Für alle ein Glücksgefühl Schwimmkurs für behinderte Menschen

Schwimmkurse für Kinder gehören zum täglichen „Geschäft“ der Wasserwacht. Ausbilder haben sich jetzt an ein ganz besonderes Projekt gewagt und einen Kurs speziell für Kinder mit Handicap erfolgreich abgeschlossen. Foto: Wasserwacht

Die Wasserwacht hat sich an einen ganz speziellen Schwimmkurs für Kinder mit Behinderung gewagt. Der Erfolg, sagt Jannik Ramming, sei einfach toll.

 
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Kulmbach/Mainleus - Einen ganz besonderen Schwimmkurs haben Mitglieder der Wasserwacht im Landkreis Kulmbach abgeschlossen. Inklusion spielte dabei eine große Rolle. Die Wasserwacht, berichtet Kreisvorsitzender Jannik Ramming, biete regelmäßig Schwimmkurse für Kinder im Alter zwischen fünf und sieben Jahren an. Martina Pöhlmann, Ausbilderin der Wasserwacht in Mainleus, hatte im vergangenen Sommer die Idee, einmal einen Kurs auf die Beine zu stellen, der sich speziell an Kinder mit Handicap richtet.

Die Anfrage von Eltern hat den Anstoß gegeben. „Eine Mutter hat sich für eine Schwimmausbildung ihres Sohnes interessiert und wollte wissen, ob das für den Jungen überhaupt möglich ist, denn er hat einen komplett steifen Arm“, erzählt Jannik Ramming. Die Wasserwacht wollte helfen.

Das Thema wurde diskutiert. „Per Mundpropaganda hat sich das schnell herumgesprochen“, erzählt Ramming weiter. Das habe den Anstoß gegeben. „Wir wollten es zumindest mal versuchen, und es hat dann einen tollen Anklang gefunden.“

In der Folge ging dann unter der Leitung von Birgit Kleinheinz ein Kurs mit sechs Jungen und Mädchen, alle mit unterschiedlichen körperlichen Beeinträchtigungen, an den Start. Auch Kerstin Pistor war ebenfalls oft als Unterstützung dabei. Ein gelähmter Arm, ein steifes Bein oder auch Spastiken sind die Handicaps, mit denen die Kinder zu tun haben. Schwimmen wollten und sollten sie trotzdem lernen. „Die Eltern waren alle sehr froh, dass das mit uns geklappt hat, weil sie so ihre Kinder trotzdem aufs Wasser vorbereiten konnten“, berichtet der Kreiswasserwachtvorsitzende.

Mit einer Infostunde ging alles los. „Wir haben den Eltern ganz offen gesagt, dass ein solcher Schwimmkurs auch für uns das erste Mal ist. Wir konnten nicht versprechen, ob die Kinder danach schwimmen können. Es kommt ja immer drauf an, wie die Kinder mitmachen. Aufgrund der körperlichen Behinderungen konnten wir erst recht keine Prognosen abgeben. Man weiß ja nicht, wie das mit der Motorik klappt, ob die Wasserlage, die fürs Schwimmen nötig ist, eingenommen werden kann.“

Im August ging es im Mainleuser Freibad los. „Das hat sich natürlich wesentlich länger hingezogen als unsere anderen Kurse“, räumt Ramming ein. Aber das sollte die Wasserwachtler und auch die Eltern der Kinder, die sich aktiv an dem Geschehen beteiligten, nicht davon abhalten, ans Ziel zu gelangen, obwohl auch noch Corona das ganze Vorhaben immer wieder bremste. Im Herbst wechselte die Gruppe ins SVB-Bad nach Bayreuth und ins Kulmbacher Hallenbad. „Wir haben fleißig geübt, und das sollte sich auszahlen“, freut sich Jannik Ramming. Vier der sechs Kinder im Alter zwischen sechs und zehn Jahren konnten sogar das Seepferdchen erfolgreich ablegen.

Nach so einer positiven Premiere war für die Wasserwacht schnell klar: Ein solches Angebot, wenn es denn wieder nachgefragt werden sollte, wird es wieder geben. Birgit Kleinheinz hat sich spontan bereit erklärt, einen weiteren Kurs für Kinder mit Behinderungen zu leiten. „Es war für uns toll, diesen krassen Erfolg zu sehen“, berichtet Jannik Ramming begeistert. Für die Kinder, von denen manche an Land nur mit Hilfe von Gehstützen laufen können, sei das „leichte Gefühl im Wasser“ positiv und entspannend gewesen, berichtet Ramming. „Spastiken gingen zurück, man hat gemerkt, das Wasser tut den Kindern richtig gut.“ Einen weiteren positiven Aspekt habe dieser Erfolg für die Eltern.

„Die haben gemerkt, ihr Kind hat eine gewisse Sicherheit im Wasser. Vielleicht können die Kinder nicht so gut und nicht so weit schwimmen wie ihre nicht behinderten Altersgenossen. Aber sie wissen zumindest, sie können eine gewisse Strecke aus eigener Kraft zurücklegen. Das ist ein riesengroßer Sicherheitsaspekt und es stärkt das Selbstvertrauen der Kinder. Sie haben sich riesig auf den Kurs gefreut und waren enttäuscht, wenn die Stunde mal wegen Corona ausfallen musste.“

Die Ausbilder stehen in den Startlöchern für eine Neuauflage, sagt Jannik Ramming. Wenn - Interesse von Eltern mit behinderten Kindern besteht, können sie sich an die Wasserwacht in Mainleus wenden. Die E-Mail-Adresse lautet:

ortsgruppe-mainleus@wasserwacht.bayern.de red

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