag. Aber nicht nur das: Auch männliche Sportler zeigen Gesicht und tragen die Aktion mit. Fußballer Felix Weber, Basketballer Bastian Doreth und Handballer Paul Saborowski machen mit. Mainwelle-Moderator Christian Höreth führt mit ihnen auf der Bühne des ehemaligen Reichshofkinos ab 13 Uhr Interviews zum Thema Gewalt gegen Frauen. Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU), Landrat Florian Wiedemann (FW), die Leiterin der Polizeiinspektion Bayreuth, Christine Götschel, und Caritas-Vorstandsvorsitzender Dieter Scholl sind ebenfalls mit dabei. Der Vorstand der VR-Bank Bayreuth-Hof, Jürgen Dünkel und Peter Müller vom Verein Bayreuth gegen Gewalt kommen zu Wort.

Nach dem zweiten Interviewblock ab 16 Uhr wird um 17 Uhr zu einer Lichterkette aufgerufen. Diese soll sich möglichst aus so vielen Menschen zusammensetzen, dass sie vom Reichshof bis zum RW 21 reicht. „Wir wollen Hilfe und Lösungswege anbieten und das Thema enttabuisieren. Wer wegschaut, ignoriert und sich nicht einmischt, lässt die Betroffenen allein.“

Info: In Deutschland sind rund 380 Frauenhäuser und 40 Schutzwohnungen vorhanden. 6431 Frauen und 7572 Kinder suchten laut Statistik im Jahr 2021 Schutz in einem Frauenhaus. Dabei kamen 60 Prozent der Frauen nicht aus der Stadt oder dem Landkreis, in dem sich das Frauenhaus befindet. Zirka zwei Drittel der Frauen, die sich in Frauenhäuser flüchten, sind nicht in Deutschland geboren. Der 25. November zum Gedenken an Gewalt gegen Frauen wird international seit 1981 begangen. Er wird „Orange Day“ genannt: Die Farbe Orange symbolisiert eine Zukunft ohne Gewalt gegen Frauen. Die Vereinten Nationen starteten 2015 die Kampagne Orange The World.

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