Euregio Egrensis-Präsidentin Birgit Seelbinder im Interview Die Region verschenkt Fördermöglichkeiten

Von Thorsten Gütling
Die Vorsitzende der Organistion Euregio Egrensis, Birgit Seelbinder, im Interview mit dem Kurier. Archivfoto: dpa Foto: red

Die Mitglieder der Organisation Euregio Egrensis zur Förderung des bayerisch-tschechischen Grenzgebietes haben in Bayreuth getagt. Präsidentin Birgit Seelbinder bedauert, dass Fördermittel im Landkreis Bayreuth viel zu wenig angenommen würden.

 
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Frau Seelbinder, was macht Euregio Egrensis überhaupt?
Birgit Seelbinder: Wir wollen die Zusammenarbeit zwischen Bayern und Tschechien verbessern. Gerade arbeiten wir an einem Abkommen zur gegenseitigen Hilfe im Unglücksfall. Heute ist es noch so, dass Patienten, die vom einem ins andere Land transportiert werden müssen, an der Grenze von einem Krankenwagen auf einen anderen umgeladen werden müssen. Das soll sich ändern. Und wir arbeiten am Verbraucherschutz. Wer in Tschechien eine Brille kauft, zum Frisör geht oder sich Zahnersatz einsetzen lässt, soll die gleichen Gewährleistungsrechte haben, als wenn er das in Deutschland täte.

Für die nächsten vier Jahre stehen Euregio Egrensis 103 Millionen Euro zur Verfügung. Wer kann auf die Fördergelder zugreifen?
Kreise, Gemeinden, Vereine, Verbände, Kirchen, Parteien. Das Formular steht ab Mitte Oktober auf der Internetseite des Bayerischen Wirtschaftsministeriums bereit. Voraussetzung ist, dass man sich zur Umsetzung oder Planung Partner oder Personal auf tschechischer Seite sucht. voraussetzung ist, dass ein projekt die Ziele der Euregio verfolgt: Es sollte sich um wissenschaftliche Innovationen, Bildung, Naturschutz oder erneuerbare Energien drehen.

Das Programm gibt es seit nunmehr 15 Jahren. Was ist diesmal neu?
Seelbinder: Es gibt auf bayerischer Seite deutlich mehr Zuschüsse. Wir haben mit 50 Prozent angefangen, jetzt sind es 85 Prozent. Auf tschechischer Seite gab es bisher immer mehr. Das ist jetzt nicht mehr so.

Ein Zeichen, dass es Bayern schlechter geht?
Seelbinder: Nein. Es ist eher auf gutes Verhandlungsgeschick zurückzuführen und eine Belohnung dafür, dass wir unsere Projekte, für die wir Zuschüsse beantragt, auch immer umgesetzt haben. Eine weitere Neuerung: Anfang nächsten Jahres soll in Oberfranken, der Oberpfalz und Niederbayern jeweils ein Büro entstehen, das Hilfestellung und Auskunft zu den Fördermöglichkeiten gibt.

Euregio Egrensis hat 161 Mitglieder, das sind vier mehr als ein Jahr zuvor. Tendenz steigend?
Seelbinder: Nein. Es sind auch Mitglieder ausgetreten. Die Gemeinden Ebnath im Landkreis Tirschenreuth zum Beispiel und die Stadt Weißenstadt. Weil ihnen die Kommunalaufsicht die Mitgliedsbeiträge aufgrund einer angespannten Haushaltslage untersagt hat.

Wie ist der Zulauf im Landkreis Bayreuth?
Ich bedaure, dass sich der Landkreis Bayreuth an der Euregio Egrensis so wenig beteiligt. Ausnahme sind die Fichtelgebirgsgemeinden. Überall sonst ist eher von Leader-Förderung die Rede. Aber die ist im Vergleich zu Euregio ein Witz. Da gibt es ja gerade einmal eine Million Euro pro Jahr.

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