Freimaurer-Loge Kulmbachs großes Mysterium

Vor 125 Jahren wird die Kulmbacher Loge „Friedrich zur Frankentreue“ gegründet. Die Elite der Stadt gehört der Bruderschaft an, bis sie die Nazis gewaltsam aufgelöst haben. Ein Vortrag bringt Licht in die geheimnisvolle Gesellschaft.

 
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Fünfzig Jahre haben die Brüder auf diesen Tag hingearbeitet. Am Sonntagvormittag, 14. Januar 1900, ist es soweit. Im Festsaal des (ein paar Monate vorher eingeweihten) Wittelsbacher Palais findet sich eine illustre Gesellschaft ein: die Mitglieder der Hofer Loge „Zum Morgenstern“ und der Bayreuther Großloge „Zur Sonne“, angeführt von mit ihren Meistern vom Stuhl im vollen Ornat.

Die Männer in Smoking und Zylindern, Schärpen, bunt verzierten Schürzen und weißen Handschuhen. Das Aufgebot gilt den 26 Gründungsmitglieder der Kulmbacher Loge, die feierlich in ihr Amt eingeführt werden sollen. Nach der Begrüßung durch den Hausherrn und Mitbruder, Kommerzienrat Wilhelm Müller, ziehen die Versammelten in die neuen Logenräume im Erdgeschoss.

In der Mitte stehen drei Säulen, die um einen mit Symbolen bestickten Teppich gruppiert sind. Sie stehen für Weisheit, Stärke und Schönheit - die Ideale der Freimaurer. Der Bayreuther Großmeister entzündet auf dem dahinterstehenden Altar drei Kerzen, die symbolische „Lichtbringung“. Freimaurerei ist Lichtkult; Erkenntnis, Erleuchtung und Weisheit spielen eine zentrale Rolle.

Gründung durch Friedrich den Großen

Doch das Bedürfnis nach einem vertieften religiösen Gespräch gab es in der Stadt weit früher: Mitte des 19. Jahrhunderts treffen sich Kulmbacher Honoratioren, meist erfolgreiche Unternehmer – aber auch viele Frauen der „besseren Gesellschaft“ sind darunter - zu Gesprächen in Privatwohnungen zusammen. 1874 lassen sie sich als „Freimaurerisches Kränzchen zur Fränkischen Treue“ offiziell registrieren.

Zur Jahrhundertwende beschließen die Mitglieder, eine eigene Loge zu gründen. Die Namensgebung, „Friedrich zur Frankentreue“, spielt an den Bayreuther Markgrafen Friedrich an, der 1741 die erste Freimaurerloge Frankens („Zur Sonne“) ins Leben gerufen hat. Angeregt wurde er durch seinen Vetter Friedrich den Großen. Fünfzig Jahre später entstand in Hof die Bruderschaft „Zum Morgenstern“, die auch auf Kulmbach ausstrahlte.

Die Kulmbacher Loge „Friedrich zur Frankentreue“ entwickelte sich rasch zum geistigen Mittelpunkt der Stadt – bis 1933.

Von Nazis als „Weltverschwörer“ verfolgt

Die für viele rätselhaften Symbole und Rituale der Maurer, die auf die Domhütten des Mittelalters zurückgehen, sowie ihre Treffen im geschlossenen Kreis, macht es den Nazis leicht, sie zu verleumden und mit den Juden und Kommunisten in die Ecke der „Verschwörer“ zu stellen.

Hitlers Chefideologe Alfred Rosenberg, mehrmals auch in Kulmbach zu Gast, fabuliert 1921 von der „jüdisch-freimaurerischen Weltverschwörung“ und legt damit das Fundament für ihre Verfolgung in der NS-Zeit. Der Weltkriegs-General und „Dolchstoß“-Erfinder Erich Ludendorff verfasst 1927 die Hetzschrift „Vernichtung der Freimaurer durch Enthüllung ihrer Geheimnisse“.

Nach der Machtübernahme schlagen die Nazis auch in Kulmbach los. Die örtliche Polizei durchsucht am 18. April 1933 auf Weisung der Gestapo Nürnberg-Fürth die Loge und beschlagnahmt Akten und Kultgegenstände.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgt die Wiederbegründung mit 23 Brüdern. Im 1947 wird der liberale Karl Jung zum Meister vom Stuhl gewählt. Der von den Nazis verfolgte Brauereidirektor Heinrich Prager, der Burgkunstädter Schuhgroßhändler Friedrich Baur, Josef Schübel aus Stadtsteinach sowie Theodor Heublein, von 1947-1970 Kulmbacher Landrat, sind weitere Mitglieder.

Heute hat die Kulmbacher Loge ihren Tempel in Kronach.

Unesco-Club lädt ein

Vortrag
Auf Einladung des Unesco-Clubs Kulmbach referiert Wolfgang Schoberth am kommenden Donnerstag (11. Januar) über die Kulmbacher Freimaurerloge „Friedrich zur Frankentreue“ in der Kulmbacher Mönchshof. Beginn ist 18.30 Uhr. Der Unesco-Club lädt dazu alle Interessenten herzlich ein. Der Eintritt ist frei.

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