Kindheit unter Mafiosi
1942 wurde Martin Scorsese als Sohn sizilianischer Arbeiter in New York geboren. Seine Kindheit verbrachte der kleine Junge im Viertel "Little Italy" - eine damals von mafiösen Strukturen und Straßenkriminalität geprägte Nachbarschaft. "Martin Scorseses Milieu-Erfahrungen verdanken sich seine besten Werke", schreibt die Neue Zürcher Zeitung viele Filme und Jahre später, "die Straßen von New York waren es, denen Martin Scorsese seine besten Stoffe abrang".
"Hexenkessel", eine harte Milieustudie über das Leben in den Straßen von New York, brachte ihm 1973 erstmals das Lob vieler Kritiker ein. In den folgenden Jahren flimmerten viele dieser Streifen über die Leinwand, die Leidenschaft Scorseses für das Mafia-Genre wurde mit "Good Fellas", "Casino" oder auch "The Irishman" besiegelt. Seine Erfahrungen und Beobachtungen aus der Kindheit zeigen sich in seiner Filmografie unentwegt.
Faszination für Macht
An der organisierten Kriminalität interessiert den Filmschaffenden vor allem eines: die Frage nach der Macht. "Wie Menschen mit Macht umgehen, wie sie Macht erlangen, wie sie Macht verlieren, wie sie kämpfen, um ihre Macht zu erhalten", sagt Scorsese dem Magazin der "Süddeutschen Zeitung". "Die Frage, die mich interessiert, ist immer: Wer macht das Gesetz? Wer ist das Gesetz?" Macht zeige sich in vielen Institutionen: Staat, Kirche, Dynastien oder Regierungen. Es gebe jedoch nicht nur die Gesetze des Staates, sondern auch die der Straße.
Eigentlich wollte Scorsese Priester werden, selbst dem Gangster-Milieu zu verfallen, war für den gläubigen Katholiken nie eine Option. Stattdessen verfrachtete er seine Geschichten im Regiesessel von der Straße auf den Bildschirm - und wurde mit Verbündeten wie Schauspieler Robert De Niro oder Kameramann Michael Ballhaus zur Hollywood-Legende.