Fronleichnam Ein Fest mit langer Tradition

Bruno Preißinger

Seit „undenklichen Zeiten“ gibt es in Marktschorgast ein Fronleichnamsfest. Nicht alle Traditionen bestehen bis heute fort – dabei würde man sich im Rathaus über eine alte Sitte sicherlich freuen.

 
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Juliana von Lüttich gab aufgrund einer Vision den Anstoß dafür, dass zu Ehren der heiligen Eucharistie ein eigenes Fest im Kirchenjahr gefeiert werden soll. Die Diözese Lüttich im heutigen Belgien hat auf Julianas Betreiben 1246 ein Fronleichnamsfest gefeiert.

Papst Urban IV. führte das Fest erst 1264 für die ganze Kirche ein. Das Fronleichnamsfest gilt der Eucharistie, also der Umwandlung von Brot und Wein in der Messfeier in Leib und Blut Christi. Daraus wurde später ein Prozessionsfest.

Landgericht Berneck am 3. Juli 1851

Wann in Marktschorgast das Fronleichnamsfest eingeführt wurde, lässt sich nicht genau sagen. Doch „Seit undenklichen Zeiten“, so ist in einer Akte im Rathaus aus dem Jahre 1851 zu lesen, wurde in Marktschorgast dem „Bürgerrath“ und dem „Bürgerausschuß“ am Fronleichnamsfest eine Mahlzeit seitens der königlichen Pfarrei Marktschorgast gereicht. Bekundet ist in der vom Königlichen Landgericht Berneck am 3. Juli 1851 erlassenen Verfügung: „In den Positionen der königlichen Pfarrei Marktschorgast findet sich auch eine Ausgabe mit 3 Gulden 45 Kreuzer für eine dem „Bürgerrath“ und dem „Bürgerausschuß“ am Fronleichnamsfest seitens der Pfarrei gereichte Mahlzeit. Wie lange der Pfarrer diese Tradition weiter führte, ist nicht bekannt.

Fest steht allerdings, dass das Königliche Landgericht Berneck „Wind“ von der Sache bekam und deshalb die Marktschorgaster Gemeindeverwaltung aufforderte, sich zu den Ausgaben „umgehend zu äußern“. Nur vier Tage später berichtete die Gemeindeverwaltung „gehorsamst“, „In Folge verehrlicher Verfügung des k. Lg. erlaubt sich die unterfertigte Verwaltung gehorsamst zu berichten, daß dies Reichniss seit undenklichen Zeiten ohne Aufforderung am Fronleichnamsfeste von dem k. Herrn Pfarrern geleistet wurde. Ersterer Betrag wurde von den Gemeindeverwaltungsmitgliedern und letzterer von den Personen des Bürgerausschusses gleichheitlich getheilt und nicht in Rechnung gestellt. Die Gemeinderechnungen und -bücher enthalten nichts von diesen Reichnissen, weshalb sich auch die Gemeindeverwaltung über die Natur derselben nicht zu äußern vermag“.

Heute noch wie damals

Noch in den sechziger Jahren wurde in Marktschorgast des vergangenen Jahrhunderts der Prozessionsweg mit einem „Teppich“ aus Gras zur Ehre Gottes bestreut. Die Anlieger, die nach Fronleichnam das Gras wieder von der Straße räumten, vertrauten darauf, wenn es trocken gewesen ist, eine gute Heuernte bevorsteht. Nach dem Festgottesdienst stellten sich die Gläubigen zur Prozession auf. In Weiß gekleidete Mädchen trugen das Jesuskind, weibliche Jugendliche die Marienstatue. Auch die Muttergottes-Statue und die Herz-Jesus- Figur wurden mitgetragen. Hinter dem Baldachin mit dem Allerheiligsten, das Pfarrer Heinrich Fuchs trug, folgten die Gläubigen, der Kirchenvorstand, Abordnungen des Roten Kreuzes und das katholische Werkvolk. Es war Sitte, dass der Bürgermeister zusammen mit dem Gemeinderat geschlossen an der Prozession teilnahm.

Solange die „Brauns-Kapelle“ die Fronleichnamsprozession begleitete, spielten die Musikanten im Anschluss zum Ständchen für den Pfarrer, den Bürgermeister und manch einen Rat auf. Eingeläutet wird das Fronleichnamsfest heute noch tags zuvor mit einem Zapfenstreich um 20 Uhr durch die Freiwillige Feuerwehr unter den Klängen des Jugendblasorchesters Bad Berneck. Um 9 Uhr beginnt in der Pfarrkirche die Messfeier zum Fronleichnamsfest mit Prozession und anschließendem Pfarrfest.

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