Fichtelberg ist Hotspot-Hochburg

Von Andreas Gewinner
Einen Router einrichten und freies WLAN zur Verfügung stellen - das ist nicht jedermanns Sache. Bisher scheiterte es im privaten Bereich an der rechtlichen Lage. Aber auch technisch hat das nicht unbedingt jeder drauf. Die Junge Union im Landkreis Bayreuth gibt es jetzt wenn gewünscht Einrichtungshilfe. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa Foto: red

Die Junge Union im Landkreis hat eine Vision: Kostenlos mobil surfen im ganzen Landkreis dank flächendeckender Hotspots. Rund ein Jahr nach dem Start steht fest: Fichtelberg liegt als Hotspot-Hochburg im Landkreis ganz vorne. Und so ganz nebenbei hat die JU auch die Hotspot-Initiative von Heimatminister Söder unterlaufen. Weil das Angebot des Union-Nachwuchses besser ist.

 
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Vor einem Jahr wurde im Waldhotel am Fichtelsee der erste öffentliche WLan-Router im Rahmen einer Aktion der Jungen Union im Landkreis Bayreuth aufgestellt. Die Idee dahinter: Zum Einen sollen weiße Flecken bei der Abdeckung mit mobilem Internet abgedeckt werden, auch und gerade an touristisch relevanten Orten wie dem Fichtelsee. Zum Anderen soll möglichst jeder kostenlos mobil ins Internet können, anstatt das Datenvolumen des eigenen Handyvertrages aufbrauchen zu müssen.

Und in Fichtelberg klappt das schon ganz wunderbar. Das hat einen Grund: Sebastian Voit ist Mitglied im JU-Kreisvorstand. Er ist Vorsitzender der JU Fichtelberg (dem drittgrößten Ortsverband im Landkreis). Und er ist IT-Fachmann. Fichtelberg hat zwar einen weithin sichtbaren Funkmast, aber trotzdem war bisher in und um Fichtelberg die Versorgung mit mobilem Internet eher mäßig, weiß Voit.

Das hat sich nun gründlich geändert. Angefangen hatte Voit mit den Geschäften an der Bayreuther Straße, außer dem Waldhotel wurde etwa auch das Sportheim „Schnitzelhaus“ am Sportgelände oder das Automobilmuseum verdrahtet. Auch in Mehlmeisel war Voit schon unterwegs.

Und das läuft so: Geschäfts- oder Privatleute, die mitmachen, zahlen in der Regel 25 Euro für einen Router, der von Voit so eingerichtet wird, dass er über den Internetanschluss im Haus läuft, aber über einen VPN-Tunnel direkt mit Servern der Initiative Freifunk Franken verbunden ist. Abgesehen von den Anschaffungskosten für den oder die Router ist die Sache kostenlos, gerade Gastronomen und Geschäftsleute können umgekehrt mit dem Hotspot bei ihren Kunden werben. So gibt es im weitläufigen Gasthof Specht inzwischen nicht weniger als sieben Router, im Waldhotel am Fichtelsee sind es fünf. Sebastian Voit hat es an einem sonnigen Ausflugstag selbst getestet: im Hotel und auf der Terrasse am See waren über 60 Leute gleichzeitig im Netz. Insgesamt hat Voit und ein weiterer Techniker für die JU im Landkreis bisher 58 Router aufgestellt, 47 davon allein in Fichtelberg.

Kosten: Folgekosten für Nutzer oder Bereitsteller gibt es nicht, außer Strom. Damit kann es die JU besser als Heimatminister Markus Söder. Der will bis zum Jahr 2020 in sämtlichen Gemeinden Bayerns kostenloses WLAN anbieten. Insgesamt soll es bis in drei Jahren 20 000 Hotspots in Bayern geben, über die sich Nutzer von Smartphones, Tablets und Laptops kabellos ins Internet einwählen können. Für die Kommunen soll die Einrichtung des Services umsonst sein. Nicht aber die Folgekosten. Die Betriebskosten sollen die Gemeinden selbst bezahlen, diese sind nach Söders Angaben aber niedrig und liegen bei etwa 55 Euro im Monat pro Hotspot. Genau dieser Umstand hatte in Kommunen in der Region für Kritik gesorgt. Und teils zur Entscheidung, das Angebot nicht anzunehmen. Etwa in Weidenberg, Ahorntal und Eckersdorf lehnte man deswegen dankend ab beziehungsweise prüft, ob man sich diese Ausgaben leisten will beziehungsweise darf, wenn man Konsolidierungskommune ist.

   Noch nichts entschieden ist in Seybothenreuth, weiß JU-Kreisvorsitzender Matthias Straub, der dort auch Gemeinderat ist. Straub sagt: „Es ist unser Anspruch als Kreis-JU all die Gemeinden zu versorgen, die Bayern-W-Lan nicht in Anspruch nehmen.“ Und es gibt noch einen weiteren Unterschied des JU-Angebots zum Söder-Angebot: Letzteres arbeitet mit einem Jugendschutzfilter, nicht alle Seiten sind aufrufbar.

Störerhaftung: Die Konfiguration des JU-Angebots über den VPN-Tunnel bedeutet, dass derjenige, der seinen Anschluss zur Verfügung stellt, haftungstechnisch nichts zu befürchten hat, wenn vor seinem Haus jemand zum Beispiel ein Musikstück illegal runterlädt. Das Gleiche gilt auch bei Söders Bayern-WLan.

   Die angekündigte Gesetzesänderung, die Anbieter von Hotspots generell haftungsfrei stellen soll, lässt auf sich warten. Die Bundesregierung hat am 5. April den von Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries vorgelegten „Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Telemediengesetzes“ beschlossen. Aktuell befindet es sich „im parlamentarischen Verfahren“, so das Ministerium auf Nachfrage. Der Bundestag teilt mit, „der Entwurf befindet sich zur weiteren Beratung im Ausschuss für Wirtschaft und Energie, der für den 26. Juni eine öffentliche Anhörung dazu plant. Wann abschließend darüber beraten werden soll, ist zurzeit noch nicht bekannt“, so Birgit Landskron, Pressesprecherin des Deutschen Bundestages. Das ist alles viel später als geplant. In Kraft treten sollte das Gesetz eigentlich schon vergangenen Herbst.

Info: Wer sich für das Angebot der JU interessiert: E-Mail nach dem 1. Juli an sebastianvoit@me.com

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