Für Schüler bedingt zu empfehlen: Die Ausstellung "Körper - die Lehre der Toten" im Check Lernen von den Toten

Von Katharina Wojczenko

Die Toten sind nach Bayreuth gekommen. Noch bis Sonntag. 24. Januar, gastiert auf dem Volksfestplatz die Ausstellung "Körper - die Lehre der Toten". Sie zeigt Körper und Organe, die durch das aufwendige Verfahren des Plastinierens konserviert worden sind. Die Veranstalter empfehlen sie insbesondere für Schüler der sechsten bis zwölften Klasse. Zu Recht? Der Kurier hat mit Ärztin Marianne Banse (48) den Check gemacht.

 
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Sie unterrichtet unter anderem Anatomie an der Berufsschule des Klinikums.

Das Positive: "Ich finde gut, dass echte Menschen gezeigt werden. Das ist etwas Besonderes", sagt Banse. Denn im Unterricht werden Modelle verwendet. "Die Exponate sind handwerklich wirklich gut plastiniert." Das erlaubt Einblicke in den menschlichen Körper, die selbst für Banse selten sind. Sogar Muskeln und Nerven sind freigelegt. "Das dauert Wochen." Sehen kann man auch einen Menschen, der von Kopf bis Fuß in Scheiben geschnitten ist. "Das kenne ich nur als Bild vom Computertomographen - aber in Schwarz-Weiß und nicht so schön."

So leicht ist das Lernen: Banses erste Frage: "Gibt es Führungen oder einen Audioguide?" Denn was die Schüler sehen, muss man erklären. Das ist schlecht gelöst. An den Wänden hängt Text. Viel Text. Die Beschreibungen zur Funktion der Organe sind korrekt und nüchtern. "Aber ob jeder Lust hat, eine Abhandlung über Hautkrebs zu lesen?", sagt Banse. "Und was hat das Thema Aids hier verloren?" Die Exponate sind umgeben von komplizierten Karten, die einzelnen Teile der Organe nummeriert und klein beschriftet. Wer keine Ahnung hat oder keinen Lehrer dabei, hat damit wenig Freude. "Schüler brauchen jemanden, der erzählt."

Was der Lehrer erklären könnte und nirgends steht: Dass der eine Mensch eine zu große Leber hatte, womöglich getrunken hat. Dass der Mensch, dem die Leber nebenan gehörte, viel jünger war, vielleicht noch ein Kind - und woran man das sieht. Dass die eine Lunge wirklich vom Rauchen schwarz ist. Die schwarzen Sprenkel auf der anderen aber typisch für Menschen sind, die Großstadtsmog einatmen mussten, wie Banse sagt. Im Schnitt quer durch den Brustkorb ist sogar zu sehen, dass der Mensch Krebs hatte. Steht aber nicht da.

Was Banse besonders schade findet: Die Texte zur Organspende sind teils veraltet und viel zu lang. "Das wird kein Schüler lesen, dabei ist das Thema durchaus richtig hier." Denn die Ausstellung könne zum Nachdenken darüber anregen, ob man seinen Körper "im Tod ein Stück weiterleben lassen will".

Da kommt man ins Grübeln: Am Anfang des Lebens. Beim Kasten, in dem Embryonen in verschiedenen Entwicklungsstadien zu sehen sind. "Es ist gut, dass die Schüler das sehen können", sagt Banse. Was "noch wie ein Gummibärchen" ausschaut, ist acht Wochen alt. Dann schlägt im Mutterleib bereits das Herz. In Woche neun ist der winzige Mensch schon zu erkennen. Bis Ende der zwölften Woche ist ein Schwangerschaftsabbruch ohne medizinischen Grund erlaubt. "Es ist wichtig, dass sich Frauen das bewusstmachen."

Keine "Körperwelten": Mit den berühmten "Körperwelten" von Gunther von Hagens lässt sich die Wanderausstellung nicht vergleichen. "Das ist spektakulärer und macht mehr Spaß", sagt Banse. Das bestätigen andere Besucher. Hier liegt der Schwerpunkt auf Lehre, betont auch der Veranstalter. Der sitzt in London und zeigt nach eigenen Angaben Leihgaben der amerikanischen Firma Corcoran Laboratories, die medizinische Präparate für Unis herstelle.

Umfrage: Das sagen Besucher

Tom Schilling (15), ist mit seiner Klasse vom GCE da: "Am meisten haben mich die kleinen Kinder fasziniert. Dass sie in der achten Schwangerschaftswoche schon Hände haben. Mit Gunther von Hagens "Körperwelten" kann man die Ausstellung nicht vergleichen. Aber sie ist gut aufgebaut und nicht zu groß, genau richtig für einen Schulausflug."

Sabrina Solle (18), Auszubildende zur medizinischen Fachangestellten aus Kulmbach: "Für Laien finde ich die Ausstellung in Ordnung. Für mich müsste noch mehr erklärt werden. Die Präsentation ist lieblos, sehr anatomisch. Ich war damals in Nürnberg in den "Körperwelten" von Gunther von Hagens. Das war optisch ansprechender, größer und hat genauso viel gekostet."

Dennis Pinzer (16), Fahrer aus Bayreuth: "Der Besuch hat sich gelohnt. Ich war noch nie in einer Ausstellung mit menschlichen Körpern. Besonders spannend finde ich den ganzen, stehende Mann, bei dem man die Muskeln und Nerven sehen kann."

Tim Laufer (27), angehender Arzthelfer aus Gestungshausen: "Das ist nicht schlecht gemacht, gerade für Leute wie mich. Es ist gut, dass jeder hier sehen kann, woraus sein Körper besteht und wie er funktioniert. Teilweise sind die Bezeichnungen aber nur auf Latein. Laien tun sich damit sicher schwer."

Öffnungszeiten: Bis Sonntag, 24. Januar, täglich von 11 bis 18 Uhr. Erwachsene zahlen 15 Euro, Kinder bis sechs Jahre vier Euro; Schüler, Azubis und Studenten zehn Euro.

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