Kalauer folgt auf KalauerDer runde Salon bleibt den Abend über einziger Spielort, lediglich die Gründerzeitmöbel werden peu à peu entfernt. Das Stück wird in Loys Fassung ziemlich entkernt, es fehlen sowohl Wiener Schmäh wie ebenjene Abgründigkeit, die sich unter dem reich verzierten Mantel der Majestät Champagner verbirgt. Mit Rückblenden, Ortswechseln und Parallelaktionen erfordert der Abend beim Publikum hohe Konzentration, was wiederum angesichts der Länge (über dreieinhalb Stunden) und der unsäglichen Texte eine echte Herausforderung ist. Kalauer folgt auf Kalauer (erst dufte ich, dann verdufte ich), Zote auf Zote, doch fast sämtliche Scherze verursachen heftige Schmerzen in Herz wie Hirn. Nicht plausibel genug
Recht originell ist immerhin ein Akkordeonspieler, der die triste Szenerie öfters mit lichten, luftigen Klängen (auch etwas Wagner ist dabei) auflockert. Prinz Orlofsky taucht zunächst als Kaiser Franz-Joseph-Verschnitt auf, der Countertenor Martin Wölfel singt die Partie recht ordentlich. Dass Wölfel zugleich als Frosch auftritt, in gewöhnlicher Gefängniswärterkluft, mag als Merkwürdigkeit durchgehen, szenisch - oder besser gesagt konzeptionell plausibel - ist es nicht. Am Ende tritt Frosch/Orlofsky dann noch ganz speziell maskiert auf, nämlich als Ratte aus Hans Neuenfels letztjähriger Lohengrin-Inszenierung bei den Bayreuther Festspielen schöne Idee, aber völlig sinnfrei.