Freistaat plant offenbar Übernahme der Bundes-Anteile an den Bayreuther Festspielen Bayern will Festspiele ohne Bund

Von Florian Zinnecker
Offenbar plant der Freistaat die Anteile des Bundes an den Bayreuther Festspielen zu übernehmen. Foto: Harbach Foto: red

Die Bayreuther Festspiele sollen bayerischer werden: Wie der Kurier erfuhr, will der Freistaat Bayern offenbar die Anteile des Bundes an der Bayreuther Festspiele GmbH übernehmen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Entsprechende Verhandlungen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer laufen bereits. Bayern strebe an, die Anteile des Bundes zu übernehmen, sagte der Vorsitzende der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth, der ehemalige bayerische Finanzminister Georg von Waldenfels, nach Kurier-Informationen am Samstagvormittag bei einer Sitzung des Kuratoriums der Gesellschaft der Freunde in Leipzig.

Niemand zu erreichen

Ob die Verhandlungen noch vor der Wahl zum Abschluss gebracht werden, ist offen. Kommt es zu der Übernahme, trägt der Freistaat künftig die Hälfte statt wie bisher ein Viertel des Festspielunternehmens. Die übrigen Anteile - je 25 Prozent - tragen die Stadt Bayreuth und die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth. Der Einfluss des Freistaats auf den Festspielbetrieb würde damit deutlich verstärkt. Waldenfels selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Toni Schmid, Ministerialdirigent im bayerischen Kunstministerium und Vorsitzender des Verwaltungsrats der Festspiele GmbH, wollte sich auf Anfrage nicht äußern und verwies an Ministerpräsident Seehofer. Dieser befindet sich in London beim Finale der Fußball-Champions-League. Auch die Geschäftsführerinnen der Festspiele GmbH waren nicht zu erreichen.

Die Bayreuther Festspiele sind das einzige Opernhaus, das in der Verantwortung des Bundes steht. Immer wieder gab es in den Gremien Probleme und Reibungsverluste bei der Zusammenarbeit der Gesellschafter. Die Bayreuther Festspiele werden seitens des Bundes mit rund 2,3 Mio. Euro jährlich finanziell unterstützt. An der geplanten Sanierung des Festspielhauses will sich der Bund mit 10 Millionen Euro beteiligen. Die Berufung von Heinz-Dieter Sense als kaufmännischen Geschäftsführer der Festspiele geht gleichfalls auf eine Initiative des Bundes zurück.

Seehofer: Festspiele Kronjuwelen des Freistaats

Zuletzt hatte Seehofer in seiner Rede beim Geburtstagskonzert die Bedeutung der Festspiele für Bayern betont: Die Festspiele gehörten zu den Kronjuwelen des Freistaats. Schon im vergangenen Jahr hatte Seehofer laut "Focus" erwogen, die Anteile des Bundes zu übernehmen. Auch Bayerns Kunstminister Wolfgang Heubisch hatte beim Bayreuther FDF-Neujahrsempfang angekündigt, die Probleme, die durch die Zusammenarbeit mit dem Bund entstehen, "vielleicht mit einer überraschenden Aktion irgendwann einmal" zu lösen.

"Ein besonders zuverlässiger Partner ist der Bund nicht immer gewesen", sagte Ministerialdirigent Schmid im April im Kurier-Interview. "Es gibt mehrere Bundestagsfraktionen, die sich für einen Ausstieg aus Bayreuth ausgesprochen haben." Er habe eine "gewisse Grundsympathie für die Idee: Wir machen einen reinen Staatsbetrieb und fertig. Das wäre wahrscheinlich auch für die Festspiele nicht schlecht: Die Finanzierung wäre gesichert, der Betrieb wäre sehr viel leichter manövrierbar". Für den Bund gelten zum Teil andere Vorschriften und andere Regelungen, so Schmid  – "die machen manches anders und sind meinem Eindruck nach in vielen Fällen rigider. Und sie pflegen untereinander von Haus aus einen eher rustikalen Umgangston."

Foto: Harbach

Bilder