Der Pädagoge Merz genoss einen ausgezeichneten Ruf, wurde noch 1945 ans Kultusministerium berufen und bald danach zum Oberstudiendirektor und Leiter der Lehrerbildungsanstalt in Bayreuth ernannt. Doch konnte er sein Amt nicht mehr antreten: Durch jahrelange Gefängnis- und KZ-Haft geschwächt, starb er 1946 in Augsburg.
"Echt berührt"
SPD-Staatssekretärin Anette Kramme, seinerzeit von Engelhardt ins Boot geholt, hob die Bedeutung des Relikts hervor. „Mich hat das echt berührt“, sagte sie. „Wenn man etwas liest, aber keinen Bezug dazu hat, dann ist das eine Sache. Etwas anderes ist es, wenn man ein Erinnerungsstück an jemanden überreicht bekommt, der gelitten hat.“ Ähnlich sieht das übrigens Jörg Skriebeleit, Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Er hält den Anzug für ein "berührendes und sehr interessantes Stück" auch für seine Einrichtung.
Vorerst aber bleibt der Anzug für einige Monate in Tüchersfeld. Reiner Hofmann, Leiter des Fränkische-Schweiz-Museums, will in seiner Ausstellung "Fürchten, Bangen, Hoffen" ab 19. Juni über das Ende des Zweiten Weltkriegs in der Fränkischen Schweiz informieren. Eine Gegend, die auch wegen ihrer idyllischen Angelegenheit zum Kreuzungspunkt vieler und vielfältiger Schicksale wurde. Nazi-Bonzen suchten in der Verborgenheit der Täler ebenso Zuflucht wie Evakuierte aus dem Saarland und Schulklassen aus Hamburg. Zwangsarbeiter mussten dort schuften, ebenso wie die Häftlinge im Flossenbürger Außenlager Pottenstein.
Hofmann will "Geschichte nicht von oben, sondern von unten her erzählen, am Beispiel einzelner Menschen". Den Anzug von Merz bezeichnet er daher als "besonders wertvolles Objekt". Walter Engelhardt wiederum kann sich vorstellen, sogar noch weitere Stücke für die Sonderausstellung zur Verfügung zu stellen. In Mistelbach werde schließlich noch die metallene Spitze einer SPD-Fahne aufbewahrt, die vor der Vernichtung durch die Nazis bewahrt wurde, ebenso wie ein echtes Reichsbanner mit den drei markanten Pfeilen. "Das Museum in Tüchersfeld leistet schließlich hervorragende Arbeit", sagt Engelhardt. "Besonders schön ist, dass so viele Schulklassen dorthin kommen - das ist schließlich die Zukunft des Museums."