Flüchtlinge in Plech Kinder fanden schnell Anschluss

Von Kerstin Goetzke
Renate Pickelmann und Christoph Weißmann (hinten, von links) helfen mit Marlies Prey und Theresia Schwemmlein (hinten, von rechts) der syrischen Familie, die seit einem Jahr in Plech lebt: Vater Akram (hinten), Mutter Noura, Töchterchen Sahinas, die Söhne Omar und Mohammad sowie Tochter Fatima (vorne, von links). Foto: Kerstin Goetzke Quelle: Unbekannt

PLECH. Seit einem Jahr lebt die Familie Mohammad in Plech. Einiges hat sich in dieser Zeit getan, aber noch viel mehr steht der syrischen Familie bevor.

 
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„Es wäre schön, wenn Sahinas mal meine Tochter besuchen würde“, sagt eine Mutter zum Abschied nach einem spontanen Treffen mit den Neu-Plechern. Die beiden Mädchen kennen sich aus dem Kindergarten. „Sie ist meine Freundin“, sagt das vierjährige syrische Mädchen. Und lacht. Obwohl die Familie in den vergangenen Sommerferien kurzfristig in die Marktgemeinde gekommen war, konnte noch ein Kindergartenplatz in Riegelstein für sie gefunden werden.

Von hilfsbereiten Eltern geholt

Von hilfsbereiten Eltern wird sie immer geholt und gebracht. Dorthin geht auch ihre Schwester Fatima (neun) nachmittags, die nach der 2. Klasse in der Kombiklasse ab September in die dritte Klasse kommt. Anschluss haben die beiden Mädchen schnell gefunden. „Die Riegelsteiner legen sich richtig ins Zeug“, sagt Pfarrer Christoph Weißmann, der sich mit der zweiten Bürgermeisterin Renate Pickelmann von Anfang an um die Familie gekümmert hat.

"Und trotzdem nimmt sie sich Zeit für uns"

Vater Akram Mohammad ist sehr dankbar für die Hilfe, die er und seine Familie erfahren haben. Das betont er im Gespräch immer wieder. „Frau Pickelmann muss einmal nicht ins Altenheim, wenn sie alt ist. Dann kommt sie zu mir und meiner Familie.“ Sie fährt einmal pro Woche mit ihm zum Einkaufen zur Pegnitzer Tafel, was er sehr zu schätzen weiß. Denn er hat weder ein Auto noch einen gültigen Führerschein. „Ich weiß, dass Frau Pickelmann selbst eine Angehörige hat, die sie pflegt. Und trotzdem nimmt sie sich Zeit für uns“, sagt er und lächelt sie an.

"Ich will arbeiten"

18 Jahre lang hat er in seiner Heimat als Lastwagen-Fahrer gearbeitet, bis eine Bombe das Fahrzeug zerstörte und sich die Familie zur Flucht entschied. Deshalb wurmt es ihn umso mehr, dass sein syrischer Führerschein in Deutschland nicht anerkannt wird. Er hätte ihn umtragen lassen müssen, als er vor drei Jahren eingereist ist. Genug Geld, um Fahrstunden zu nehmen und die Prüfung zu machen, hat er nicht. „Aber ich will arbeiten. Ich will kein Geld vom deutschen Staat“, betont er.

"Ich liebe die Schule"

Eine Arbeitserlaubnis hat er ebenso wie eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung. Was ihm fehlt, sind die ausreichenden Deutschkenntnisse. Deshalb besucht er seit über einem Jahr Sprachkurse in Bayreuth. Seit sechs Monaten lernt auch seine Frau Noura (36) Deutsch. „Die Grammatik ist schwer, aber ich liebe die Schule“, sagt sie. Beide seien motiviert, die Sprache zu lernen, damit sie Arbeit finden, erklärt Weißmann.

Hapert in manchen Schulfächern

Nicht ganz so gut steht es um die drei größeren Kinder Mohammad (12), Omar (14) und Zeynab (16). Ab dem nächsten Schuljahr wechseln sie die Schule, weil sie dann besser gefördert werden können. Weil es mit dem Deutsch-Lernen nicht so gut klappt, hapert es auch in anderen Schulfächern. In Plech üben Marlies Prey, Theresia Schwemmlein und Iris Raps mit ihnen hin und wieder und helfen bei den Hausaufgaben.

Kinder helfen auf dem Bauernhof

Bei Familie Prey helfen die syrischen Kinder auch manchmal spielerisch auf dem kleinen Bauernhof mit. „Im Lager in der Türkei bin ich einmal Traktor gefahren“, berichtet Omar. „Aber jetzt bist du in Deutschland“, unterbricht ihn sein Vater, „hier musst du Deutsch denken und Regeln befolgen.“

Suche nach einer Wohnung oder einem Haus

Auch wenn ein Traktor – oder jedes andere Fahrzeug – die Familie entlasten würde: Zum Einkaufen gehen sie meist zu Fuß. Wenn sie weiter weg müssen, sind sie auf den Bus angewiesen, um zum Bahnhof nach Pegnitz zu kommen. „Aber die Termine beim Arzt lassen sich nicht immer nach dem Busfahrplan legen“, sagt Renate Pickelmann. Deshalb sucht die siebenköpfige Familie nach einer Wohnung oder im Idealfall nach einem Haus in Pegnitz oder Creußen.

Akram Mohammed legt gern selbst Hand an

Selbst ein renovierungsbedürftiges Gebäude wäre denkbar. Der 36-jährige Familienvater Akram Mohammad würde auch selbst gerne Hand anlegen. Irgendwo im südlichen Landkreis, wo sie eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr hätten, wäre wünschenswert für die Familie. „Dann könnte ich auch eine Arbeitsstelle im Schichtdienst annehmen“, sagt er. In Plech wäre das nicht denkbar. Dafür ist die Busanbindung zu schlecht.

Froh über Unterstützung

Gegen ihren Wohnort hat die Familie nichts auszusetzen. Im Gegenteil: Sie sind froh über die Unterstützung und Nächstenliebe, die sie seit ihrer Ankunft erlebt haben. Aber die Busfahrzeiten seien einfach unpraktisch.

Das Einleben erleichtern

Bis sie eine neue Bleibe finden, wird es noch etwas dauern, vermutet Christoph Weißmann. „Aber es wäre schön, wenn sich ein paar Plecher dazu entscheiden würden, der Familie das Einleben zu erleichtern; die Kinder zum Spielen einladen oder sich etwas mit ihnen beschäftigen.“

Info: Wer der Familie helfen möchte, kann Kontakt mit Renate Pickelmann unter 0 92 44/14 22 oder Christoph Weißmann unter 0 92 44/91 63 aufnehmen.

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