Feuerwehrhaus Süd Ein Haus, drei Wehren, mehr Spezialisierung

Drei Wehren machen gemeinsame Sache unter einem neuen Dach: Das Feuerwehrhaus Süd ist am Donnerstagabend feierlich eingeweiht worden. Mit einem durchaus emotionalen Moment an diesem Abend, an dem die Farbe Dunkelblau der Ausgeh-Uniformen überwiegt.

 
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Feierlicher Abschluss einer mehr als zehnjährigen Vorgeschichte – und Startschuss für ein das Feuerwehr-Zentrum im Bayreuther Süden: Die beiden Abteilungen Thiergarten und Oberkonnersreuth und die einst eigenständige Wolfsbacher Wehr haben jetzt zwischen Studentenwald und Destuben einen neuen gemeinsamen Ort bekommen: Das Feuerwehrhaus Süd. Ein Zentrum wie das im Osten in St. Johannis, das nicht nur drei Wehren unter einem Dach vereinigt, sondern mehr Bereitschaftszeit und mehr Spezialisierung bringen soll.

3,1 Millionen Euro Kosten

Am Donnerstagabend gilt alles diesem Ereignis: „Den Brandschutz im Stadtgebiet sicherzustellen und dafür zu sorgen, dass alle Feuerwehr-Abteilungen über eine leistungsfähige Ausstattung und Unterbringung verfügen, ist eine der vielen Pflichtaufgaben der Stadt“, sagt Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU) bei dem Festakt im Feuerwehrhaus. Es gebe nun im Bayreuther Süden „einen zukunftsfähigen Feuerwehrstandort für drei Abteilungen“. Positiv in diesen Zeiten: „Mit Gesamtkosten in Höhe von 3,125 Millionen Euro konnte zudem der Kostenrahmen bei diesem Bauprojekt gehalten werden. Auch das ist in Zeiten extremer Preissteigerungen keine Selbstverständlichkeit.“

Bedarf vor Jahren schon erkannt

Den Bedarf, sagt Ebersberger ebenso wie Stadtbrandrat Ralph Herrmann im Gespräch mit dem Kurier, für das neue Feuerwehrgerätehaus Süd habe der Stadtrat bereits „vor mehreren Jahren erkannt und den Grundsatzbeschluss gefasst, auf dem Grundstück an der Thiergärtner Straße einen Neubau zu errichten“. Wie Herrmann sagt, hätten sich die drei Wehren „2011 zusammengesetzt wegen der Alarmierungsplanung“, schon damals seit klar gewesen: Alle drei Wehren – die beiden Abteilungen und die noch als verein organisierte Wolfsbacher Wehr – drückte der gleiche Schuh: Marode und zu kleine Feuerwehrhäuser, die unter anderem „keine Schwarz-Weiß-Trennung, keine Aufenthaltsräume“ und zum Beispiel auch keine vernünftigen Duschgelegenheiten hatten – von der sinnvollen Aufbewahrung der notwendigen Feuerwehrausrüstung gar nicht zu sprechen.

Ab 2011 immer wieder Thema

„Ab 2011 war das Thema immer wieder bei der Stadt behandelt worden“, sagt Herrmann. Schließlich sei es darum gegangen, ein geeignetes Grundstück zu suchen. Ein von den Wehren favorisiertes Grundstück an der Unternschreezer Straße habe nicht funktioniert, weil dort Überschwemmungsgebiet ist. „So ist es halt 500 Meter weiter weg“, sagt Herrmann mit Blick auf den Gang des Verfahrens, „auch nicht so schlimm.“ Wie Ebersberger weiter sagt, habe der Stadtrat das Flächennutzungsplan-Änderungsverfahren angeschoben und und 2017 den Bebauungsplan für das Feuerwehrgerätehaus Süd beschlossen. Im Januar 2020 schließlich kam das grüne Licht des Stadtrats mit der Baugenehmigung, seit Oktober 2020 war gebaut worden.

