Thema Kitas: Kraftakt

Von Martin Ferber

Es war ein Kraftakt ohnegleichen. Als die damalige Familienministerin Ursula von der Leyen in Zeiten der damaligen großen Koalition vollmundig einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz auch für ein- bis dreijährige Kinder versprach, setzte dies die Länder wie die Kommunen unter einen erheblichen Druck.

 
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Mit dem Bau von neuen Einrichtungen ist es allerdings nicht getan. Für die Betreuung der Kinder fehlen nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung bis zu 120 000 Erzieherinnen und Erzieher. Das überrascht nicht. Gutes Personal fällt nicht über Nacht vom Himmel, sondern muss erst einmal solide ausgebildet werden. Das dauert Zeit – und kostet Geld. Auf bis zu fünf Milliarden Euro zusätzlich pro Jahr beziffert die Bertelsmann-Stiftung die Kosten. Das ist des Kraftakts zweiter Teil, der jedoch unumgänglich und unausweichlich ist.

Harte Verteilungskämpfe zeichnen sich ab. Die Kommunen rufen nach den Ländern, diese wiederum sehen auch den Bund in der Pflicht. Der Bund verweist auf die Bafög-Milliarden, die er von den Ländern übernommen hat. Schon haben Länder wie Niedersachsen angekündigt, dieses Geld, das eigentlich für die Universitäten bestimmt ist, ausschließlich für die Kitas auszugeben. Das aber wäre eine fatale Entwicklung. Wer Studenten gegen Kleinkinder ausspielt, den einen nimmt, um den anderen zu geben, der denkt zu kurzfristig und spart an der falschen Stelle. Deutschland braucht beides: Gute Kitas und gute Universitäten. Hier wie da wird in die Zukunft des Landes investiert. Auch wenn es ein Kraftakt ist.