Elektrifizierung von zentraler Bedeutung
Von zentraler Bedeutung für die Verkehre von Polen und Tschechen nach Süddeutschland sei die restliche Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale von Hof und Cheb bis Nürnberg. Denn entlang der 811 km langen deutsch-tschechischen Grenze gebe es mit der Elbtalbahn von Děčín nach Dresden lediglich eine einzige elektrifizierte Bahnstrecke. Zum Vergleich: Die deutsch-österreichische Grenze sei mit 815 km nahezu gleich lang. Allerdings gebe es dort sieben elektrifizierte Grenzübergänge.
Die Elbtalbahn verläuft von Süd nach Nord und ist trotz jüngster Kapazitätserweiterung ausgelastet. Schlamm- und Gerölllawinen, Hochwasser und andere Folgen von Extremwetter führen immer häufiger zu Streckensperrungen. Dann staut sich der Umleitungsverkehr in Cheb wegen des Wechsels auf Diesellokomotiven, heißt es.
„Weit über 30 Jahre nach den Grenzöffnungen und 20 Jahre nach der EU-Osterweiterung haben wir immer noch einen unbegreiflichen Missstand. Wann wird diese Dramatik in Berlin endlich erkannt?“ fragen sich die sächsischen und bayerischen Oberbürgermeister, denn „es besteht dringendster Handlungsbedarf angesichts der geopolitischen Notwendigkeit, die Staaten an der EU-Ostgrenze und die Ukraine besser mit Süddeutschland und Südwesteuropa zu verbinden“.
Die EU halte bei der Revision des transeuropäischen Kernnetzes an durchgängig elektrifizierten Schienentrassen fest. Von ihr wurde der umfangreiche Ausbau und die Modernisierung der Bahnmagistralen in Polen, Tschechien und der Slowakei weitgehend finanziert.
"Hausaufgaben gemacht"
„Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, weist der 2. Bürgermeister von Cheb, Michal Pospíšil, auf den bereits 2012 erfolgten Ausbau der Bahnstrecke von Pilsen bis zum westlichen Stadtteil Cheb-Skalka hin, sieben Kilometer bis zur deutschen Grenze. Hinzu komme, dass die tschechische Regierung einen Abzweig von der geplanten Hochgeschwindigkeitsstrecke Prag – Dresden Richtung Karlovy Vary, Cheb und Nürnberg vorsieht, was die Verbindung Nürnberg – Prag beschleunigt. „Doch für die Elektrifizierung bis Nürnberg gibt es nach dem Planungsstopp durch das Bundesverkehrsministerium vor bald zwei Jahren nicht einmal eine Perspektive mehr“, verdeutlichen die Oberbürgermeister des Städtenetzes.
Die Oberbürgermeister appellieren an die Bundesregierung, endlich die Planungen der Elektrifizierung wiederaufzunehmen. Wird hier keine Lösung gefunden, drohten die bisherigen Planungsergebnisse zu veralten. Da die noch erforderlichen Verfahren einige Jahre beanspruchen, könne die schwierige Haushaltslage genutzt werden, die Baureife zu erreichen. „Gebaut kann bei größtem Optimismus ohnehin erst Anfang der 30er Jahre“, geben sich die Oberbürgermeister und Oberbürgermeisterinnen realistisch.