FC Bayern kommt BBL-Dominator in Europa ein Prügelknabe

Von Eberhard Spaeth
Basketball Foto: Verwendung weltweit

BASKETBALL. Es ist mit Abstand die teuerste Mannschaft in der Bundesliga, die sich am Sonntag um 15 Uhr im Trikot des FC Bayern München bei Medi Bayreuth präsentiert. Und die beste ist es wohl auch immer noch, selbst wenn in dieser Hinsicht der Vorsprung des amtierenden Deutschen Meisters und aktuellen Tabellenführers gegenüber den stärksten Konkurrenten in den letzten Wochen vielleicht nicht immer ganz unantastbar gewirkt hat. Sollte sich allerdings jemand mal die Mühe machen, eine Rangfolge nach allen Maßstäben eines Preis-Leistungs-Verhältnisses zu erarbeiten, dann dürfte die Basketball-Abteilung des Deutschen Fußball-Rekordmeisters dort wahrscheinlich nicht zur Spitzengruppe gehören.

 
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Die Unzufriedenheit hat damit zu tun, dass sich der Deutsche Meister der vergangenen beiden Spielzeiten ursprünglich kaum noch mit der nationalen Konkurrenz befassen wollte. Die neuen Ansprüche wurden vor dieser Saison in europäischen Größenordnungen definiert: Der FC Bayern sollte der erste Bundesligist werden, der in der Euroleague einen der acht Playoff-Plätze erreicht. Wie die Prioritäten verteilt sind, hat Anfang Januar die Entlassung von Trainer Dejan Radonjic deutlich gemacht: Der Montenegriner hatte bis dahin zwar sämtliche 14 BBL-Spiele gewonnen, aber den erwarteten Anschluss an die europäische Spitze nicht geschafft. Eine 63:93-Packung beim keineswegs stärker eingeschätzten Roten Stern Belgrad brachte ihn um den Job.

Doch auch unter der Leistung des vorherigen Co-Trainers Oliver Kostic kam der Dominator der Bundesliga auf europäischem Niveau selten über die Rolle eines Prügelknaben hinaus. Am späten Mittwochabend gab es in heimischer Halle mit 71:80 (41:44) gegen den Tabellendreizehnten Baskonia Vitoria aus Spanien die 19. Niederlage im 27. Spiel. Ohne die verletzten Flügelspieler Nihad Djedovic (Sprunggelenk) und Petteri Koponen (Oberschenkel) führten Center Greg Monroe (18 Punkte) und Spielmacher Maodo Lo (16) die Korbschützenliste der Münchner an. Bei Vitoria gehörte der erst kürzlich aus Ulm gekommene Zoran Dragic (13) zu den Besten.

In den Playoffs nichts zu suchen

Bei vier Siegen Abstand zum achten Platz und noch sieben ausstehenden Spieltagen sind die Playoffs zwar rechnerisch immer noch zu erreichen, aber nun folgt heute nur 42 Stunden vor dem Auftritt in Bayreuth die extrem schwere Aufgabe beim FC Barcelona. Vor allem aber ist längst klar, dass der FC Bayern in der Endrunde einfach nichts zu suchen hat. Dabei muss sein Kader den individuellen Vergleich sicher nicht scheuen mit einem Gegner wie Vitoria, der außer Dragic auch noch drei weniger prägende frühere Bundesligaspieler im Kader hat: Shavon Shields (Frankfurt), Pierria Henry (Ulm) und Sergi Garcia (Vechta). Doch die Zusammenstellung erscheint fragwürdig. Als Beispiel wird von Kritikern gern die namhafte (und kostspielige) Besetzung der Position fünf angeführt mit Greg Monroe und Mathias Lessort: Beide sind sich als Typ des klassischen Brettcenters so ähnlich, dass sie kaum einmal gemeinsam auf dem Feld stehen können und ihr Wechsel kaum neue Impulse setzen kann.

Zudem galt der Spielaufbau lange Zeit als Schwachstelle, weil mit einer Reaktion auf die Verletzung von T.J. Bray gezögert worden war und der letztlich nachverpflichtete DeMarcus Nelson als Fehlgriff galt. Zu viel hing dadurch von Maodo Lo ab. Verantwortung für die Personalien tragen neben dem Trainer vor allem auch Geschäftsführer Marko Pesic und Sportdirektor Daniele Baresi (früher Bamberg), die aber vergleichsweise selten öffentlich kritisiert werden.

Einsamer Krösus in der Bundesliga

Am Geld liegt es nicht, dass Bayern München in der Euroleague nur eine Statistenrolle spielt. Auch wenn nicht alle Saisonetats offiziell verkündet werden und die Kriterien für die Angaben vielleicht nicht einheitlich sind (Gesamtumsatz oder nur Summe der Spielergehälter?), darf man den Deutschen Meister wohl im Mittelfeld einer Geldrangliste einordnen. Davon geht die renommierte französische Sportzeitung L’Equipe aus, die den FC Bayern auf 23 Millionen Euro schätzt und damit mehr als doppelt so hoch wie Alba Berlin (11). An der Spitze wird der FC Barcelona geführt, der ein Basketball-Budget von 41 Millionen bestätigt hat. Nach Angaben der Süddeutschen Zeitung ist dabei ein Defizit von 31 Millionen eingeplant, das mit Gewinnen der Fußball-Abteilung ausgeglichen wird. In jedem Fall dürften die Münchner innerhalb der BBL einsamer Krösus sein. Das Fachmagazin BIG hat vor der Saison Brose Bamberg mit 14 Millionen auf Platz zwei gesetzt, noch vor Berlin.

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