Zeitlicher rahmen wurde gehalten

Mit dem Einzug im September und der Einweihung am 17. November konnte auch der geplante zeitliche Rahmen eingehalten werden. Wie Ebersberger sagt, sei die Feuerwehr für die Stadt „lieb und teuer“ – und auch wenn „die Mittel weniger werden“, versuche man doch, für weitere Projekte Geld zur Verfügung zu stellen. Für „eine Pflichtaufgabe der Stadt, keine freiwillige Leistung“, wie Feuerwehrpfleger und der Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr Bayreuth, Thomas Bauske, Ebersberger in seiner Ansprache erinnert. Bauske, selbst Mitglied der Abteilung Oberkonnersreuth, nennt das neue Feuerwehrhaus „ein mutiges Projekt, gemeinsam unter ein Dach zu gehen, etwas Neues für die Zukunft zu schaffen“, was die drei Wehren angepackt hätten. Die Wehren hätten sich „zu diesem Haus bekannt, weil es wichtig für die Zukunft, die Einsatzfähigkeit und die Übungsmöglichkeiten sei“, wie Bauske sagt. Bauske erinnert wie Herrmann an den langen Weg von der Idee bis zur finalen Umsetzung – dass das Haus zeitgerecht fertig geworden sei, sei auch ein Verdienst des berufsmäßigen Stadtrats und Rechtsreferenten Ulrich Pfeifer, der sich in die Grundstücksverhandlungen eingeschaltet habe.

733 Quadratmeter Nutzfläche

Das neue Feuerwehrgerätehaus mit 733 Quadratmetern Nutzfläche besteht aus zwei Teilen: Für die Fahrzeuge wurde eine Fahrzeughalle mit sechs Stellplätzen gebaut. An die schließen sich Lager, Werkstatt und Technikräume an. Im zweigeschossigen Sozial- und Verwaltungsgebäude sind die Verwaltungs- und Aufenthaltsräume, der Umkleide-, Wasch- und Toilettenbereich untergebracht. Das Obergeschoss bietet Platz für einen Schulungsraum, eine Küche und Toiletten.

Einige Vorteile durch das Zentrum

Wie Herrmann sagt, bringe das neue Zentrum einige Vorteile mit sich: Zum einen können die drei Wehren mit aktuell rund 65 Aktiven zu einer Einheit zusammenwachsen, miteinander die Übungen machen, „wir haben – nachdem Oberkonnersreuth und Thiergarten schon bislang gemeinsam alarmiert wurden – mit Wolfsbach eine Tagesbereitschaft mehr“. Auch wenn die Wolfsbacher eventuell wegen des weiteren Wegs etwas später zum Feuerwehrhaus kämen, sie könnten „die zweite Welle machen, womit mehr Leute im Einsatz sind“. Durch die einheitlichen Ausbildung werde eine weitere Aufgabe für die Feuerwehr Süd möglich: „Sie bekommen die Spezialisierung für die Wasserförderung über lange Schlauchstrecken“, sagt Hermann.

Wechsellader zieht um

Damit werde das bereits in der Ständigen Wache stationierte Wechsellader-Fahrzeug mit Abrollcontainer in Destuben stationiert. Das entlaste die Ständige Wache und die Abteilung Innere Stadt bei der Fülle der Aufgaben – und sorge gleichzeitig für beständige Pflege des Geräts. Was die Fahrzeuge angehe, sei der neue Standort, „der zeitgemäß ist dem Platzbedarf Rechnung trägt“, gut aufgestellt: „Mit der Fahrzeugbeschaffung waren wir schneller als mit dem Bau.“

„Pipi in den Augen“

Für einen durchaus emotionalen Moment sorgen die Abteilungsführer der Wehren, denn nach der Vorstellung der beiden Abteilungen und der eigenständigen Wolfsbacher Wehr händigen Oliver Markstein (Oberkonnersreuth) und Stefan Bauernfeind (Wolfsbach) ihrem Thiergärtner Kollegen Reinhold Berger einen Reisegutschein für ihn und „seine Angebetete“, wie es Bauernfeind formuliert, aus, denn Berger sei „unser Bindeglied in all der Zeit“ gewesen, habe den Kontakt mit der Verwaltung gepflegt, bei ihm seien die Fäden zusammengelaufen. Was Berger „Pipi in die Augen“ treibt, wie er sagt. Er knüpft seine Freude an einen Appell: „450 Jahre Feuerwehr-Geschichte zusammenzulegen, ist nicht einfach. Aber es geht nur gemeinsam“, sagt er. Feuerwehr sei durchaus als „gelebte Form von Nächstenliebe“ zu sehen, denn die Feuerwehr helfe immer und jedem, ohne Ansehen der Person. Das, sagt Berger, könnte sich so mancher als Vorbild nehmen: „Machen. Einfach machen.“

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