Bisher spielen saubere Anlagen vor allem für Großanleger wie Pensionskassen und Stiftungen eine Rolle. Laut BVI haben sie über Spezialfonds gut 50 Milliarden Euro nachhaltig investiert. Und dem Fondsanbieter Union Investment zufolge berücksichtigen 72 Prozent der Profi-Investoren in Deutschland Kriterien wie Umwelt und Soziales.
"Für viele Konsumenten hat Nachhaltigkeit bei ihren laufenden Einkäufen - von Babynahrung bis Haushaltsprodukte - bereits einen hohen Stellenwert", heißt es auch bei der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS. "Ihnen ist aber nicht bewusst, dass sie auch beim Thema Geldanlage darauf achten können."
Das könnte sich bald ändern: Denn die EU fördert nachhaltige Anlagen, um die Pariser Klimaziele einzuhalten. Brüssel will den Ausstoß an Treibhausgasen in der EU bis 2030 um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 senken. Die Kommission schätzt, dass dafür jährlich 180 Milliarden Euro klimafreundlich investiert werden müssten. Da öffentliche Investitionen dafür nicht reichen, sollen Private ermuntert werden.
Künftig soll etwa ein "Paris-Label" Investments kennzeichnen, die mit dem Klimaabkommen im Einklang stehen. Das soll verhindern, dass Finanzprodukte zu Unrecht als "grün" etikettiert werden. "Künftig wird es für Investoren einfacher sein, klimafreundliche Projekte auszuwählen", sagte der rumänische Finanzminister Eugen Teodorovici.
Der Druck dürfte nachhaltige Geldanlagen antreiben, meint der BVI. Denn Bankberater könnten nach dem Willen von Brüssel schon 2021 verpflichtet sein, Sparer zu fragen, ob sie ihr Geld nachhaltig anlegen wollen - Dokumentation inklusive.
Auch zwingende Hinweise auf Klimafolgen von Investments werden diskutiert. Noch steht das nicht fest. Der Fondsverband sieht die Pläne kritisch: Was Kapitalverwalter nicht bräuchten, seien "starre Vorgaben, die dazu führen, dass Anleger nicht mehr frei entscheiden können, worin sie investieren".
Unterdessen gewinnt der Trend an Fahrt, weil sich große Namen der Finanzwelt öffentlichkeitswirksam grün zeigen. Die Allianz etwa hat mit anderen Versicherern und Fonds ein Bündnis gegründet, das die CO2-Emissionen ihrer Anlagen bis 2050 auf netto Null senken will. Und die Deutsche Bank finanziert schon länger keine neuen Kohlekraftwerke mehr. Auch machen Umweltinitiativen Druck: Die 15 weltgrößten Vermögensverwalter nutzten ihre Marktmacht nicht genug für klimafreundliche Investments, monierte die Initiative InfluenceMap.
Bei nachhaltigen Anlagen spielen indes nicht nur karitative Motive eine Rolle. So hat der Dieselskandal bei VW vielen Investoren vor Augen geführt, dass es sich lohnen kann, auf gute Unternehmensführung zu achten: Die Aktie des Autobauers brach zwischenzeitlich ein. Auch wollen Großanleger Klagerisiken, etwa bei Tabakfirmen, ausschließen.
Wer Geld "sauber" anlegt, muss auch nicht auf Rendite verzichten. Im Gegenteil: Nachhaltige Aktienfonds mit europaweitem oder globalem Fokus schneiden über drei und fünf Jahre betrachtet im Schnitt leicht besser als herkömmliche Konkurrenzprodukte, zeigen Scope-Daten.
"Die Erkenntnis, dass sich nachhaltige Investments oft auszahlen, wächst, sagte Hartelt von Scope. Fondsmanager stellten Firmen häufiger kritische Fragen, etwa zu Arbeitsbedingungen bei Zulieferern. Hartelt beobachtet bei Finanzhäusern zuletzt "extrem viel" Bewegung. "Manche stellten ganze Teams mit Nachhaltigkeitsexperten ein."