Alles neu macht der Loy Oper Frankfurt verwüstet „Die Fledermaus“

Jörn Florian Fuchs
 Foto: red

FRANKFURT. Dieser Abend reizt zu Zwischenrufen, doch sind wir ja an im zivilisierten Frankfurt und nicht etwa an der Wiener Staatsoper. Bei Christof Loys „Fledermaus“-Adaption, die am Sonntag Premiere hatte, regen allerdings weniger die szenischen Einfälle auf, sondern das einfältige, charmelose Konzept.

 
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Nun besitzt „Die Fledermaus“ bekanntlich mehrere Väter, also bietet sich eine Lesart als offenes Musiktheaterwerk vielleicht an. Wenn man aber ununterbrochen alles umstellt und die narrativen Strukturen so naiv und wenig plausibel wie Loy aufbricht, zerfällt das Ganze in seine Einzelteile.
Kalauer folgt auf KalauerDer runde Salon bleibt den Abend über einziger Spielort, lediglich die Gründerzeitmöbel werden peu à peu entfernt. Das Stück wird in Loys Fassung ziemlich entkernt, es fehlen sowohl Wiener Schmäh wie ebenjene Abgründigkeit, die sich unter dem reich verzierten Mantel der „Majestät Champagner“ verbirgt. Mit Rückblenden, Ortswechseln und Parallelaktionen erfordert der Abend beim Publikum hohe Konzentration, was wiederum angesichts der Länge (über dreieinhalb Stunden) und der unsäglichen Texte eine echte Herausforderung ist. Kalauer folgt auf Kalauer („erst dufte ich, dann verdufte ich“), Zote auf Zote, doch fast sämtliche Scherze verursachen heftige Schmerzen in Herz wie Hirn. Nicht plausibel genug

Recht originell ist immerhin ein Akkordeonspieler, der die triste Szenerie öfters mit lichten, luftigen Klängen (auch etwas Wagner ist dabei) auflockert. Prinz Orlofsky taucht zunächst als Kaiser Franz-Joseph-Verschnitt auf, der Countertenor Martin Wölfel singt die Partie recht ordentlich. Dass Wölfel zugleich als Frosch auftritt, in gewöhnlicher Gefängniswärterkluft, mag als Merkwürdigkeit durchgehen, szenisch - oder besser gesagt konzeptionell plausibel  - ist es nicht. Am Ende tritt Frosch/Orlofsky dann noch ganz speziell maskiert auf, nämlich als Ratte aus Hans Neuenfels’ letztjähriger Lohengrin-Inszenierung bei den Bayreuther Festspielen – schöne Idee, aber völlig sinnfrei.

Wenig herausragende Darsteller

Auch musikalisch lässt die Frankfurter „Fledermaus“ etliche Wünsche offen. Britta Stallmeister versprüht als Adele zwar einen gewissen Charme, das letzte bisschen Vokalerotik indes fehlt. Enttäuschend Barbara Zechmeister (Rosalinde), besonders ihre „Klänge der Heimat“ (die sie übrigens für sich allein singt) hat man selten so matt gehört. Thorsten Grümbel gibt einen soliden Gefängnisdirektor Frank, Hans-Jürgen Lazar leider einen vokal etwas verstolperten Blind (passt ja immerhin zur Rolle), Stephan Rügamer einen etwas bemühten Alfred. Deutlichere Akzente setzt Michael Nagy als Dr. Falke. Wirklich herausragend ist Christian Gerhaher als Eisenstein, der sich vokal wie szenisch virtuos einbringt und als Einziger echte Operettenatmosphäre versprüht.

Info: Weitere Vorstellungen am 10., 12., 17. und 19. März. Mehr unter www.oper-frankfurt.de