Falscher Titel? Sportmedizinier trägt zweifelhaften Professorentitel

Von und 
Maximiliane Rüggeberg
Qerim Shkreli vor der ehemaligen Bowlingbahn in Bad Berneck, wo er ein Reha-Zentrum plant. Foto: Wittek Foto: red

Er tritt als Sportmediziner auf, will ein Rehazentrum in Bad Berneck aufbauen und vermittelt als "Professor Dr." Ärzte an Kliniken der Region: Admir K. (54). Aber Recherchen des Kurier legen nahe, dass er weder Doktor und schon gar kein Professor ist. Schmückt Admir K. sich mit den akademischen Titeln? Er bestreitet das. Belegen kann er seine wissenschaftliche Laufbahn aber nicht.

 
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Recherchen dieser Zeitung können nicht belegen, dass der Sportwissenschaftler aus dem Kosovo je einen akademischen Titel besessen hat. Studiert hat er in den 1980er Jahren an der Universität in Pristina. Doktor? Mediziner? Admir K. (Name von der Redaktion geändert) machte in Sportwissenschaften einen guten Abschluss, bestätigt Liridona Gashi von der Universität Pristina. K. gibt auf seiner Internetseite auch die Unis in Heidelberg und Belgrad an, wo er doziert haben will.

Als Wissenschaftler ist er weder bei der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft noch bei der Europäischen Vereinigung der Sportwissenschaftler mit Sitz in Köln bekannt. Ebenso wenig sind er oder seine angeblichen wissenschaftlichen Arbeiten in den großen, weltweiten Datenbanken der Sportwissenschaftler registriert. Nirgends ist er in offiziellen Melderegistern mit seinen akademischen Titeln geführt.

Alles nur "Neider"

Admir K. sagt, er kenne die Vorwürfe. Sie kämen von „Neidern“, ernst nehme er sie nicht. Angeblich habe er alle seine Dokumente in einem Zimmer seines alten Haus in Pforzheim liegen. Er musste das Gebäude zwangsversteigern, seitdem komme er nicht mehr hinein. Tatsächlich steht das Mehrfamilienhaus, wo seine Firma noch heute gemeldet ist, leer, nur der Briefkasten quillt über. Der neue Besitzer, Erhan M., ist nicht aufzutreiben. Nach Kurier-Informationen wird er polizeilich gesucht. So bleiben die Türen zu dem Zimmer, in dem angeblich Admir K. Dokumente liegen, verschlossen.

K. stammt aus Vitomirice. Kosovo. Mitte der 1990er Jahren kam er nach Deutschland. Zunächst betrieb er ein Geschäft mit „Abbrucharbeiten und Kfz-Handel“ in Wiesloch, 2009 meldete er in Pforzheim eine neue Firma an – ohne Angabe akademischer Titel: Abbruchunternehmen, Trockenbau, Kfz-Handel (Ex- und Import), Sportlehrer, Albanisches Consulting- und Kulturbüro. Außerdem hat Admir K. noch mehrere Adressen in Baden-Württemberg. Seine Firma ist laut Wirtschaftsauskunfteien in tiefroten Zahlen. Sieben Verfahren wegen Nichtabgabe der Vermögensauskunft sind am Amtsgericht in Kulmbach anhängig, eines in Pforzheim. Eine weitere Firma auf seinen Namen ist in Lettland gemeldet, auch sie ist nach Auskunft einer lettischen Auskunftei in den roten Zahlen.

Zuletzt hatte K. eine Bowlingbahn in Bad Berneck gekauft für 21.000 Euro. Dort will er ein großes Rehazentrum aufziehen. Der Bürgermeister ist begeistert. Allein: Es tut sich nichts.

Die rund 2000 Quadratmeter Fläche einer ehemaligen Bowlingbahn mit Tanzcafé wollte er noch dieses Jahr zu umbauen. „Das ist eine reine private Angelegenheit“, sagt Werner Seifert, Geschäftsleiter des Marktes Bad Berneck. Die Bahn ist total zerstört. Admir K. schiebt dafür die Schuld dem Vorbesitzer Sven Brock in die Schuhe. Der allerdings sagt, K. habe das Gebäude kalt gekauft, ohne es sich vorher anzuschauen. Er sei nie drin gewesen und habe auch die Hilfe Brocks nie gesucht. Derweil hat Admir K. noch andere Ideen für Gebäude in Bad Berneck. Zum Beispiel will er das Siemens-Kurheim kaufen. Pläne oder Finanzierungen hat er noch nicht. Nur eines ist verwirklicht: Er trat als Bevollmächtigter seiner Lebensgefährtin beim Kauf eines Hauses in Bad Berneck auf, in dem Asylsuchende untergebracht werden sollen.

Von Neudrossenfeld aus betreibt Admir K. eine „Personal-Vermittlungs-Agentur“ für Ärzte und Pflegepersonal, er vermittelt Fachkräfte aus Albanien und dem Kosovo an Kliniken der Region, unter anderem nach Bayreuth, Weiden, Kulmbach und Hof. Er wird für seine Preise gelobt, die um die 7000 Euro pro Vermittlung liegen. „Es geht nur um Rechnungen und um Konditionen“, heißt es in Kulmbach. Und die Konditionen stimmten. Admir K. gehörte „zu den billigen Jakobs“, heißt es in einer Klinik. in der Branche seien bis zu 30.000 Euro pro Vermittlung üblich.

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